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Dazu gehört schon Mut

Eröffnung der Sternsingeraktion in Dresden

Bild der Dresdner Sternsinger Dresden (tg / kna) -  Auch wenn es diesen Anschein erwecken mag - das "Dreikönigssingen" sei mehr als nur ein "netter folkloristischer Brauch", sagt Monsignore Winfried Pilz, Präsident des Päpstlichen Kindermissionswerkes (PMK). Das PMK zählt neben dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) zu den Organisatoren dieser bundesweiten Aktion, bei der noch bis 6. Januar in ganz Deutschland etwa eine halbe Million Mädchen und Jungen aus rund 13 000 Pfarreien unterwegs sind. Das Sternsingen richte den Blick der Jungen und Mädchen auf die Not von Kindern in anderen Ländern, sagt Pilz. Denen soll das gesammelte Geld über die rund 3000 Projekte des Kinderhilfswerkes in Asien, Afrika und Lateinamerika, darunter Programme zur Gesundheit, Ernährung und Bildung, zugute kommen. Im vergangenen Jahr trugen die "Sternsinger" in der gesamten Bundesrepublik rund 59,2 Millionen Mark zusammen.

Bei der Aktion praktizierten die Kinder "globales Lernen aus christlichem Geist", sagt Pilz. Im Mittelpunkt steht diesmal das Beispielland China. Dort betreut eine einheimische Schwesterngemeinschaft geistig und körperlich behinderte Kinder. Zugleich erfahren die jungen Sternsinger von Kindern in ärmeren Ländern, die wegen Mangelernährung besonders anfällig für Krankheiten sind, sagt Pfarrer Rolf-Peter Cremer, BDKJ-Bundespräses. Weltweit lebten heute sieben von zehn Kindern in menschenunwürdigen Verhältnissen. Das Motto der Aktion "Helfende Hände - damit Kinder leben können" und das Beispielland China, wo mittels Massage und Akupunktur bereits seit Jahrhunderten geheilt wird, weisen auch auf die Bedeutung ganzheitlicher Methoden in der Medizin hin, so Pfarrer Cremer.

Auf den Weg gemacht haben sich die ersten Sternsinger bereits unmittelbar nach der bundesweiten Eröffnung am 29. Dezember in Dresden. Im Osten Deutschlands, wo Katholiken heute zumeist eine Minderheit sind, gibt es die Tradition des Dreikönigssingens, von Initiativen einzelner Gemeinden abgesehen, öffentlich erst seit 1990. "In den ersten Jahren sind die Sternsinger nur im innerkirchlichen Raum aufgetreten", erinnert sich Ulrich Clausen, Referent für Weltkirche im Bistum Dresden-Meißen. "Jetzt gehen sie mehr und mehr in die Öffentlichkeit." Wenn sie in ihren Kostümen auftreten, müssen sie nicht selten Irritation oder gar Spott aushalten. Clausen: "Dazu gehört schon Mut."

Bereits am 18. Dezember waren Sternsinger aus allen deutschen Bistümern in der Berlin - zum traditionellen Empfang des Bundeskanzlers. Erstmals waren sie dabei im neuen Bundeskanzleramt zu Gast. Hausherr Gerhard Schröder dankte den rund 110 bunt gekleideten Jungen und Mädchen für ihren Besuch und ihr Engagement. Ausdrücklich schilderte er ihnen die Lage der Kinder in Afghanistan und rief die Sternsinger auch zur Hilfe für das von Terror und Krieg erschütterte Land auf, in dem Kinder ohne ein Dach über dem Kopf und ohne Bildung lebten.

Der Bundeskanzler rief zu Toleranz und zum Miteinander der Religionen auf. Man dürfe nicht denken, dass alle Muslime gewalttätig seien, nur weil in Kabul ein islamisches Regime geherrscht habe, "ganz im Gegenteil". Auch Menschen anderer Glaubensrichtungen sollten die Sternsinger stets respektvoll begegnen. Zugleich müsse deutlich werden, "dass wir denen entgegen treten, die Glauben missbrauchen für schreckliche Taten". Der Kanzler lobte das ehrenamtliche Engagement der rund 500 000 Sternsinger in Deutschland. Ebenso deutlich lobte er die kirchlichen Organisatoren; "da gibt es keine Umwege, da verschwindet kein Geld", jede Spende erreiche Not Leidende. Sternsinger sind seit 1984 jährlicher Gast beim Regierungschef, Schröder setzte diesen Brauch seines Vorgängers Helmut Kohl fort.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 1 des 52. Jahrgangs (im Jahr 2002).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 03.01.2002

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