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Aus der Region

Seht ich mache alles neu

Bundestag in Leipzig

Bundespräsident Thierse in LeipzigLeipzig (jak) - "Die Verheißung ,Seht, ich mache alles neu' ist keine Utopie, sondern eine Vision, auf die wir bauen können und die wir mitgestalten wollen, weil es sich lohnt." Mit diesen Worten machte der Leipziger Propst Lothar Vierhock den Teilnehmern des Bundestages der Gemeinschaft Katholischer Männer und Frauen im Bund Neudeutschland Mut. Rund 1000 Mitglieder - kurz NDer genannt - trafen sich in der Osterwoche in Leipzig und damit erstmals in den neuen Bundesländern. Auf dem Programm standen Gottesdienste, zahlreiche Vorträge, Gespräche in Arbeitskreisen und bunte Veranstaltungen.

Einer der Höhepunkte war der ökumenische Gottesdienst in der evangelischen Nikolaikirche, die - so Propst Vierhock - nach der Zerstörung der Paulinerkirche auch den katholischen Christen der Stadt Heimat geworden ist. Die noch immer bestehende Trennung ist für Vierhock ein Skandal. Es stehe das Gebot, alles für die Einheit der Christen zu tun. Jetzt komme es darauf an, zu schauen, was möglich ist, was gemeinsam getan werden kann.

Zentrum der NDer war für eine Woche die evangelische Peterskirche mit dem angrenzenden Evangelischen Schulzentrum. Zu den prominenten Gäs-ten gehörten der sächsische Wissenschaftsminister Hans Joachim Meyer (CDU) und Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD). Letzterer sprach zum Thema "Braucht unsere Gesellschaft noch christliche Werte?" Es bestehe eine große Unsicherheit, wie weit das ethische Fundament der Gesellschaft noch trage, so Thierse: "Diejenigen, die von Menschenwürde reden, geraten schnell in den Verdacht, altmodisch und konservativ zu sein". Erschwerend sei heute weiter ein "spürbar diffuses Gefühl des Unbehagens und der Unzufriedenheit mit der Politik". Zum Thema Sonntagsladenöffnung meinte der Politiker, damit gehe die Reduktion des Menschen auf seine Rolle als Arbeitskraft und Konsument einher. In einem Klima von Konkurrenz und Wettbewerb sinke auch der Wert Solidarität immer weiter. Damit sei eine "wesentliche Kulturleistung der alten Bundesrepublik" - der Sozialstaat - gefährdet. Dieser habe den Schwachen über Jahrzehnte hinweg menschliche Würde und Rechte gegeben. Der Sozialstaat und die gesellschaftlichen Fundamente blieben nur erhalten, wenn die Gesellschaft Werte wolle.

Mit Blick auf die Jugendlichen betonte Thierse, bei ihnen seien gemeinschaftsbezogene Werte durchaus vorhanden. Je gebildeter Jugendliche seien, umso mehr hätten sie ein Wertebewusstsein. Daraus ergebe sich, die Jungen und Mädchen verstärkt in Religion, Ethik und Philosophie zu unterrichten. Thierse betonte: "Wir brauchen mehr denn je Orientierungswissen." Thierse ermutigte die Zuhörer, sich aktiv aus dem Glauben heraus in die Gesellschaft einzumischen. Christen seien zwar heute oft eine Minderheit, dies dürfe aber kein Grund sein, in die Wagenburgmentalität zurückzufallen: "Das Gegenteil tut not, Offenheit, Nächstenliebe, die Option für die Armen in der Nachbarschaft wie in der Fremde." Und schließlich sei das Christentum auch ein Angebot der Befreiung von menschlicher Selbstüberschätzung und Überforderung.

Über die konkrete Arbeit des Bundes Neudeutschland wurde in der "Stunde des Bundes" in der Leipziger Propsteikirche informiert. Unter anderem stellte sich dabei die Elisabethgruppe aus Halle vor, diese Gruppe gehört zur Katholischen Studierenden Jugend im Bund Neudeutschland. Zudem wurde erinnert, für was der Bund Neudeutschland steht: Schaffung eines kulturellen Klimas, Gemeinschaft und Geselligkeit, Offenheit, Toleranz, christliche Spiritualität.

Infos / Kontakt: Bund Neudeutschland, Leerbachstraße 37/II, 60322 Frankfurt/Main

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 19 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 07.05.2000

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