1000 Gäste zum 1000. Geburtstag
Bistumsjubiläum in Breslau
Breslau (at / kkt) - Es war ein frohes und farbenprächtiges Bild, als am 29. April die deutschsprachigen schlesischen Katholiken die Gründung ihres Heimatbistums Breslau vor 1000 Jahren mit einem festlichen Pontifikalamt feierten. Bei strahlendem Sonnenschein zogen Ministranten und Fahnenabordnungen aus Oberschlesien, Ritter und Damen des Malteserordens, Johanniter, die Konsistorialräte der Apostolischen Visitatur Breslau in ihren violetten Mozettas und eine große Zahl von Priestern in den hohen Dom zu Breslau ein.
"Für viele Schlesier ist die Breslauer Domkirche ein geistliches Zuhause", sagte der Görlitzer Bischof Rudolf Müller, Hauptzelebrant des Gottesdienstes. Konzelebrant war der Apostolische Visitator für die Katholiken aus dem Erzbistum Breslau, Winfried König.
Außer Bischof Müller waren auch Altbischof Bernhard Huhn und Dompropst Peter Canisius Birkner gekommen, um an der Feier teilzunehmen.
Seine Predigt hatte Bischof Müller unter das Motto "Vor Gott sind 1000 Jahre wie ein Tag, der gestern vergangen ist" gestellt. In der Geschichte des Bistums Breslau habe es, wie in jedem menschlichen Leben, Höhen und Tiefen gegeben. Das ehemals größte deutsche Bistum sei wegen der zahlreichen polnischen Katholiken nach der Neubesiedelung nun in mehrere Bistümer aufgeteilt. Dem Erzbistum Breslau wünschte Müller, "dass es blühen, wachsen und gedeihen möge". Dafür bekam er spontan Beifall von den über 1000 Gläubigen, die in den Haupt- und Seitenschiffen der Kathedrale gerade so Platz gefunden hatten.
Denn: Die Einladung nach Breslau hatte große Resonanz gefunden: Reisegruppen des St.-Hedwig-Werkes, der Landsmannschaft Schlesien und auch der Jugendinitiative "Gemeinschaft für deutsch-polnische Verständigung" (gdpv) hatten den Festtag zum Mittelpunkt von Studienreisen und Seminartagungen gemacht. Deutsche Katholiken aus den oberschlesischen Diözesen Oppeln und Gleiwitz waren ebenso in Bussen angereist wie viele Gäste aus dem Bistum Görlitz, das den deutschen Restteil des alten Erzbistums bildet.
Gastgeber des Gottesdienstes war das Breslauer Domkapitel. Die Prälaten Drwiega und Turkowski begrüßten die Gäste auch im Namen des Erzbischofs Kardinal Henryk Gulbinowicz. Dieser war zwar selbst nicht anwesend, hatte aber in einem Schreiben an den Apostolischen Visitator König vorab seine Freude über den Besuch zum Ausdruck gebracht.
In einer anschließenden Festakademie in der neuen Aula der päpstlichen Theologischen Fakultät beschrieb der Oppelner Kirchenhistoriker Professor Kazimierz Dola die Geschichte des Bistums, das am 15. März des Jahres 1000 vom deutschen Kaiser Otto III. bei einem Treffen mit dem polnischen Herzog Boleslaw Chrobry im Rahmen einer Wallfahrt zum Grab des heiligen Adalbert errichtet und der gleichfalls neu gegründeten Erzdiözese Gnesen unterstellt worden war.
"Inzwischen können wir wieder in unserer Heimat Gott für das danken, was wir dort an seiner Liebe und Größe erfahren konnten. In der Mutterkirche Schlesiens, dem Breslauer Dom, wollen wir dies tun", erklärte König das Anliegen des Festtages.
Neben dem Festtag in Breslau wollen die Schlesier in Deutschland die Gründung ihres Bistums vor 1000 Jahren auch in weiteren Veranstaltungen feiern, so zum Beispiel am 27. Mai. Dann wird in Mainz ein kirchenhistorisches Symposium mit Referenten aus Deutschland und Polen stattfinden. Es soll seinen Höhepunkt und gleichzeitig seinen Abschluss in einem Pontifikalamt mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, dem Mainzer Bischof Karl Lehmann finden.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 07.05.2000