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Die Domitilla-Katakomben

Unterwegs in Rom

Über die Jungfrau Domitilla ist wenig überliefert. Bekannter sind die beiden spätantiken römischen Soldaten Nereus und Archilleus, die ihr dienten und zusammen mit ihr den Märtyrertod erlitten. Ihnen wurde über dem der Domitilla geweihten Gräberfeld im vierten Jahrhundert eine Basilika errichtet. Die heutige Kirche der Santi Nereo e Archilleo enthält allerdings nur noch wenige Relikte des ursprünglichen Baus. Die Domitilla-Katakomben an der Via delle Sette Chiese 282 bilden westlich der Via Appia Antiqua ein Ensemble mit den San-Sebastiano- und den San-Callisto-Katakomben. Sie stellen das größte Gräberfeld dieser Art in Rom dar, basieren allerdings auf heidnischen Grabstätten des ersten und zweiten Jahrhunderts. Die aus San Callisto bekannten Fresken und frühchristlichen Motive finden sich auch in San Domitilla: Herausragend ist die früheste bekannte Darstellung Christi als guter Hirte. In der Anlage der Stollen und Gänge zeigt diese riesige Nekropole eine interessante Kombination aus Rost- und Zweigsystem.

In vorkonstantinischer Zeit dienten die Katakomben nicht als Zufluchtsort der christlichen Gemeinde, der vor der heidnischen römischen Obrigkeit geheimgehalten worden wäre. Vielmehr waren die Begräbnisstätten den Kaisern wohlbekannt, wurden aber nur in Zeiten der Christenverfolgungen beschlagnahmt - so durch Kaiser Valerian im Jahre 258 und durch Kaiser Diokletan im Jahre 303.

Während Gottesdienste in jener Zeit in Privathäusern wohlhabender Christen abgehalten wurden, fanden in den Katakomben Begräbnisse, Zusammenkünfte zum Gedenken an die Märtyrer und Eucharistiefeiern statt. Die spätantiken Christen verweigerten den römischen Kaiserkult; ihr von Humanität und Nächstenliebe geprägtes Weltbild stellte für den römischen Sklavenhalter- und Ausbeuterstaat eine Provokation dar. Deswegen gingen die heidnischen Kaiser in Krisenzeiten gern mit staatlichem Terror gegen sie vor.

Moderne Opfer solchen Terrors haben nur wenige Schritte südlich der Domitilla-Katakomben ihre letzte Ruhe gefunden. In den Ardeatinischen Gräben erschoss die SS am 24. März 1944 in einem Racheakt nach einem Partisanenattentat 335 politische Gefangene. Ihre Grabstätten befinden sich in einem flachen Betonmonument und können dort besucht werden. Die Stätte ist ein Denkmal des italienischen antifaschistischen Widerstandes und eine Weihestätte der italienischen Nachkriegsrepublik. So bergen die die Katakomben im Süden Roms Opfer staatlicher Intoleranz und Repression aus zwei Jahrtausenden. Klaus Grabenhorst

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 16 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 16.04.2000

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