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Bistum Görlitz

Soldaten schildern ihre Eindrücke aus Lourdes

Soldatenwallfahrt

Obergefreiter Steffen EnglerDoberlug-Kirchhain/Lourdes - "Ich muss ganz ehrlich sagen: Ich habe im Lexikon nachgelesen", erklärt Steffen Engler lächelnd. "Jetzt weiß ich, dass Lourdes einer der zwei wichtigs-ten Wallfahrtsorte für die Katholiken ist." Der erste von vielen Eindrücken. Mittlerweile hat sich der Obergefreite beim ersten Fallschirmjägerbatalion 373 in Doberlug-Kirchhain noch besser über Lourdes informiert. Und zwar hautnah: Zusammen mit fünf anderen Soldaten der Lausitzkaserne war Engler dabei, als sich Ende Mai zirka 13 500 Soldaten aus 30 Ländern in dem südfranzösichen Ort zur Soldatenwallfahrt trafen.

Zwar war die katholische Kirche dem evangelischen Christen vorher schon nicht fremd. Wa-rum so viele zur Wallfahrt fahren, konnte er sich allerdings nicht vorstellen. "Aber ich muss sagen: Es hat was", resümmiert Engler. "Die Menschen, die dort waren, haben so viel Hoffnung mitnehmen können." Oberfeldwebel Timo Jochum nickt. Der Katholik aus dem Saarland gehörte mit zu der kleinen "Abordnung" aus Doberlug-Kirchhain. Er war bereits zum zweiten Mal dabei. Schon nach der letzten Wallfahrt hatte für ihn festgestanden: "Eine tolle Sache!" Keine Frage, dass er in diesem Jahr, sofern der Dienst es zuließ, wieder mit dabei sein wollte - und das nicht in erster Linie wegen des Sonderurlaubs den man dafür bekommt. Auch Englers Motivation zur Lourdes-Fahrt lag nicht bei den Urlaubstagen: "Ich wollte andere Soldaten kennenlernen, Menschen, mit denen ich auch über Glauben reden kann."

Oberfeldwebel Timo JochumIn Lourdes ist er fündig geworden: "Es sind dort alle offen dafür." Anders als in der Lausitzkaserne. Da merke man schon, dass Brandenburg sehr atheis-tisch sei. In Lourdes war es selbstverständlich, zu beten oder sich auch einfach mal nur an die Grotte zu setzen. "Man findet dort seine innere Ruhe". - Eine Erfahrung, die auch Timo Jochum gemacht hat. "Innere Ruhe und Kraft" könne man dort tanken. Gerade Soldaten, die Leben bewahren und schützen sollen, bräuchten dazu Gelegenheit. Schließlich seien das Leben als Soldat und der Glaube kein Widerspruch. Steffen Engler stimmt ihm zu. Sie haben gesehen, dass es - entgegen landläufiger Vorurteile - viele Gläubige in der Armee gebe, dass "Armee mit Glauben funktioniert."

Daneben hat die beiden Soldaten vor allem die Ungezwungenheit fasziniert. Zwar seien in Lourdes alle in Uniform gewesen, aber es ging locker zu, "weniger militärisch", erinnert sich Engler, eher menschlich. Dienstgrade seien während der Wallfahrt nicht so entscheidend gewesen. Selbst Hauptfeldwebel oder Oberstabsfeldwebel hätten ihm dort das "Du" angeboten. "Und man konnte abends auch mal gemütlich ein Bier trinken", ergänzt Jochum. Selbst der deutsche Militärbischof Johannes Dyba sei jeden Abend dabei gewesen. "Wir Katholiken können auch feiern, so ist es ja nicht", lacht Jochum. Wenn es Abend wurde, dann seien die Straßen voller Soldaten aus den unterschiedlichsten Nationen gewesen. Kennengelernt haben die beiden zum Beispiel Kameraden aus Irland - "eine spaßige Sache". "Wer ein bisschen Englisch redet, konnte dort leicht Kontakt finden zu anderen Soldaten", erinnert sich Steffen Engler. "Zumindest, wer mit im Zeltcamp geschlafen hat", ergänzt Timo Jochum. Wer im Hotel übernachtet hätte, habe es schwerer gehabt und zudem bei den anderen eine schlechte Meinung hinterlassen. "Hotelpilger" ist seit Lourdes für die beiden ein geflügeltes Wort. Nur bei den Mahlzeiten hätten diese vielleicht das bessere Los gezogen. Mit dem "Dosenessen" auf dem Zeltplatz konnten sich die beiden aus Doberlug-Kirchhain nicht so recht anfreunden.

Unzufrieden waren sie auch mit der internationalen Eröffnungsfeier. Sie sei eindeutig schlecht vorbereitet gewesen. Nicht zuletzt war auch die Zugfahrt von Berlin nach Lourdes und zurück sehr anstrengend.

Doch trotz all dieser Kritik überwiegen beim Obergefreiten Engler und seinem Vorgesetzten Oberfeldwebel Jochum die positiven Eindrücke. Letzerer fasst den Termin für's nächste Jahr schon mal ins Auge. Steffen Engler hat seinen Wehrdienst bis dahin beendet und kann so "leider nicht mehr dabei sein".

Juliane Schmidt

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 25 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 18.06.2000

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