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Bistum Görlitz

Papstbesuch hat Früchte gebracht

Israel-Reise

Der Görlitzer Bischof Rudolf Müller nahm Ende April an einer Israel-Reise der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz teil. Nach seiner Rückkehr sprach er über seine Eindrücke.

Frage: Was hat Sie während Ihrer Reise am nachhaltigsten beeindruckt?

Müller: Besonders beeindruckt hat mich das Gespräch, das unsere Kommission Weltkirche mit Vertretern anderer Religionen, aber auch anderer christlicher Denominationen (Glaubensrichtungen) führen konnte.

Frage: Inwiefern?

Müller: Es ging dabei insbesondere um den Besuch des Papstes im Heiligen Land im März. Es war wichtig zu hören, dass der Besuch nicht nur bei den Christen, sondern auch bei Muslimen und Juden einen sehr positiven Eindruck hinterlassen hat. Sie erlebten den Papst nicht als Machtträger, sondern als Bruder, der aus Sorge um ein friedliches Zusammenleben mahnend auftritt. Man darf hoffen, dass dies eine anhaltende Wirkung auf die Atmosphäre im Land hat, sowohl religiös als auch politisch.

Frage: Welche Impulse nehmen Sie für Ihr eigenes Bistum von dieser Reise mit?

Müller: Natürlich ist unsere Situation mit dem Leben der Christen in Israel kaum zu vergleichen, auch wenn die Minderheitsverhältnisse der Katholiken ähnlich liegt. Ich konnte erfahren, dass man den dortigen Christen unter die Arme greifen muss, moralisch wie finanziell. Bei Firmungen und anderen Begegnungen im Bistum betone ich dies und ermuntere die Gläubigen, selbst einmal das Heilige Land zu besuchen und dort die Stätten kennenzulernen, um den Spuren Jesu nachzugehen. Bei solchen Reisen sollte man versuchen, Christen vor Ort ausfindig zu machen und ihnen zu signalisieren: "Wir vergessen euch nicht. Es ist uns wichtig, dass ihr im Heiligen Land seid und dort eure Position bewahrt."

Frage: Können Christen hierzulande von den Erfahrungen der dortigen Christen im interreligiösen Dialog profitieren?

Müller: Hier im Bistum haben wir bezüglich des interreligiösen Dialogs ja noch wenig Möglichkeiten. Die Arbeitslosigkeit hier ist so groß, dass sich bisher kaum Arbeitskräfte aus muslimischen Ländern ansiedeln. Juden gibt es hier leider überhaupt nicht. Der Dialog ist für uns bisher also eher noch Theorie als gelebte Praxis.

Frage: Waren Sie früher schon einmal in Israel?

Müller: Gleich nach der Wende war ich dort, und das war gut. Da bei der jetzigen Reise die Konferenz im Mittelpunkt stand, hatte ich nur wenig Zeit, Pilgerstätten aufzusuchen. Einiges Neue konnte ich mir aber doch anschauen: das Kloster Maria Heimsuchung beispielsweise, den Geburtsort Johannes des Täufers und das Emmaus-Kloster, eine Niederlassung der Gemeinschaft der Seligpreisungen, die bis vor kurzem auch in Neuzelle vertreten war und von der wir hoffen, dass sie noch in diesem Jahr mit einer kleinen Niederlassung nach Görlitz kommt.

Interview: Dorothee Wanzek

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 20 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 14.05.2000

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