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Aus der Region

Vor 25 Jahren wurde Joachim Meisner zum Bischof geweiht

Jubiläum

Es war der 17. Mai 1975. Im Erfurter Dom empfing an diesem Tag Joachim Meisner die Bischofsweihe. Knapp zwei Monate zuvor hatte der Papst ihn zum Weihbischof von Bischof Hugo Aufderbeck ernannt. 25 Jahre ist das jetzt her. Am 21. Mai diesen Jahres feiert Joachim Meisner, inzwischen Erzbischof von Köln und Kardinal, sein silbernes Bischofsjubiläum. An dieser Feier werden - zumindest in Gedanken - auch viele ostdeutsche katholische Christen teilnehmen, schließlich hat Kardinal Meisner bis fast zum Ende der DDR-Zeit an wichtigen Stellen die Geschicke der Kirche in dieser Region mitbestimmt. Anlass für den Tag des Herrn, an ihn zu erinnern:

Joachim Meisner wurde am 25. Dezember 1933 in Lissa bei Breslau geboren. Nach seiner Ausbildung zum Bankkaufmann entschloss er sich zum Theologiestudium. Am 22. Dezember 1962 empfing er im Erfurter Dom die Priesterweihe. Anschließend war er Kaplan in Heiligenstadt und Erfurt und danach bis zu seiner Ernennung zum Weihbischof Rektor der Caritas im damaligen Bischöflichen Amt Erfurt-Meiningen.

Fünf Jahre wirkte Meisner als Weihbischof in Thüringen, der Rhön und dem Eichsfeld an der Seite von Bischof Aufderbeck, dem er "unheimlich viel zu verdanken" habe. Dann berief ihn Papst Johannes Paul II. am 25. April 1980 zum Bischof von Berlin. Knapp drei Jahre später folgte der Ruf ins Kardinalskollegium. Ab 1982 war Meisner bereits Vorsitzender der Berliner Bischofskonferenz. 1988 - wenige Tage vor Weihnachten - veröffentlichte der Vatikan die Ernennung von Joachim Meisner zum neuen Erzbischof von Köln. Kardinal Meisner fiel der Schritt von Berlin nach Köln nicht leicht: "Schweren Herzens" werde er den neuen Bischofsstab ergreifen, erklärte er. Er sei mit ganzem Herzen Bischof des "vielgeprüften Bistums Berlin" gewesen.

Bei viele katholische Christen in der ganzen DDR war Meisner ein beliebter Bischof. Aus Begegnungen mit ihm schöpfte mancher für den tristen Alltag des DDR-Katholiken neue Hoffnung. Unvergessen die Sätze aus der Predigt beim Dresdner Katholikentreffen: "Auf dieses Land ist Gottes Wort gefallen, es will darin Wurzeln schlagen. Die Weisen aus dem Morgenland folgten damals dem Stern von Betlehem und brachten dem Kind ihre Gaben dar. Die Christen in unserem Land möchten ihre Begabungen und Fähigkeiten in unsere Gesellschaft einbringen, ohne dabei einem anderen Stern folgen zu sollen als dem von Betlehem."

Nur wenige Monate nach dem Amtsantritt in Köln fiel die Mauer. Ein Ereignis mit dem Meisner nicht gerechnet hat, wie er später in einem Interview bekannte. Am 9. November 1989 "habe ich mich dann an einen Satz erinnert, den mir der Papst ein Jahr zuvor - während der Schwierigkeiten um meinen Wechsel von Berlin nach Köln -gesagt hatte: ,Herr Kardinal, Sie werden der erste von vielen Ostdeutschen sein, die vom Osten nach dem Westen gehen.' Ich habe mich dann hingesetzt und dem Papst einen Brief geschrieben. Darin habe ich das Evangelium zitiert: ,Selig bist du, Johannes Paul II., weil du geglaubt hast.' Ich hatte es nicht geglaubt."

Eine der wichtigen Herausforderungen für die Christen in Ost- und Westeuropa nach dem Zusammenbruch des Ostblocks ist für Meisner der Austausch ihrer Glaubenserfahrungen: "Die Kirche in den osteuropäischen Ländern hat ein ungeheures Glaubenspotential, dass man für die Ortskirchen in Westeuropa wirksam werden lassen muss ... Die Kirche im Osten ist eine Kirche, die weniger Gelegenheit zu sündigen hat. Die Ortskirchen in Westeuropa haben ihrerseits Glaubenserfahrungen, die man in osteuropäischen Kirchen nicht kennt. Es geht also in dieser Zeit des Übergangs in Ost und West um einen Austausch an Glaubenserfahrungen." Eine Aufgabe, die auch heute noch aktuell ist.

Ein Erfahrung, die Meisner nach seinen ersten Wochen als Bischof im Westen machte, dürfte inzwischen für die Christen in Ost und West gleich bedeutend sein: "Mir drückt auf der Seele, dass die Kirche für die Gesellschaft unerheblich geworden ist. Wir reden zu viel von der Erde und zu wenig vom Himmel, zu viel von der Zeit, zu wenig von der Ewigkeit."

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 21 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 21.05.2000

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