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Bistum Magdeburg

Kühe, Schafe und Bienenstöcke für Bosnien-Rückkehrer

Starthilfe aus Leuna

Leuna (tdh) - Mehrere Wochen lang hatten Katholiken aus Leuna, Merseburg und Genthin Spenden gesammelt, um kroatischen Bosnien-Heimkehrern, die als Flüchtlinge einige Jahre lang in der Merseburger Region gelebt hatten, beim Aufbau einer neuen Existenz zu helfen. Mit dem Kauf von trächtigen Kühen und Schafen wollten sie Dörfern in der Region um Novi Travnik den landwirtschaftlichen Grundstock für einen Neuanfang legen. Mitte Mai brachte ein fünfköpfiges Team das gesammelte Geld und zum zwölften Mal eine Ladung mit Hilfsgütern nach Novi Travnik.

Dort angekommen, erlebten die Gäste aus dem Bistum Magdeburg zunächst einmal eine unerfreuliche Überraschung: Die Viehpreise waren seit ihrem letzten Besuch drastisch gestiegen. Eine tragende Kuh kostete nun 1800 Mark statt der eingeplanten 1100. Sie überreichten für das Dorf Pecine 9300 Mark für vier Kühe, fünf Mutterschafe und zwei Bienenvölker.

In dem Dorf überzeugten sie sich von der Aufbauleistung, die dort unter Leitung des katholischen Pfarrers Zlatko Ivkiz stattgefunden hat: Es wohnen wieder zehn Familien in dem zwischenzeitlich menschenleeren Ort, und weitere werden folgen. Die Kirche ist notdürftig hergerichtet, und täglich wird dort Gottesdienst gefeiert.

In einem anderen Dorf, das erst in diesem Jahr wieder von den ursprünglichen Besitzern besiedelt wurde, zeigte man den Besuchern Bedrückendes: Die abziehenden moslemischen Familien hatten die bis dahin intakten Häuser mit zerstörten Fenstern und Türen, herausgerissener Fußbodendielung und entfernten Heizkörpern hinterlassen. "Wie soll es auf diese Weise einen Neuanfang geben?", fragte sich der Leunaer Diakon Falken, einer der Begleiter des Hilfstransportes, bei diesem Anblick. Beim Abschied nahm er die Bitte seiner bosnischen Freunde mit auf den Weg, sie nicht zu vergessen. ",Helft uns, unser Kreuz zu tragen' ist eines der Worte, die ich nie vergessen werde", schrieb er nach seiner Rückkehr in seinem Reisebericht.

Eine zweite traurige Erfahrung machte er auf der Heimreise durch die Republik Serbien. An einem der unzähligen zerstörten Häusern vertriebener Kroaten sah er die Aufschrift "SFOR go hom". Und ein wenig weiter die Aufschrift: "Vivat Arcan".

Arkan ist als einer der größten Kriegsverbrecher im Bosnien-Krieg bekannt. "Soll die SFOR nach Hause gehen, damit die Schergen Arkans weiter morden können?", fragte sich Diakon Falken. Nach seiner Rückkehr bleibt den Bosnien-Fahrern das Gefühl, mit der Hilfe vieler Förderer aus dem Bistum Magdeburg und der Region Merseburg wieder etwas auf den Weg gebracht zu haben, was ein Stückchen Zukunft rund um Novi Travnik bereitet hat. Bei ihrem nächsten Transport wollen sie Ausrüstungsgegenstände für Imkereien mitnehmen.

Wer diese beisteuern kann oder die Hilfsaktion auf andere Weise unterstützen möchte, kann sich bei Diakon Dieter Falken melden, Katholisches Pfarramt Christkönig, Hockergasse 3, 06237 Leuna.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 23 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 04.06.2000

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