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Bistum Magdeburg

Abbruch, Aufbruch oder Umbruch

Katholische Akademie Magdeburg

Magdeburg (cm) - Zum zweiten Politikerforum hatte die Katholische Akademie des Bistums Magdeburg am 7. April ins Roncalli-Haus eingeladen. Haupt- und ehrenamtliche Politiker aus Sachsen-Anhalt diskutierten über Richtung und Chancen des gegenwärtigen gesellschaftlichen Wandels. In seinem einleitenden Vortrag betonte Professor Erhard Forndran, Politologe an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, dass Wandel eigentlich etwas Normales und sogar eine Bedingung für menschliches Leben sei. In der Politik sei jedoch die Frage entscheidend, wie weit gesellschaftlicher Wandel gehen soll.

Nach einer Situationsanalyse gab Forndran Handlungsvorschläge, wie die Gesellschaft auf Bevölkerungsexplosion, Mediengesellschaft, globale Märkte, Ressourcenknappheit, Klimaveränderung und andere Wandlungsprozesse reagieren könnte, die bei vielen Menschen zu Unsicherheit und gesteigertem Harmoniebedürfnis führten. "Was wir vor allem brauchen, ist ein Steuerungsmechanismus". Die Lösung der Probleme dürfe nicht allein dem Markt überlassen werden. Die Politik müsse wieder den Mut finden, Entscheidungen zu treffen, auch wenn nicht alle Folgen in allen Einzelheiten abzusehen sind. Schließlich sei auch eine Nicht-Entscheidung eine Entscheidung. Auf der Ebene der Bürger müsse das Gleichheits-Prinzip wieder größeren Stellenwert bekommen. In den letzten Jahren sei die Individualität des Einzelnen sehr stark betont worden. Einfluss auf den gesellschaftlichen Wandel sei jedoch nur durch Kommunikation möglich. Eine besondere Aufgabe habe dabei das Bildungssystem. Bereits in der Schule müsse Kindern und Jugendlichen die Fähigkeit vermittelt werden, eine eigene Werteposition aufzubauen. Hier seien auch die Kirchen in der Pflicht. Zudem müsse die heranwachsende Generation lernen, mit Unsicherheiten zu leben. "Wir sind gegenwärtig nicht in einer Phase des Abbruchs, sondern des Umbruchs", bilanzierte der Professor am Schluss seines Referates. Die Demokratie sei nicht in Gefahr, ob sie ihre Möglichkeiten nutzen wird, sei unklar.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 16 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 16.04.2000

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