Kirchenmusikerin Maria-Elisabeth Booms
Vorgestellt
In einer Gemeinde sollte es ähnlich zugehen wie in einer Familie, findet Maria-Elisabeth Booms, seit 1991 Kirchenmusikerin in Sangerhausen. Dabei denkt die gebürtige Essenerin vor allem an die positiven Seiten des Familienlebens, die sie selbst in ihrer Kindheit mit acht Geschwistern auskosten konnte.
Ihre Arbeit als Musikerin in der katholischen Herz-Jesu-Gemeinde gestaltet sie so, dass alle Generationen in allen Musikstilen miteinander musizieren können. Sie will keinen Profichor züchten, sondern durch die Musik dazu beitragen, dass Gottesdienst und Gemeinde lebendig bleiben. Sei es im Kirchenchor, im Kinderchor, in Singekreisen für Jugendliche oder im Instrumentalunterricht: Maria-Elisabeth Booms möchte jedem, der sich gerne musikalisch betätigt, die Gelegenheit geben, über die Musik seine Persönlichkeit zu entfalten und mehr Freude am Leben und Glauben zu finden. Dabei legt sie großen Wert auf Zuverlässigkeit: "Unverbindlichkeit ist der Tod jeder Gemeinde, und ohne Verbindlichkeit sind musikalische Aktivitäten nicht effektiv und machen auch keinen Spaß," sagt sie, wohl wissend, wie schwierig regelmäßiges Mitwirken in den letzten Jahren für viele ihrer Chormitglieder gewesen ist. "Manche mussten ihr Leben völlig umorganisieren. Oftmals waren mehrere Familienmitglieder gleichzeitig in einer Umschulung. " Mit dem Kirchenchor hat sie das "Te Deum" von Wolfgang Amadeus Mozart eingeübt, das Ostern aufgeführt wurde. Die Musik ihres Lieblingskomponisten Mozart mag sie besonders wegen der Beschwingtheit und Lebensfreude, die darin zum Ausdruck kommt und die auf Musiker wie Zuhörer gleichermaßen ausstrahlt.
Schon zu einer Tradition geworden sind die Aufführungen selbstgeschriebener Singspiele zu unterschiedlichen Anlässen in Sangerhausen. Dabei geht es nicht nur um religiöse Themen wie die Geschichte des Propheten Jonas oder den Heiligen Geist, auch Märchenstoffe oder die Konferenz der Tiere standen schon auf dem Programm. Die Rollen schreibt Frau Booms den mitwirkenden Kindern und Jugendlichen auf den Leib, und die Erwachsenen können sich als Bühnenbildner, Kostümnäher oder in anderen Funktionen mit einbringen.
Als einzige hauptamtliche katholische Kirchenmusikerin im Dekanat Eisleben trägt sie auch bei Dekanatsveranstaltungen Verantwortung für die Musik. Gerade für Mitglieder kleinerer Chöre ist es ein motivierendes Erlebnis, ab und an mit rund hundert Sängern im "Dekanatschor" zu singen, den Maria-Elisabeth Booms vor größeren Ereignissen zusammenruft. So ist zurzeit mit dem Dekanatschor ein ganzes Konzert in Vorbereitung.
In Detmold und Wien hat die Tochter einer Konzertgeigerin Musik studiert, von Anfang an hat sie sich aber ebenso sehr wie für die Musik auch für Theologie interessiert. In Wien hörte sie theologische Vorlesungen, am Magdeburger Seminar für Gemeindepastoral absolvierte sie bis zur ersten Dienstprüfung das berufsbegleitende Studium für Gemeindereferenten. Dabei ist ihr immer bewusster geworden, wie sehr biblische Texte durch die Kirchenmusik erschlossen werden. Unter anderem bringt sie ihre theologischen Kenntnisse bei den Exegese-Abenden ein, die sie einmal monatlich für interessierte Gemeindemitglieder anbietet. Auch evangelische Christen und Ungetaufte aus der Stadt kommen zu den Vorträgen. Seit mehr als zwei Jahren kümmert sie sich auch um die Jugendarbeit der Gemeinde.
Die 40-Jährige will den Jugendlichen dabei helfen, selbstständige Christen zu werden, die ihren Glauben gut kennen, ihn im Alltagsleben praktizieren und ihre Überzeugung auch in der Schule oder bei der Arbeit vertreten können. Frau Booms ist ein Mensch, mit dem junge Christen über alles sprechen, an dem sie sich durchaus aber auch reiben können. Beispielsweise legt sie Wert darauf, den Jugendlichen ein vielfältiges"religiöses Handgepäck" mit auf den Lebensweg zu geben, und löst damit nicht unbedingt spontane Begeisterungsstürme aus. Unter anderem lernen sie bei ihr, wie man Rosenkranz betet oder wie man eine Komplet singt. Sie selbst empfand es im Laufe ihres bisherigen Lebens immer wieder als hilfreich, sich in unvorhergesehenen Situationen und Lebensphasen aus dem Handgepäck bedienen zu können, das einst in ihrer Familie für sie gepackt wurde. D. Wanzek
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 07.05.2000