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Bistum Erfurt

Religionsunterricht im Blick

Katholikenrat Erfurt

Erfurt / Gotha (ep) - Die Themen "Schwangerschaftskonfliktberatung", schulischer Religionsunterricht und "Der Wert der Familie in der Gesellschaft" standen im Mittelpunkt der Frühjahrsvollversammlung des Katholikenrates des Bistums am 17./18. März in Erfurt.

Wie bereits im Tag des Herrn berichtet, wird das Bistum Erfurt nach dem 31. Dezember 2000 keine Beratungsscheine mehr ausstellen, aber weiterhin durch den Caritasverband Schwangerschaftskonfliktberatung anbieten. Entsprechende Überlegungen stellte der Leiter des Katholischen Büros, Ordinariatsrat Winfried Weinrich, den Mitgliedern des Katholikenrates vor. Es sei geplant, die Beratung sogar zu intensivieren, etwa in Hinsicht auf die vorgeburtliche Diagnostik und daraus resultierende Eingriffsmöglichkeiten. Dies bestätigte auch Weihbischof Hans-Reinhard Koch, der geistlicher Beirat des Katholikenrates ist. Koch berichtete vom Beschluss der deutschen Bischöfe bei ihrer Frühjahrsvollversammlung in Mainz, die Konfliktberatung - ohne Schein - fortzusetzen. "Alle Frauen sollten wissen, dass ihnen die Caritas auch künftig in allen Fragen, also auch im Schwangerschaftskonflikt, Hilfe anbietet." Ordinariatsrat Weinrich wies darauf hin, dass angestrebt ist, im Umfeld der Caritas-Beratungsstellen seitens der Kirche den Kontakt zu den Frauenärzten zu suchen, um ihnen deutlich zu machen, dass Frauen in den kirchlichen Beratungsstellen weiterhin mit umfassender Hilfe auch hinsichtlich der Vermittlung an die Bundesstiftung "Frauen in Not" oder an die Landesstiftung rechnen können.

Zudem müsse überlegt werden, wie Frauen mit Kindern in Mutter-Kind-Gruppen, durch Tauschbörsen für Kinderkleidung und anderes noch stärker als bisher weitergeholfen werden kann. Im Bistum gibt es in Erfurt, Gotha, Heiligenstadt, Nordhausen und Suhl Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen. Katholikenratsvorsitzender Helmut Groß informierte, dass in Kürze mit der Gründung eines Landesverbandes von "Donum Vitae" in Thüringen zu rechnen sei. Die Initiatoren würden möglicherweise auch Mitglieder des Katholikenrates hinsichtlich einer Mitarbeit ansprechen, so Groß. Als Verein katholischer Laien will "Donum Vitae" die Schwangerschaftskonfliktberatung mit Schein fortsetzen. Der Verwirklichung dieses Vorhabens scheinen allerdings viele Hindernisse entgegenzustehen.

In einem weiteren Tagesordnungspunkt befasste sich der Katholikenrat mit dem schulischen Religionsunterricht. Der Leiter des Schulamtes des Bistums Erfurt, Martin Fahnroth, zeigte sich besorgt über die in den nächsten Jahren weiter zurückgehenden Schülerzahlen und die daraus resultierenden Folgen für den schulischen Religionsunterricht, zumal dieser ohnehin durch die wenigen katholischen Schüler oft nur klassen-, jahrgangs- oder gar schulübergreifend stattfinden kann. Fahnroth beklagte, dass von den 1283 katholischen Berufsschülern an den Bildungseinrichtungen Thüringens gerade 34 katholischen Religionsunterricht erhielten. Ursache seien fehlende Lehrer. Die Leiter der Schulämter Bad Langensalza (für die Landkreise Gotha / Unstrut-Hainich-Kreis), Fuhlbrügge, und Worbis (für den Eichsfeldkreises / Kreis Nordhausen), Georg Jünemann, berichteten aus ihrer Sicht über die Durchführung des Religionsunterrichtes.

Fuhlbrügge beklagte, insofern der Religionsunterricht durch Pfarrer oder Gemeindereferentinnen gegeben werde, sollten diese stärker in den Lehrerzimmern präsent sein, um besonders nichtchristlichen Fachlehrern als Gesprächspartner zur Verfügung zu stehen. Fuhlbrügge warnte davor, es zum Prinzip werden zu lassen, dass der Religionsunterricht in der Gemeinde stattfindet. Zudem sollten die verantwortlichen Lehrer darauf achten, dass im Unterricht die gleichen Bedingungen und Anforderungen gelten wie in anderen Fächern. Andererseits drohe dem schulischen Religionsunterricht, dass er von Schülern und anderen Fachlehrern nicht ernst genommen werde. "Ein zu wohlwollendes Maß bei der Bewertung seitens kirchlicher Lehrkräfte führt letztlich zu einer Zweckmäßigkeitshaltung der Kinder." Der Leiter des Schulamtes Worbis, Georg Jünemann, beklagte den Personalmangel bei Religionslehrern. Andererseits habe er Verständnis dafür, dass es nicht Sache jedes Seelsorgers sei, vor Klassen mit 30 Schülern zu stehen und zunächst "allgemeine pädagogische Grundsätze durchzusetzen, ehe er von Religion sprechen kann ..." Jünemann zeigte sich verwundert über die Haltung der Eltern, die zwar sofort protestierten, wenn Mathe- oder Deutsch-Stunden ausfielen, beim Ausfall von Religionsunterricht aber nicht vorstellig würden. Der Katholikenrat beauftragte seine Kommission "Kinder / Jugend / Bildung", den Entwurf für eine Stellungnahme des Laiengremiums zu erarbeiten.

"Der Wert der Familie in der Gesellschaft" war der dritte Arbeitsschwerpunkt. Eine Arbeitsgruppe des Katholikenrates hat dazu einen Entwurf für eine Erklärung erarbeitet. Dieser wurde von den Mitgliedern diskutiert und soll bis zur Herbstvollversammlung überarbeitet werden.

Am 17. April ist eine Begegnung des Katholikenrates mit dem Nuntius, Erzbischof Giovanni Lajolo, geplant, der in der Karwoche das Bistum besucht.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 14 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 02.04.2000

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