Katholiken suchen nach eigenem Weg

Magdeburg (dw) - Den Verein "Donum Vitae" (Geschenk des Lebens), der bereits in anderen deutschen Bistümern als Träger künftiger katholischer Schwangerschaftskonfliktberatung ge-gründet wurde, soll es bald auch in Magdeburg geben.

Dafür sprachen sich die Mitglieder des diözesanen Katholikenrates bei ihrer jüngsten Versammlung am 8. April mit großer Mehrheit aus. Der Vorstand des Katholikenrates will gemeinsam mit der Kommission "Familie, Kinder und Jugend" engagierte katholische Laien - auch aus den eigenen Reihen - zur Gründung eines Vereins unter dem Dach von "Donum Vitae" gewinnen.

In einem Gespräch mit Vertretern des Katholikenrates hatte der Magdeburger Bischof Leo Nowak Ende März darauf hingewiesen, dass Beratungsscheine in den Caritas-Konfliktberatungsstellen im Bistum nur noch bis zum Jahresende ausgestellt werden. Er bezeichnete es als dringendes Anliegen, dass die Kirche im Bistum ihrer Verantwortung für den Lebensschutz auch künftig gerecht wird. Mit seinen Gesprächspartnern war er sich einig, dass dies in der bisherigen Intensität in Sachsen-Anhalt nur möglich sein wird, wenn Frauen, die beraten werden wollen, auch zu den kirchlichen Beratungsstellen kommen. Den Laien, die in Richtung einer Aufrechterhaltung christlicher Beratungsstätigkeit aktiv werden wollen, sagte der Bischof deshalb seine Unterstützung zu.

Gemeinsam mit den Vertretern des Katholikenrates entwarf er vier mögliche Varianten, die am 8. April zur Diskussion standen. Er drängte zu einem raschen Entschluss. Es sei sinnvoll, mit neuen Beratungsmodellen der katholischen Christen an die bestehenden anzuknüpfen.

Zu den vier diskutierten Varianten gehörte neben der Weiterführung der Beratung ohne Schein und der Gründung des Trägervereins "Donum Vitae" auch der Aufbau von ökumenischen Beratungsstellen gemeinsam mit der evangelischen Kirche und die Zusammenarbeit mit niedergelassenen katholischen Ärzten, die eine Zusatzqualifikation als Berater haben. Grünes Licht gaben die Katholikenrats-Mitglieder einer modifizierten Vereinsgründungs-Variante: In die Satzung des zu gründenden Vereines wird - je nach weiterem Verhandlungsverlauf - die Absicht zur Kooperation mit der evangelischen Kirche oder mit zur Beratung befugten Ärzten aufgenommen. So schnell wie möglich sollen Vorgespräche mit der evangelischen Kirche, mit in Frage kommenden Ärzten und - unter Mitwirkung des Katholischen Büros - nicht zuletzt auch mit der Magdeburger Landesregierung aufgenommen werden.

Mehrere Diskussionsteilnehmer äußerten während der Katholikenratssitzung ihre Unsicherheit in Bezug auf rechtliche Fragen der Gründung eines Trägervereins. Insbesondere Vertreter der Dekanate wiesen wiederholt darauf hin, dass in ihren Dekanaten im Vorfeld der Versammlung Skepsis und Widerspruch gegen die mögliche Donum-Vitae-Gründung geäußert worden sei. Priester und Laien befürchteten, mit einer Entscheidung für Donum Vitae der Weisung des Papstes zu widersprechen. Wolfgang Müller, der Geschäftsführer des Katholikenrates, bemerkte in diesem Zusammenhang, dass die Zeit nicht ausreiche, vor der Katholikenratsentscheidung alle Gemeinden und Dekanate zu konsultieren. Dies entspreche auch nicht der Satzung des Gremiums. Im Übrigen werde der Beratungs-Trägerverein nicht vom Katholikenrat als solchem gegründet, sondern von einzelnen Katholiken, die jeweils ihrer Gewissensentscheidung folgen.

Mit der Gründung eines Vereins, der unter dem Dach von "Donum Vitae" arbeitet, in seiner Satzung aber zum Teil abweicht, wären die Katholiken im Bistum Magdeburg keine Vorreiter. In der Erzdiözese Paderborn zum Beispiel sind drei Vereine gegründet worden: Neben "Donum Vitae" wollen hier die Vereine "Frauenwürde" und "Frauenberatung" katholische Konfliktberatung fortführen.