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Bistum Erfurt

Macht etwas aus Gottes "Bauplan"!

Männerwallfahrt

Klüschen Hagis (mh) - Ein Reporter macht eine Straßenumfrage. Sein Thema: die Menschenwürde. Dabei stößt er auf kleine alltägliche Geschichten: Er trifft einen Tischler, der seine Arbeit - "wenn ich sie gut mache" - als Dienst am Mitmenschen und an der Umwelt versteht. Ein Polizist berichtet über die Rettung von Menschen aus Notsituationen. Eine Architektin erklärt ihm, wie sie versucht für die Menschen einen Lebensraum zu schaffen, in dem sie sich wohlfühlen. Und eine Großmutter, die mit ihrem Enkel unterwegs ist, erzählt, dass die Aufgaben, mit denen sie ihre Familie unterstützt, für sie eine Erfüllung sind - auch ohne Bezahlung.

"Mir ist der Reporter sympathisch. Er hat nicht die Bibel oder die Verfassung zum Thema Menschenwürde zitiert, sondern er hat Menschenwürde dort gesucht, wo wir sie brauchen - im ganz normalen Leben", geht Generalvikar Georg Jelich am Beginn seiner Ansprache auf die Spielszenen ein, mit denen die Feierstunde eröffnet worden war. "Abbild Gottes - Würde des Menschen" hieß das Thema der 44. Männerwallfahrt, zu der am Himmelfahrtstag rund 20 000 Wallfahrer ins Klüschen Hagis gekommen waren.

Es gibt mehr als du siehst. Was nicht ist, kann noch werden. Und: Das Beste bekommt man geschenkt. Mit diesen drei Punkten machte Generalvikar Jelich den Wallfahrern Mut, "auf der Suche nach der Menschenwürde im Alltag zu bleiben". Aufgabe des Christen sei es, wie ein Restaurator die verborgene Würde des Menschen wieder freizulegen. Wer der Menschenwürde auf der Spur bleiben wolle, "muss Optimismus und Hoffnung mitbringen. Wir müssen Wege suchen, nicht Ziele." Gott billige dem Menschen das Unterwegs-Sein zu. "Wir alle sind Ebenbilder Gottes, aber noch in Arbeit."

Zuvor hatte Bischof Joachim Wanke in der Predigt während des Wallfahrtsgottesdienstes gemahnt, trotz aller menschlicher Unzulänglichkeiten daran festzuhalten, dass "Gott uns nach seinem Bild geschaffen hat". Nur so gebe es Hoffnung. Der Mensch sei beides: "Krummes Holz und aufrechter Gang". Seine Problematik, seine Würde und sein mögliches Versagen, stecke darin, dass er Gottes Abbild sein soll und dass er es sein will.

Gott habe drei Dinge in den menschlichen Bauplan gelegt: die Freude am Guten, das Gespür für Wahrheit und ein Herz, dass fähig ist zu lieben. "Der Bauplan ist richtig. Alles kommt darauf an, dass wir daraus etwas machen wollen, an die ,Bau-Ausführung' mit neuem Mut und Schwung Hand anlegen." Ein Weg dazu sei die Dankbarkeit: "Du hast eine treue Frau, antworte ihr mit gleicher Treue. Du hast gute Nachbarn, erweise auch ihnen Gutes oder fang einfach als Erster damit an. Du erwartest von anderen Qualität, arbeite selbst so, dass sie bei dir keinen Grund zur Klage haben." Als Beispiel, "welch krummes Holz wir sind", verwies der Bischof auf den Kreuzweg zum Hülfensberg, an dem zur Wendezeit aus Dankbarkeit für das Geschenk der Freiheit 3000 Menschen teilgenommen hätten. Heute seien es nur noch 300. "Gott mag solche Gedankenlosigkeit verkraften, aber deine Frau auf Dauer bestimmt nicht."

Mit Bezug auf die Entwicklung der Kirche in den neuen Ländern warnte Wanke vor der Gefahr der Polarisierung: "Es kommt zu Spannungen, aber noch mehr zu gegenseitigen Etikettierungen, zu Vorwürfen, zu Verketzerungen. Das ist unkatholisch!" Katholisch heiße nicht, alle müssten in einer Reihe marschieren, deshalb: "Erhalten wir in unseren Gemeinden und darüber hinaus als Kirche in einer nicht christlichen Gesellschaft eine Atmosphäre des gegenseitigen Vertrauens, des Gespräches, des gemeinsamen Suchens und Fragens nach der Wahrheit."

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 24 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 11.06.2000

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