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Bistum Dresden-Meißen

Erstmals auch drogenabhängige Jugendliche betreuen

KOJA Dresden

Dresden (tg) - Die Katholische Offene Jugendarbeit (Koja) startet in Dresden erstmals ein Projekt zum betreuten Wohnen für drogenabhängige Jugendliche. Mitte April diesen Jahres sollen die ersten von ihnen in einem Haus an der Tiergartenstraße aufgenommen und von speziell geschulten Sozialarbeitern betreut werden, sagt Jens Daniel Schubert, Vorstandsvorsitzender von KOJA. Insgesamt stünden acht Plätze zur Verfügung. Unter Anleitung von Freizeitpä-dagogen sollen die Jugendlichen durch sinnvolle Beschäftigung und Sport sich selbst und ihre Grenzen erfahren und so Alternativen zum Drogenkonsum für sich entdecken. Das Projekt mit dem Namen "Bumerang" sei jedoch keine "Fixerstube", betont Schubert. Harte Drogen wie Heroin seien in Dresden kaum verbreitet, dagegen habe der Konsum von "weichen" Drogen, wie etwa Ecstasy-Pillen, in den vergangenen Monaten zugenommen.

Drogen sind in Betreuungseinrichtungen normalerweise verboten, nur hier werden sie akzeptiert. Jens Daniel Schubert: "Drogen-Konsum ist eine Form von Konflikt-Flucht. Wenn wir durch sozialpädagogische Arbeit die Jugendlichen zur Lösung ihrer Probleme befähigen, haben sie auch keinen Grund mehr, Drogen zu nehmen." Ein nachfolgender Drogenentzug sei dann weitaus erfolgversprechender.

Seit nunmehr fünf Jahren betreut der katholische Verein Mädchen und junge Frauen in einem Haus in der Dresdner Adlergasse. Zehn Einzelzimmer in drei Gemeinschaftswohnungen gibt es insgesamt, fünf davon sind belegt. "Wir können hier weder Mutter noch Vater ersetzen", betont Bärbel John, die Leiterin des betreuten Wohnens. "Auch die besseren Erzieher sind wir nicht - wir haben hier nur bessere Bedingungen." Jede der Bewohnerinnen, die zwischen 14 und 22 Jahre alt sind, hat einen festen Ansprechpartner, der sie zum Beispiel auch beim Gang auf die Ämter begleitet, erläutert Bärbel John. 14 Sozialarbeiter, zwei Drittel davon Frauen, teilen sich fünf Vollzeitstellen. Viele arbeiten Teilzeit, einige als Honorarkräfte. Sie sind rund um die Uhr für die Jugendlichen da. "Aber nicht, um immer nur lieb zu sein", betont Bärbel John. Sich zu streiten, auch mal zu schimpfen, das gehöre dazu. "In der Auseinandersetzung sollen die "Jugendlichen zu sich selbst finden."

Für viele der Bewohnerinnen ist die Adlergasse ein Übergangsstadium, ein Sprungbrett in die Selbstständigkeit. Die Wohnungen werden in der Regel zunächst vom Verein angemietet; sind die Jugendlichen volljährig, übernehmen sie sie selbst. Eine Art Zwischenstadium ist die Wohngruppe im Stadtteil Dresden-Plauen, die Catrin Jeschek betreut. Künftig sollen auch junge Männer sowie Kinder unter zwölf Jahren aufgenommen werden.

Ein Problem für die Sozialarbeiter: Nie lange das Geld, um mit den Jugendlichen etwas zu unternehmen, zum Beispiel mal am Wochenende in die Sächsische Schweiz zu fahren. Die Kostensätze vom Jugendamt reichten nur für die wichtigsten täglichen Dinge.

Zu Koja gehört außerdem ein Café, wo Jugendliche aus dem Stadtteil Dresden-Friedrichstadt ihre Freizeit verbringen können. Für sie stehen beispielsweise Werkstätten und ein Band-Probenraum zur Verfügung. Vier Mitarbeiter, die sich drei Vollzeitstellen teilen, versuchen, die Jugendlichen zu sinnvoller Tätigkeit zu motivieren und ihre Eigeninitiative zu fördern.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 14 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 02.04.2000

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