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Bistum Magdeburg

Hinschauen und Handeln

Zukunftsgespräche im Bistum Magdeburg

Magdeburg (dw) - "Hinschauen und handeln" - dies wird ein Leitgedanke des "Pastoralen Zukunftsgesprächs" sein, das in Kürze im Bistum Magdeburg beginnen soll. Es geht dabei darum, visionäre Kräfte der Kirche zu wecken und zu stärken, die für die Kirche selbst und das gesamte Land zukunftsträchtig sind. In unterschiedlichen Phasen sollen möglichst viele Katholiken in das pastorale Gespräch einbezogen werden, das nach derzeitigen Planungen im Jahr 2002 in einer Bistumsversammlung gipfelt.

Auf dem Hintergrund des Zweiten Vatikanischen Konzils stimmte Dr. Hildegund Keul, die Frauenreferentin des Bistums, kürzlich die Frühjahrs-Vollversammlung des Magdeburger Katholikenrates auf das Pastorale Zukunftsgespräch ein. Die Fähigkeit zu Neuaufbrüchen hänge wesentlich von der Bereitschaft ab, Brüche und Veränderungen wahrzunehmen, sagte sie. Gerade in den östlichen Bundesländern seien in den vergangenen Jahren viele Hoffnungen zerbrochen, nicht zuletzt in der Kirche. Brüche seien schmerzlich, auch wenn es um kirchliche Traditionen gehe, die davon betroffen seien, sie könnten aber Orte sein, wo Verdrängtes sichtbar wird und wo schließlich Visionen aufbrechen. Dr. Keul erinnerte an die beiden Kirchenkonstitutionen des Konzils: Das Dokument "Lumen Gentium" habe den Blick auf das Innere der Kirche gerichtet und die Christen ermutigt, ihren Glauben zu vertiefen und sich erneut die Frage nach der Hoffnung zu stellen, die sie trägt. "Gaudium et Spes" hingegen habe die Frage eröffnet, was die Menschen von heute der Kirche zu sagen haben, worüber sie trauern und welches ihre Hoffnung ist. Es gelte, beide Blickrichtungen miteinander in Dialog zu bringen. Dies sei auch für das Gelingen des Pastoralen Zukunftsgesprächs entscheidend. Der Dialogprozess könne den Katholiken nicht zuletzt helfen, Worte zu finden für ihren Glauben. Hierzulande seien Christen oftmals sprachlos, wenn es darum gehe, außerhalb ihres Milieus über ihre Hoffnungen zu sprechen.

Ein von Bischof Leo Nowak und dem Priesterrat des Bistums unterzeichneter Brief soll im Mai der offizielle Start des Pastoralen Zukunftsgespräches sein. Gemeinden, kirchliche Gruppen, aber auch Menschen, die bewusst aus der Kirche ausgetreten sind, werden in diesem Brief gebeten, die Themen zu nennen, die ihnen in einem solchen Dialogprozess wichtig scheinen. In einer zweiten Phase werden die Gemeinden dann um Lösungsvorschläge zu bestimmten Fragen und Problemen gebeten. Arbeitsgemeinschaften werden aus dem eingesandten Material Diskussionsvorlagen für die Bistumsversammlung erstellen.

Vergleichbare Prozesse sind unter verschiedenen Bezeichnungen bereits in vielen anderen deutschen Bistümern gelaufen, im Erzbistum Berlin beispielsweise ist ein "Pastoralforum" derzeit noch im Gange.

Häufig fehlten Christen hierzulande die Worte wenn es darum gehe, außerhalb des katholischen Milieus etwas zu sagen über die Hoffnung, die sie trägt.

in sechseinhalb Jahren vieles verändert. in sechseinhalb Jahren, die sie da ist, hat sich vieles verändert. Eines jedoch ist geblieben: Das Klagen darüber, dass wir nur eine verschwindende Minderheit sind. Religiös gesehen eine Mehrheit. (Es gibt hier keine religiöse Gruppe, die größer ist als die der Christen)

Den springenden Punkt in der Eröffnungsrede von Johannes XXIII hat der Übersetzer gestrichen. Es ist ein Sprung nach vorne, der zu vertieftem Glaubensverständnis führt. Es klang zu revolutionär. Kleine Münze der Pastoral. Ein Segen, der Zukunft eröffnet. Barnmherzigkeit, keine Verurteilungen (zum Beispiel von Andersdenkenden) kennzeichnete das Konzil. Blick auf Inhumanität.

Pastoral findet statt im Gespräch mit dem Nachbarn, dem gerade die Frau gestorben ist und mit der Frau, die gerade auf ihre 83. Bewerbung eine Absage geschrieben hat. Bei Brüchen im Leben ansetzen, um zum Aufbruch zu gelangen.

Mehrere Katholikenratsmitglieder sahen Gefahr, Konkurrenz zwischen Richtungen aufzutun, nur gemeinsam. Sich nicht in Nischen drängen lassen. Alle ermutigen, die etwas Neues sehen und wagen: Oft: Das wird eh nichts, das haben wir schon vor dreißig Jahren probiert und es hat nicht funktioniert.

Ein Blick zurück

Was, wenn die Apostelrunde zu Pfingsten nicht aus ihrem Saal herausgekommen wäre? Irgendwann hätten die Jünger dann vielleicht ihre Ängste und ihr Hin- und Hergerissensein schlichtweg vergessen und sich gedacht: "Was soll's, vielleicht ist es sogar besser, wenn wir hier drinnen bleiben. Wir können uns hundertprozentig aufeinander verlassen und darauf, dass wir Jesus garantiert treu bleiben." Sie hätten sich an das nette Beisammensein gewöhnt, wären gemeinsam alt geworden, nur bei den Beerdigungsfeiern wäre ab und zu ein Stoßseufzer zu hören gewesen: "Waren das noch Zeiten, als wir mit Jesus unterwegs waren und er die Menschenmassen von den Hockern riss. Schade eigentlich, dass so etwas heutzutage nicht mehr möglich ist. Schade auch, dass bald der letzte von uns gehen wird und dass keine jüngeren Leute zu uns stoßen. Wenn man noch jung und unverbraucht wäre, könnte man ja vielleicht noch etwas bewegen. Aber so: Allein schon die vielen unterschiedlichen Sprachen, die die Leute da draußen sprechen, wer von uns Alten sollte die alle lernen ..."

Zum Glück lief damals alles anders. Das Pastorale Zukunftsgespräch, das im Bistum Magdeburg derzeit vorbereitet wird, könnte ein Beitrag dazu sein, dass es auch in unseren Gemeinden ein wenig anders läuft und dass dort immer mehr der Heilige Geist zum Zuge kommt.

Dorothee Wanzek

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 17 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 23.04.2000

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