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Bistum Erfurt

Beziehungen wichtiger als Karriere

39. Frauenwallfahrt

Dingelstädt (ep) - "Ich brauch dich" - so war am vergangenen Sonntag die 39. Frauenwallfahrt zum Kerbschen Berg in Dingelstädt überschrieben. Die Eucharistiefeier begann denn auch mit einer Szene, die das Thema verdeutlichte: Eine Frau zwischen verschiedenen Menschen, die an bunten Bändern in verschiedene Richtungen an ihr herumziehen und Ansprüche geltend machen: der Ehemann, das Kind, die Chefin, der Pfarrer, die Nachbarin.

"Noch mehr als Nahrung und Luft braucht jeder von uns Menschen, die einfach gut zu uns sind", sagte Bischof Joachim Wanke in seiner Predigt. "Dass du da bist, darüber bin ich froh" - dies sei ein Satz, den wohl jede Frau schon gehört habe, meinte der Bischof und kam auf die Situation der Ehen zu sprechen, die heute gefährdeter seien als früher. Wanke: "Ehe und Familie können nur gelingen, wenn sie von einem gegenseitigen Geben und Nehmen geprägt sind." Und: "Ermutigt Eure Kinder auch zur sakramentalen Ehe!"Gut sei es, auch gegenüber Gott immer wieder zu bekennen: Gott, ich brauche Dich", so der Bischof.

"Gebraucht - jedoch nicht verbraucht - zu werden" sei eine Erfahrung, die Halt gibt und helfe, persönlich zu wachsen. Wenn Menschen erleben müssten, dass sie nicht gebraucht werden, etwa bei Arbeitslosigkeit, so gelte auf jeden Fall: "Gott braucht dich: Als Mitglied einer Frauengruppe, als Pflegerin eines verwitweten Elternteils, im Krankenbesuchsdienst. Gott möchte, dass wir für einander Seelsorger sind." Der Bischof dankte allen Frauen im besonderen kirchlichen Dienst. "Ohne euren Dienst wäre unsere Kirche arm dran."

In der Feierstunde am Mittag griff die Präsidentin des Thüringer Landtages, Christine Lieberknecht, eine zuvor dargestellte Szene auf, bei der zwei Frauen über eine dritte Frau herzogen. "Überall mitmischen, aber keine Zeit für die eigenen Kinder", dieser Satz sei ihr "nicht ganz ohne eigene Betroffenheit" in Erinnerung geblieben. Es sei tatsächlich so, dass die verschiedensten Ansprüche "einen wie die Frau mit einem Kleid aus vielen bunten Bändern manchmal zu zerreißen drohen". Heute habe zu dem der, der Arbeit hat, "oft zuviel davon". Keine Berufsarbeit zu haben könne zwar schmerzlich sein, biete aber auch Chancen für die Familie und die Mitmenschen in unterschiedlichsten Situationen, also für ein Netz von Beziehungen, das auch dann hält, wenn ein Faden, etwa in der Berufswelt, reißt. "Auf diese Netze wird in Zukunft die ganze Gesellschaft mehr denn je angewiesen sein, weil eine vom Staat garantierte Daseinsvorsorge auf hohem Niveau immer weniger leistbar sein wird", so Frau Lieberknecht. "Mithelfende Hände, mitdenkende Köpfe und mitfühlende Herzen werden überall gebraucht."

Am Ende der Wallfahrt forderte Frauenreferentin Sabine Stephan die Teilnehmerinnen auf, für die 40. Frauenwallfahrt im nächsten Jahr nach Dingen wie Fotos Ausschau zu halten, die aus der Geschichte der Frauenwallfahrten erzählen. Sie können ab sofort im Familienzentrum Kloster Kerbscher Berg, Kefferhäuser Str. 24, 37351 Dingelstädt, Tel. (03 60 75) 69 00 72 abgegeben werden.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 23 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 04.06.2000

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