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Bistum Dresden-Meißen

Bundestagsabgeordnete besucht Behindertenwerkstatt

Basisarbeit

Bundestagsabgeordnete Reichard (li.) beim Besuch in einer BehindertenwerkstattDresden - Brücken bauen statt Mauern, ist der Leitspruch der sächsischen Bundestagsabgeordneten Christa Reichard (CDU). Sie fühlte sich von dem Wort sofort angesprochen, als sie es vor langer Zeit als Überschrift im Tag des Herrn fand. Denn sie setzt darauf, Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen und zwischen unterschiedlichen Auffassungen zu vermitteln. Den Kompromiss hält sie für ein notwendiges und legitimes Mittel der Politik. Als katholische Christin ist sie bereit, zur Gestaltung der Gesellschaft beizutragen, und sie versucht, ihre Auffassung vom Wert und Sinn des Lebens weiterzugeben. "Wenn unsere Generation christliche Verantwortung nicht vorlebt, bricht etwas ab. Denn beispielsweise viele der Jungen, die in die Politik kommen, haben diesen Hintergrund nicht mehr", ist ihr bewusst. Nicht nur an den wöchentlichen Treffen der katholischen Bundestagsabgeordneten nimmt sie regelmäßig teil, sie wird sich auch im neu installierten fraktionsübergreifenden Arbeitskreis Kirche engagieren, in der Hoffnung, dass es gelingen möge, den Parteienstreit zuguns-ten der gemeinsamen christlichen Grundlagen außen vor zu lassen.

Als sie vor Jahren angesprochen wurde, im Vorstand des Caritasverbandes für das Bistum Dresden-Meißen e. V. mitzuarbeiten, hat sie daher gern Ja gesagt. Alle Einrichtungen hat sie noch nicht kennenlernen können, doch ein Gebiet liegt ihr besonders am Herzen: Die Probleme behinderter Menschen sowie anderer, die von sich aus keine große Lobby haben. Seit sie selbst einen Unfall erlitt, der ihre Bewegungs- und Verständigungsmöglichkeiten zeitweise drastisch einschränkte, ist sie diesem Thema gegenüber doppelt aufgeschlossen. Deshalb organisierte sie zusammen mit einer Dresdner Sängerin ein Benefizkonzert für die Multiple-Sklerose-Gesellschaft Sachsen, damit ein mobiler Treppenlift angeschafft werden konnte, und arbeitet selbst im Patientenbeirat dieser Gesellschaft mit. Deshalb auch übernahm sie die Schirmherrschaft für den Christlichen Hospizdienst. Und nicht zuletzt liegt ihr Besuch in der geschützten Werkstatt St. Josef des Caritas-Sozial-Werkes in Dresden-Zschieren auf dieser Linie.

Zunächst aber informiert sich Christa Reichard über die verschiedenen Arbeitsbereiche der Werkstatt. Sie lässt sich die Arbeitsvorbereitung durch die Betreuer von der Leiterin der Einrichtung, Brunhilde Dinter, erklären. Sie sieht zu, wie kleinste Teile montiert werden, auch wenn nur eine Hand gehorcht, wie gebohrt und gefräst, gesägt und geleimt wird. Etliche der Behinderten sind stolz, dass sie mehrere verschiedene Arbeitsgänge beherrschen, und sie hatten es doch ungleich schwerer, sie zu erlernen als mancher andere.

"Wenn ich etwas vor Ort kennenlerne, vermag ich besser einzuschätzen, was ich dafür tun kann", sagt sie. Als die schwierige Auftragsbeschaffung für die Behinderten-Werkstatt zur Sprache kommt, bittet sie um unterstützende schriftliche Zuarbeit. Sie will etwas in der Hand haben, damit sie bei den vielen Gesprächen, die sie führt, bei den vielen Betrieben und Einrichtungen, die sie besucht, darauf zurückkommen kann. Vielleicht ergibt sich so der eine oder andere neue Kontakt nach Zschieren. Für Einige der Behindeten bringt der nächste Tag ein ganz besonderes Ereignis: Gemeinsam mit ihren Betreuern besuchen sie "ihre Abgeordnete" in Berlin und schauen sich den Reichstag an. Ihr Staunen über die große Stadt aus der Höhe der Kuppel werden sie sicher laut und fröhlich bekunden.

Ursula Wicklein

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 20 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 14.05.2000

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