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Bistum Magdeburg

Neue Clarentiner-Patres aus Indien und Deutschland

Kloster Marienstern

Mühlberg (dw) - Als "Hoffnungszeichen" wertete der Magdeburger Weihbischof Gerhard Feige die Wiederbelebung des mittelalterlichen Zisterzienserinnenklosters Mühlberg durch Claretiner-Patres. Im Gottesdienst zur Einführung der beiden Patres, die vor einigen Wochen in das katholische Pfarrhaus des Elbestädtchens eingezogen sind, brachte der Weihbischof am vergangenen Sonntag seinen Wunsch zum Ausdruck, von Mühlberg möge "ein Impuls für das ganze Dekanat Torgau" ausgehen.

Zu Beginn der Messfeier stellten sich die Claretiner den Gläubigen in der dicht gefüllten Backsteinkirche vor: Ansgar Schmidt (43) stammt gebürtig aus dem westfälischen Vreden und war bereits in Claretiner-Niederlassungen in Wien, Bayern und Ostfriesland tätig. Stephen Emmanuel (35) ist Inder. Er bereitet sich seit drei Jahren auf einen Einsatz in Deutschland vor. In Mühlberg werden die beiden sich nicht nur der Gemeindeseelsorge widmen. Geplant ist darüber hinaus, dass sie sich im Dekanat in der Jugendarbeit engagieren, die Aufgaben des Pastoralbeauftragten übernehmen und zu Aushilfen bereitstehen. In der baugeschichtlich bedeutsamen Zisterzienserinnekirchen soll ein geistliches Zentrum für die gesamte Region am äußersten Ostrand des Bistums Magdeburg entstehen. Wie genau dieser Auftrag mit Leben erfüllt werden kann, wissen die Claretiner so kurz nach ihrer Ankunft allerdings noch nicht.

Die kleine katholische Marien-Gemeinde hatte seit Jahren auf eine Ordensgemeinschaft gehofft, die das ehemalige Kloster St. Marienstern wieder mit Leben erfüllt. Vor zweieinhalb Jahren schien dieser Traum bereits einmal zum Greifen nahe: Eine benediktinische Männergemeinschaft hatte sich angekündigt. Die schon sehr konkreten Vorstellungen und Absprachen zerschlugen sich jedoch jäh, als der Initiator der Neugründung schwer erkrankte. Der Bad Liebenwerdaer Pfarrer Hans-Rudi Thiersch, der damals noch im Mühlberger Pfarrhaus wohnte, schrieb in den letzten Jahren dutzende von Briefen an Ordensgemeinschaften in ganz Deutschland. Fast immer stand in den wohlwollenden Absagebriefen, dass Nachwuchsmangel die Orden daran hindere, eine neue Niederlassung zu eröffnen.

Weihbischof Feige bezeichnete es in seiner Predigt als Grund zur Freude, dass sich immer wieder Christen aus anderen Gebieten mit den Christen im hiesigen Diaspora-Bistum solidarisierten. Er erinnerte daran, dass nach der Wende bereits Priester und Ordensleute aus verschiedenen geistlichen Gemeinschaften ins Bistum Magdeburg gekommen seien und ermutigte die Eingesessenen, sich den Neuankömmlingen gegenüber zu öffnen. Es sei wichtig, sich dabei daran zu erinnern, dass es nicht in erster Linie um den Erhalt der Gemeinden gehe, sondern um den christlichen Auftrag für die Gesellschaft.

Während des Einführungs-Gottesdienstes betete die Gemeinde inbesondere für den Claretinerpater Roel, der zehn Tage zuvor auf den Philippinen nach brutaler Folter ermordet worden war. Er gehörte zu einer Gruppe von Geiseln, die die muslimische Terrorgruppe Abu Sayyaf genommen hat - sechs Wochen früher als die Touristen-Gruppe, deren Geiseldrama derzeit täglich von den Medien verfolgt wird.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 21 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 21.05.2000

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