Umbau macht alte "Bausünden" wett
Altarweihe in Wittenberg
Lutherstadt Wittenberg (dw) - Jahrzehntelang haben die Wittenberger Katholiken auf die Gelegenheit gewartet, ihre 1872 geweihte Pfarrkirche zu erweitern und "Bausünden" aus den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts wieder auszubügeln. Viele mühselig angefertigte Pläne mussten im Laufe dieser Zeit verworfen werden, die Früchte langer Diskussionen zerschlugen sich wieder und wieder. Mit der Weihe des neuen Altars fanden die Erweiterung und Verschönerung in der St.-Marien-Kirche Pfingstmontag ihren vorläufigen Abschluss. Bei der Feier mit Weihbischof Gerhard Feige brachten viele Gemeindemitglieder ihre Freude zum Ausdruck über das nun größere, heller und freundlicher wirkende Gotteshaus.
Die Bauarbeiten hatten im Herbst 1998 begonnen. Der Architekt des Baus, Gerold Ringelhahn, hatte durch den Künstler Heinrich Schreiber aus Gronach den Altarraum mit Altar und Ambo neu gestalten und zudem einige zugemauerte Fenster wieder freilegen lassen. Die Kirche erhielt so ihren ursprünglichen neugotischen Charakter zurück. Der Anbau einer kleinen Beichtkapelle erweitert den Gottesdienstraum.
Was der Altar für eine Kirche bedeute, sagte der Weihbischof in seiner Predigt, sei ihm bewusst geworden, als vor 30 Jahren eine gotische Kirche in seiner Heimatstadt in eine Konzerthalle umgewandelt worden sei. Der Innenraum des ehemaligen Sakralraumes sei zwar nach wie vor sehr schön, es dränge sich jedoch der Eindruck auf, dass dem Raum die Mitte fehle.
Auf dem runden Steinaltar in der Wittenberger Kirche hat der Künstler reliefartig das Motiv des Emmausmahles dargestellt. Gerhard Feige wies darauf hin, dass die Christen erst im vierten bis fünften Jahrhundert begannen, das Messopfer an Steinaltären zu feiern. Zuvor begingen sie es an beweglichen Tischen und fühlten sich dadurch an das letzte Abendmahl und das Emmausmahl erinnert.
An die Altarweihe schloss sich eine Festwoche an mit Feiern der Senioren, der Kantorei, der Frauen und der Jugend.
Wie sich erst kürzlich herausstellte, müssen noch die Bleiglasfenster der Kirche erneuert werden. Diese Arbeit übernimmt der Wernigeröder Glasgestalter Günter Grohs. Nachdem die Schutzverglasung bereits eingebracht wurde, plant das Bistum, die Arbeiten bis Ende dieses Jahres abzuschließen.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 18.06.2000