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Bistum Erfurt

Chance, für Beruf und Leben zu Lernen

St. Elisabeth-Schulen Erfurt

Erfurt (ep) - "Unsere Schule hat einen guten Ruf. Das hören wir immer wieder bei unseren Praktika", sagen Angelika Nolte, Katja Klingebiel und Katja Skorupa-Baumann nicht ohne Stolz. Die drei jungen Frauen, von denen eine katholisch, eine evangelisch und eine ungetauft ist, absolvieren an den Berufsbildenden Schulen St. Elisabeth in Erfurt die dreijährige Ausbildung zur Altenpflegerin. Dass sie in ihrer Ausbildung schon einiges gelernt haben, demonstrierten sie am Tag der offenen Tür in ihrer Schule: Im Altenpflegekabinett zeigten Angelika und Katja an ihrer Mitstreiterin Katja, wie ein Pflegebedürftiger in eine vorschriftsmäßige 30-Grad-Lagerung zu bringen ist.

Zum Tag der offenen Tür hatten einige der 120 Schülerinnen und Schüler eine Spielstraße eingerichtet, die vor allem die Kinder unter den Besuchern erfreute. In einem Raum wurden Kerzen verziert, in einem anderen Trommeln gebastelt, die gleich ausprobiert wurden. Einige Schülerinnen führten Tänze vor. Bei einer Podiumsdiskussion ging es um "Ausbildungsvergütung als Kosten der Pflege".

"Mir macht die Arbeit mit alten Leute sehr viel Spaß", erzählt Angelika Nolte von ihren Erfahrungen bei bereits absolvierten praktischen Einsätzen. "Zudem hat der Beruf der Altenpflegerin auf jeden Fall Zukunft, weil es immer mehr Senioren gibt. Und wer bereit ist, sich über die Heimatregion hinaus zu bewerben, findet auch eine Stelle", ist die junge Frau, die aus Kirchohmfeld im Eichsfeld stammt, überzeugt. "Wenn man ein wenig Einfühlungsvermögen aufbringt, kann es mit alten Menschen richtig interessant sein", pflichten ihr Katja Klingebiel, die aus Heiligenstadt kommt, und Katja Skorupa-Baumann aus Bad Langensalza bei. "Alte Leute haben aus ihrem Leben sehr viel zu berichten. Von ihren Erfahrungen kann man manches lernen." Dass für das menschliche Miteinander in der altenpflegerischen Praxis angesichts der Regelungen der Pflegeversicherung wenig Zeit bleibt, dafür haben die drei wenig Verständnis.

Gut finden Angelika und die beiden Katjas den Wechsel zwischen theoretischem und praktischen Unterricht in ihrer Ausbildung: "Wenn man zum Beispiel erlebt hat, dass jemand einen Schlaganfall erlitten hat, ist es sehr interessant, im Unterricht darüber auch theoretisch zu hören", sagt die junge Frau aus Heiligenstadt. Aber auch die Kommunikationswoche und eine Woche über Sterbebegleitung hätten ihnen viel gegeben, so die Schülerinnen im zweiten beziehungsweise dritten Lehrjahr.

"Für die Altenpflegeausbildung gibt es ein großes Interesse", sagt die Leiterin der Berufsbildenden Schulen St. Elisabeth, Gabriele Linek. Wir haben jährlich 200 Bewerber, darunter auch einige Männer, aber nur 15 Ausbildungsplätze. Hinzu kommen Umschüler im Alter bis zu 45 Jahren. "Die Umschüler bieten mir ihrem Erfahrungsschatz eine gute Ergänzung", so Frau Linek auf Nachfrage. Gerade in der Altenpflege sei Lebenserfahrung von Nöten, zumal niemand, der sich auf den Beruf vorbereitet, eigene Erfahrungen mit dem Altsein habe. Die ebenfalls an der Schule angebotene Ausbildung zum /zur Sozialassistenten/-in und das Berufsgrundbildungsjahr (BGJ) betrachtet Schulleiterin Linek als gute Basis für das Erlernen eines Sozialberufes, aber auch als Chance, "Lernen zu lernen", und damit lebenstüchtig zu werden.

Auch Christina Guhn (17), Ricarda Klapper (17) und Anja Neumann (17) hielten sich zum Tag der offenen Tür bereit, um Rede und Antwort über die verschiedenen Berufsausbildungen zu stehen: Christina, die einmal Sanitäterin bei der Bundeswehr werden möchte, absolviert die zweijährige Ausbildung zur staatlich geprüften Sozialassistentin. 20 solcher Ausbildungsplätze stehen pro Jahr zur Verfügung. Der Ausbildungsgang bietet einen Berufsabschluss, der zum Einsatz in verschiedenen sozialen Bereichen befähigt und gute Voraussetzungen zum Beispiel für eine Rettungsassistentenausbildung oder für den Besuch einer Fachschule für Sozialpädagogik schafft. Angestrebte Berufe sind dann etwa Heilerzieher, Logopädagoge, Physiotherapeut, Ergotherapeut.

"Als ich von der Regelschule hierher kam, war ich ganz erstaunt über die lockere Atmosphäre", erinnert sich Christina. "Mit den Lehrern kann man über alles reden. Wir diskutieren viel im Unterricht." Obwohl Christina - wie auch Anja und etliche ihrer Mitschüler - nicht getauft sind, nehmen alle am Religionsunterricht teil: "Es ist gut, die Grundzüge der christlichen Religion zu kennen", sagt Christina. "Wenn man zum Beispiel einen Sterbenden begleiten muss, ist es doch gut, ihn in seiner Hoffung auf ein Leben nach dem Tod zu bestärken, wenn er Christ ist", so die junge Frau. "Ich glaube nicht an Gott, aber ich denke schon, dass mit dem Tod das Leben nicht einfach aus ist."

Im Religionsunterricht, aber auch im Fach Fest- und Feiergestaltung werden die jungen Frauen und wenigen Männer auch mit dem christlichen Jahreskreis und seinen Bräuchen bekannt gemacht. Die Ausbildung zum / zur Sozialassistenten/-in ist theorieintensiv und umfasst hauswirtschaftliche Fächer, Sport, Englisch, Berufs-/ Rechtskunde, Erziehungsfächer, Spielen und eben auch Religion, also vieles, "was auch für das normale Leben zu gebrauchen ist", wie Christina bestätigt. Einen Tag pro Woche sind die Auszubildenden im Einsatz in unterschiedlichen sozialen Einrichtungen.

Ricarda und Anja absolvieren das Berufsgrundbildungsjahr (BGJ). Wer eine Kranken- oder Altenpflegeausbildung machen will, aber noch nicht 17 Jahre ist, hat mit dem BGJ die Möglichkeit, sich auf die Ausbildung vorzubereiten. Vermittelte Fächer sind Gesundheits-, Ernährungslehre, Fest- und Feiergestaltung, Botanik und Drogen-(Heilpflanzen-)Kunde, Deutsch, Fachrechnen, Englisch, Sozialpflegerische Fachkunde, Religion. Während der Ausbildung durchlaufen die Teilnehmer Praktika in Kindertagesstätten, Behindertenarbeit, im Altenheim und Krankenhaus. Ricarda möchte anschließend Krankenschwester werden und vielleicht einmal Medizin studieren.

Ab Herbst bieten die Berufsbildenden Schulen St. Elisabeth auch eine Erzieherinnenausbildung an und knüpfen damit "ganz bewusst" an die Tradition im Erfurter Ursulinenkloster an, wie Frau Linek betont. Derzeit seien noch Plätze frei, begonnen werde aber in jedem Fall mit dem Ausbildungsgang zum / zur Erzieher/-in, der sich über drei Jahre erstreckt und mit der staatlichen Anerkennung abschließt.

Informationen zur Anmeldung:

Berufsbildende Schulen St. Elisabeth,

Schulleiterin Gabriele Linek,

Max-Steenbeck-Str. 26

99097 Erfurt,

Tel. (0361) 4219534

Berufsausbildende Schulen in katholischer Trägerschaft gibt es auch in Heiligenstadt

Tel. (03606) 67302

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 16 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 16.04.2000

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