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Die Jesuitenkirche Sant' Ignazio

Unterwegs in Rom

Der Altar von St. IgnazioWenn römische Reiseführer Besucher der Stadt zu den mannigfachen Sehenswürdigkeiten der Altstadt geleiten, machen sie zwischen der Hauptstraße Via del Corso und dem Pantheon gern an der Piazza Sant' Ignazio halt. "Ein barocker Augenschmaus", sagen sie dann. Zu Recht. Der kleine Platz mit den kulissenartig erstellten Häusern wirkt wie eine Theaterkulisse von anno dazumal. Und das baroc-ke Lebensgefühl wird erst recht in dem Gotteshaus an der Stirnseite deutlich.

Sant' Ignazio ist, wie der Name zeigt, natürlich eine Jesuitenkirche. 1540 hatte Ignatius von Loyola in Rom die "Societas Jesu" (SJ), die Gesellschaft Jesu gegründet. Der Priesterorden breitete sich schnell aus. 1556 starb der Ordensgründer, 1626 wurde er heilig gesprochen. Um sein Andenken zu ehren, errichteten die Jesuiten nach der Kirche Il Gesu' als zweites römisches Gotteshaus ab 1626 Sant' Ignazio. Geldgeber war der Kardinal Ludovico Ludovisi, ein Neffe von Papst Gregor XV.

Sowohl der Baumeister Orazio Grassi wie auch der Maler Andrea Pozzo waren Mitglieder der Gesellschaft Jesu. Besonders Pozzo, der später übrigens auch das prunkvolle Grabmal des Ordensgründers in Il Gesu' schuf, hat in Sant' Ignazio ein Meisterwerk vollbracht. An die Decke, an Stelle der Kuppel, malte er eine phantastische Scheinarchitekur. In diesem Rahmen vollzieht sich der "Triumph des Glaubens", der Erfolg des heiligen Ignatius, sein Einzug ins Paradies. Der Betrachter gewinnt - nach oben blickend - den Eindruck, als ob der Himmel wirklich in schwindelnder Höhe liegt.

Eine Marmorplatte im Fußboden der Kirche kennzeichnet jene Stelle, von der aus man die perspektivische Wirkung des großen Freskos am besten erkennen kann. Das Deckengemälde und die Apsisfresken von Andrea Pozzo, heben Kunstführer hervor, waren von größter Bedeutung für die illusionistische Dec-kenmalerei der Folgezeit. Architektur und Malerei gehen in Sant' Ignazio ineinander über. Pozzos Absicht war, dass die Gläubigen - gleichsam von der Kunst bezirzt - ihre Augen gen Himmel richten. Diese Absicht, kein Zweifel, hat er auf grandiose Art erreicht.

Der Bezug zum Orden und zu Ignatius ist in diesem Gotteshaus vielfach präsent. In einer Lapislazuli-Urne unter dem Altar werden die Reliquien des Heiligen aufbewahrt. Und im rechten Querschiff der Kirche liegt der heilige Aloisius begraben, also der Jesuit Luigi Gonzaga aus dem 16. Jahrhundert.

Bernhard Hülsebusch

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 18 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 30.04.2000

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