Das Geschenk von Pfingsten
Pater Damian
Die Pfingstfeiertage sind eine willkommene Gelegenheit, ein paar Tage auszuspannen, zu verreisen, einen längeren Ausflug ins Grüne zu machen und den schönen Frühling zu genießen. Aber ist das alles? Wird uns sonst nichts geschenkt? Bertolt Brecht meint: "Pfingsten / sind die Geschenke / am geringsten. / Während Geburtstag,/ Ostern und Weihnachten / etwas einbrachten."
Der Wert eines Festes wird von vielen nach den Geschenken bemessen. Schneidet da Pfingsten schlecht ab? Nein, im Gegenteil! Pfingsten schenkt sich uns Gott selbst im Heiligen Geist. Wer Gott bittet, der empfängt nicht irgendeine Gabe, sondern den Heiligen Geist: "Wenn schon ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gebt, was gut ist, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist denen geben, die ihn bitten" (Lk 11,13). Gottes guter Geist steht gegen den Ungeist des Bösen auf und besiegt ihn schließlich: den Ungeist des Hasses, der Zerstörung, des Unfriedens, den Geist des Egoismus und der Ausbeutung. Es ist der Heilige Geist, der lebendig macht und Leben schützt und erhält.
Ein moderner Dichter hat einen ergreifenden Pfingstpsalm geschrieben: "Gott, fernab deiner Liebe zerstören wir / uns. Wüste, die uns das bisschen / fruchtbare Erde versandet. Wie wenig / können wir lieben, wie leicht / verwandeln wir Geschenktes / in Trümmer, stehen wir // vor der Zerstörung und sollen / doch nicht verzweifeln. / Zur Strecke gebracht / das junge Wild, statt // in der Liebe gezähmt. Gott, fernab / deines Geistes sind wir / Gewalt, und nur du / kannst uns erretten, in unsere / Todessehnsucht den Atem hauchen, // der uns zum Leben erlöst." (Walter Thümler).
Pater Damian Meyer
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 11.06.2000