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Bistum Magdeburg

Mitwirken an einem Klimawandel

St.-Mechthild-Gemeinde Magdeburg

Berufungsfreundliches KlimaMagdeburg (dw) - Jeden Tag betet Hiltrud Bleier aus der Magdeburger St.-Mechthild-Gemeinde darum, dass junge Leute ihre geistliche Berufung finden. Schon in ihrer Jugend war es ihr wichtig, für Berufungen zu beten. Sie erlebte gute Priester und fühlte sich dadurch motiviert. Später sah sie auch, wie manche Priester ihren Weg wieder verließen. Seither betet sie nicht nur um neue Priester, Diakone und Ordensleute, sondern auch darum, dass die Berufenen selbst in schwierigen Situationen durchhalten.

Gemeinsam mit 16 anderen Betern - wie sie selbst bereits alle im Rentenalter - nahm sie kurz vor dem Weltgebetstag für geistliche Berufe in Magdeburg an einem Begegnungstag der 1994 gegründeten, an eine alte Tradition anknüpfenden Gebetsgemeinschaft teil.

Der Görziger Pfarrer Jörg Bahrke ist seit zwei Jahren Magdeburger Bistumsbeauftragter für die Förderung geistlicher Berufungen. Er schickt den Mitgliedern der Gemeinschaft dreimal im Jahr einen Rundbrief mit Gebetsanregungen, persönlichen Erfahrungsberichten und Informationen des Bistums und des Zentrums für Berufungspastoral bei der Deutschen Bischofskonferenz. Zum wiederholten Male hatte er eingeladen zu einem Tag des gemeinsamen Gebetes, des Erfahrungsaustauschs und der geistlichen Impulse. Etwa die Hälfte der 300 Frauen und Männer, die sich der Gemeinschaft offiziell angeschlossen haben, ist schon zu gebrechlich, um eine Reise nach Magdeburg oder nach Halle auf sich zu nehmen. Pfarrer Bahrke weiß von vielen, dass sie die Begegnungen in Gedanken und im Gebet sehr intensiv mittragen, auch wenn sie nicht körperlich anwesend sein können. Vor jedem Treffen erhält er Briefe von Mitgliedern, die ihre innere Anteilnahme versichern.

Er wünsche sich in den Gemeinden ein Klima, in dem das Wort "Berufung" nicht komisch klingt, sagte Jörg Bahrke während des Gottesdienstes zu Beginn des Magdeburger Begegnungstages. Junge Leute müssten in den Gemeinden Wohlwollen und Wertschätzung erfahren. Nur dann würden sie danach fragen, an welchem Platz im Leben Gott sie haben will. Viele erwachsene Christen sähen sich allerdings selbst gar nicht als Berufene und könnten dadurch schwerlich vermitteln, was Berufung bedeutet, bedauerte Pfarrer Bahrke.

"Wenn wir möchten, dass über Berufungen gesprochen wird, müssen wir anfangen, über unseren Glauben zu sprechen", sagte die hallesche Elisabeth-Schwester Norberta beim Erfahrungsaustausch im Anschluss an den Gottesdienst. Sie selbst versucht, im Alltagsleben offen zu sein für Gespräche über Glaubens- und Sinnfragen. Wenn sie in der Stadt unterwegs ist, gibt oftmals allein schon ihr Ordenskleid Anstoß zu einem solchen Gespräch. Die jüngeren Mitglieder des Arbeitskreises Berufungspastoral, dem Schwester Norberta angehört, suchen solche Gespräche insbesondere mit den Schwesternschülerinnen am Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara. Zu 90 Prozent sind die Schülerinnen ungetauft, und Nachwuchswerbung steht für die Schwestern bei ihren Aktivitäten nicht im Vordergrund.

"Die Jüngste in unserer Gemeinschaft ist 40 Jahre alt. Wenn jetzt eine einzelne junge Frau zu uns fände, wäre das für sie selbst und für uns alle gar nicht so einfach", erzählte Schwester Norberta, klang dabei aber alles andere als resigniert. Derzeit seien sozial ausgerichtete Ordensgemeinschaften hier in Deutschland nicht so sehr gefragt, sondern vielleicht eher offenere Berufungen ohne Ordenskleid oder auch kontemplative Klöster, wie zum Beispiel die neu gegründete Zisterzienserinnen-Niederlassung Helfta bei Eisleben. "Wir beten auch für Berufungen in anderen Gemeinschaften und freuen uns darüber ebenso wie über eigenen Ordensnachwuchs, den es im Übrigen anderswo in der Welt durchaus gibt", sagte die Schwester. Wie sie selbst kommen eine Reihe von Mitgliedern der Gebetsgemeinschaft aus geistlichen Gemeinschaften, die dem Gebet besondere Aufmerksamkeit widmen, aus der Franziskanischen Gemeinschaft beispielsweise oder - so auch Hiltrud Bleier - von den Benediktiner-Oplaten. Im Anschluss an eine geistliche Betrachtung mit Texten des verstorbenen Aachener Bischofs Klaus Hemmerle erzählten sich die Teilnehmer des Begegnungstages gegenseitig, welche Bedeutung das Gebet in ihrem Leben hat. Da war zum Beispiel die Rede von der Notwendigkeit, Durststrecken im Gebet zu ertragen, aber auch von der Kraft, die in Krankheit und schwierigen Situationen aus dem Gebet erwachsen kann. "Ich versuche, beim Gebet immer weniger selbst zu reden und stattdessen immer mehr auf die Stimme Gottes zu lauschen", erzählte Schwester Norberta.

Wer sich der Gebetsgemeinschaft für geistliche Berufe anschließen möchte und nähere Informationen wünscht, kann sich bei Pfarrer Jörg Bahrke melden, Bahnhofstr. 15, 06369 Görzig.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 22 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 28.05.2000

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