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Mehr Geld für Schule und Familie

Bischof Leo Nowak zur Pisa-Studie

Magdeburg (kna ) - Der katholische Bischof von Magdeburg, Leo Nowak, hat sich in der Debatte um die Pisa-Bildungsstudie gegen eine Alleinverantwortung der Schulen gewandt und generelles Umdenken gefordert. Nowak forderte in einer Erklärung mehr Investitionen in den Bildungsbereich, "eine gute Schule kostet auch gutes Geld." Lehrpläne müssten "entrümpelt" und Strukturen vereinfacht werden. Zudem plädierte er für ein gesellschaftliches Umdenken mit Blick auf die Familie. Sie sei gerechter zu behandeln und endlich stärker zu fördern. Dabei müssten auch Berufsarbeit und häusliche Tätigkeit gleich bewertet werden. Kritisch äußerte sich Nowak mit Blick auf die Erziehung auch zu einem "ungebremsten Medienkonsum und Medienrummel".

Nowak bezeichnete es als "arge Verkürzung, wenn der schwarze Peter nur den Schulen in die Schuhe geschoben wird". Die Schulen seien nur ein Spiegelbild der Gesellschaft. Sie dürften aber kein "Experimentierfeld" bildungspolitischer Profilierungsversuche werden. Generell mahnte der Bischof eine größere Wertschätzung der Erziehung an. Die Schule könne nicht wettmachen, was zu Hause versäumt werde. Die Eltern müssten ihre Aufgabe als erste Erzieher ihrer Kinder, die Zuwendung bräuchten, ernster nehmen. Ausdrücklich hob der Bischof den "wertvollen Beitrag" der Schulen in freier Trägerschaft hervor. Bildungsvielfalt bereichere die Bildungslandschaft. Deshalb verlangten die Schulen in freier Trägerschaft keine Privilegien, wohl aber eine entsprechende staatliche Förderung. Beim Bemühen um Wertevermittlung, so Nowak weiter, seien Ethik- und Religionsunterricht von Bedeutung. Echte religiöse Überzeugung wirke sich positiv auf das Menschsein aus.

Nowak kritisierte auch, die Gesellschaft sei zu wenig kinderfreundlich. Zu schnell würden Kinder als Störfaktoren betrachtet. Eine Gesellschaft ohne Kinder habe aber keine Zukunft. Derzeit dominiert nach Ansicht des Bischofs ein einseitiges Verständnis von Selbstverwirklichung. Als individuelles Grundrecht werde sie zu häufig "einseitig als Freisein von notwendigen Rücksichten" interpretiert. Selbstverwirklichung geschehe aber vor allem durch Kommunikation. So lernten Kinder nicht nur von ihren Eltern, sondern auch Eltern von ihren Kindern.

Der Bischof mahnte zugleich einen kritischen Umgang mit den Medien an. Darauf müsse Erziehung gezielt hinarbeiten, um Schaden am "Menschsein" zu verhindern. Ebenso wie von seiten der Massenmedien laste auf den Kindern und Erziehenden heute ein Druck von Wirtschaft und Konsum. Die Wirtschaft müsse für den Menschen da sein, nicht umgekehrt. Dazu zählten auch bessere Arbeitszeit-Managements und die Überprüfung eigener Lebensinhalte.

In der Pisa-Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) wurden über mehrere Jahre die schulischen Leistungen von 15-Jährigen in 32 Staaten untersucht. Im internationalen Vergleich schnitten dabei die deutschen Schüler schlecht ab. In allen Kompetenzbereichen - Lesen, Mathematik, Naturwissenschaften - lagen sie deutlich unter dem Durchschnitt der anderen Länder. Generell, so die Studie, gelinge in Deutschland nicht wie in anderen Ländern die Förderung schwacher Schüler. Außerdem zeige sich ein starker Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und erfolgreicher Bildungsvermittlung.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 1 des 52. Jahrgangs (im Jahr 2002).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 03.01.2002

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