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Die Kirche der Deutschen

Unterwegs in Rom

Sie gehört zwar kunsthistorisch gesehen nicht zu den herausragendsten Kirchen der Ewigen Stadt, dennoch hat sie für Besucher aus "Germania" besondere Bedeutung: Santa Maria dell'Anima, nahe der berühmten Piazza Navona gelegen, ist die deutsche Nationalkirche in Rom. Und sie verdient einen Besuch auch deshalb, weil hier der letzte nicht italienische Papst vor dem Polen Karol Wojtyla, nämlich der aus Utrecht stammende Hadrian VI. (1522-23), bestattet ist.

Die "Anima" entstand - ähnlich wie die ältere deutsche Stiftung am Campo Santo Teutonico neben dem Petersdom - als Sammelpunkt für Pilger aus dem deutsch-niederländischen Kulturraum. Auf Betreiben des Johannes Burckhardt aus Strassburg baute man im frühen 16. Jahrhundert dies Gotteshaus mit mächtiger Renaissancefassade. Der Turm gilt als ein Werk Bramantes. Ein Relief über dem Mittelportal zeigt Maria mit zwei armen Seelen - daher der Name dieser Kirche.

Der dreischiffige Hallenbau ist ein Kompromiss zwischen gotischen und Renaissanceformen, mit relativ neuen Zutaten, denn die Deckenfresken stammen von Ludwig Seitz aus dem 19. Jahrhundert. Den Hochaltar schmückt ein Werk Giulio Romanos. Auf der rechten Seite des Chors kann man das schöne Grabmal für Hadrian VI. bewundern, mit Figuren, die die vier Kardinaltugenden symbolisieren: Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Mäßigung.

Der gebürtige Holländer, der Erzieher Kaiser Karls V., besaß diese Eigenschaften durchaus. Gleichwohl blieb er als Papst schon wegen seiner nur einjährigen Amtszeit erfolglos. Die Römer hassten den ernsten und strengen Katholikenführer aus dem kühlen Norden, weil er es wagte, eine Reform der verlotterten Kurie zu beginnen und die käuflichen Ämter abzuschaffen. Sein Pontifikat ist von Tragik erfüllt. Ein lateinischer Spruch auf seinem Grabmal besagt denn auch, wie viel davon abhängt, in welche Zeit ein Mensch hineingeboren werde. Es ist das resignierende Fazit eines Papstes, der mit seinen Reformbemühungen scheiterte, weil er seiner Zeit voraus war.

Außer der Grabstätte für Papst Hadrian sind in der "Anima" noch weitere Grabmäler sehenswert. Etwa das für einen Erbprinzen von Cleve-Jülich-Berg, der auf der Pilgerfahrt im Jubeljahr 1575 starb. Oder jenes für den 1600 verstorbenen Kardinal Andreas von Österreich. Allsonntäglich feiern die deutschen Katholiken in Rom Gottesdienst in Santa Maria dell'Anima. Die Kirche mit angeschlossenem Kolleg ist so das Zentrum des deutschen katholischen Gemeindelebens in Rom.

Bernhard Hülsebusch

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 20 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 14.05.2000

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