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Bistum Dresden-Meißen

Domschatzkammer erweitert

St. Petri in Bautzen

Die Bautzen (jak) - Schnelle Führungen sind seine Sache nicht, und das ist gut so. Liebevoll führt Ordinariatsrat Dr. Siegfried Seifert die Besucher durch die Bautzner Domschatzkammer, die sich ab 26. April mit insgesamt fünf Räumen der Öffentlichkeit präsentiert. Mit zwei zusätzlichen Räumen wird im Grunde all das gezeigt, was an besonders wertvollen Stücken vorhanden ist. "Im Depot", so Siegfried Seifert, "lagern jetzt fast nur noch Dinge der dritten und vierten Garnitur." Es ist ihm anzusehen, wie er sich über die derzeitige Präsentation freut. Besonders über die so genannte "schöne" Madonna, eine Holzbildhauerarbeit aus der Zeit um 1400. Sie gelangte nach Bautzen durch ein Vermächtnis des Dresdner Künstlers Hans Theo Richter und seiner Frau Hildegart. "Es ist das älteste Holzbildwerk, das wir nun zeigen dürfen", betont Seifert voller Stolz. Und die Madonna selbst lächelt gütig wissend von ihrem neuen Standort auf die Besucher herab.

Die Domschatzkammer im Bautzner Domstift besteht am 25. April bereits 15 Jahre. Mit der Verlegung des Bistumssitzes von Bautzen nach Dresden wurden 1980 im Stift Räume frei und der damalige Bischof von Dresden-Meißen, Gerhard Schaffran, entschied sich für die Einrichtung einer Schatzkammer. In ihr sollten Kostbarkeiten gezeigt werden, die sich im Laufe der Jahrhunderte an der Bautzner Domkirche St. Petri angesammelt haben: Liturgische Gefäße, Gewänder, Bilder und Figuren.

Dr. Siegfried Seifert führt durch die SammlungDie Schatzkammer hat seit ihrer Gründung zwei Schwerpunkte, wie Dr. Seifert erklärt. Sie zeigt einmal Gegenstände aus der Zeit des Mittelalters vom 13. bis zum 16. Jahrhundert und zum anderen aus der Zeit des 17. bis zum 18. Jahrhundert. Beispielsweise selbst genähnte und bestickte Messgewänder. Einige von ihnen stammen aus der Zeit des Rokoko und wurden bei Gottesdiensten am Dresdner Hof getragen. Siegfried Seifert verweist auf die besonders schönen und vielfältigen Motive. "Die farbenfrohe Gestaltung zeigt uns, dass den damaligen Leuten ihr Christsein einen Heidenspaß machte", betont er weiter.

Aus der Zeit des Barock sind zwei Begleitfiguren zum Permoserkreuz im Petridom neu in die Ausstellung gekommen. Sie zeigen Maria und Johannes unterm Kreuz. Hergestellt wurden sie vom Bautzner Holzbildhauer Paul Talline, die Farbgebung stammt vom Maler Christoph Gottlob Glymann aus Kamenz. Zumeist stammen die Barockfiguren in der Oberlausitz von schlesischen oder böhmischen Künstlern, einheimische Arbeiten sind eher selten. Das macht die Arbeit von Talline und Glymann so wertvoll. Ebenfalls ein Zeugnis barocker Frömmigkeit sind eine Reihe von Reliquien. Damals entdeckte man in Rom einige Katakomben und machte mit den Gebeinen der Märtyrer einen Handel auf, der die ganze damalige katholische Welt erreichte. Einige der Reliquiare mit diesen Gebeinen hingen in Dresdner Kapellen.

Zeugnisse des 18. und 19. Jahrhunderts werden in einem der beiden neuen Räume präsentiert. Darunter der Hirtenstab von Bischof Franz Löbmann (1914 bis 1920), der nach dem Ersten Weltkrieg den Antrag auf Wiedererrichtung des Bistums Dresden-Meißen stellte.

Die Erweiterung der Domschatzkammer wurde durch den Auszug der Berufsfachschule für Kinderpflege des Caritasverbandes möglich. Bei der Gestaltung der beiden neuen Räume wurde streng darauf geachtet, dass alles so wie bei der Eröffnung wird: Gitter, Lampen, Vitrinen ... Schon 1985 wurden moderne museale Standards zum Maßstab genommen, wie Siegfried Seifert betont. Und zum Glück fanden sich alle Firmen wieder, die schon damals im Domstift gearbeitet haben. Dr. Seifert und seinen Mitarbeitern war es wichtig, dass die Besucher einen geschlossenen Eindruck erhalten - dies ist gelungen.

Im vergangenen Jahr fanden rund 6000 Gäste den Weg ins Domstift, für Bautzen sei dies eine gute Zahl. Siegfried Seifert und drei weitere Mitarbeiter bieten Führungen an, nicht zuletzt ist damit die Chance verbunden, anderen Menschen etwas vom Glauben zu erzählen. Das Wissen darum sei heute leider sehr gering, betont der Ordinariatsrat, ebenso die Kenntnisse in Kunst- und Kulturgeschichte. So kommt es durchaus vor, dass für Kirchen-Insider manch seltsame Frage gestellt wird. Beispielsweise: "Wozu ist das denn da?" "Aber", so Siegfried Seifert, "das ist kein böser Wille, die Leute fragen einfach ganz unbefangen."

Offiziell wurde die Domschatzkammer am 25. April von Bischof Joachim Reinelt mit einer Feierstunde wieder eröffnet.

Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 10 bis 12 Uhr und von 13 bis 16 Uhr.

Kontaktadresse: Domschatzkammer St. Petri Bautzen, An der Petrikirche 6 in 02625 Bautzen, Tel. (035 91) 4 41 02

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 18 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 30.04.2000

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