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Aus der Region

"Gib der Hoffnung ein Gesicht"

Schülerwallfahrt

An der Klosterpforte gab es Antworten auf viele QuizfragenLutherstadt Eisleben (dw) - Die Helftaer Zisterzienserinnen waren um keine Antwort verlegen. "Und was ist, wenn Sie erst nach Sonnenuntergang mit dem Streit angefangen haben?", wollte eine der Sechstklässlerinnen wissen. Äbtissin Assumpta Schenkl hatte zuvor erläutert, dass die Schwestern einer alten Weisheit zufolge jeden Streit zu beenden versuchen und sich wieder versöhnen, bevor die Sonne untergeht.

Dem wissbegierigen Mädchen erklärte sie dann, warum es nächtlichen Zoff im Kloster Helfta eigentlich nicht geben kann: Im Anschluss an das gemeinsame Abendgebet, die Komplet, halten sich die Schwestern an die Schweigeregel. "Schon im Mittelalter waren Ordensleute überzeugt, dass sie eine intensivere Beziehung mit Gott finden, wenn sie während bestimmter Zeiten am Tage bewusst schweigen", erzählte die Äbtissin. Gemeinsam mit zwei weiteren Schwestern ließ sie sich während der Schülerwallfahrt am 14. Juni von mehr als 20 Jungen und Mädchen "löchern". Anderthalb Stunden lang interessierten sich die Kinder für alle Facetten des Klosterlebens, angefangen von den sportlichen Vorlieben der Schwestern bis hin zu den Gründen, die Frauen heute zu einem Eintritt ins Kloster bewegen. Das Interview mit den Hausherrinnen war während des Wallfahrts-Vormittags eines von sieben Gruppenangeboten für die 240 Schüler, die aus allen sieben katholischen Gymnasien angereist waren, die es in Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt gibt. "Gib der Hoffnung ein Gesicht" stand als Titel über der Wallfahrt, an der nicht nur katholische Schüler teilnahmen, sondern auch evangelische und nicht getaufte. Eine Gruppe, die auf dem Klostergelände Birken, Kastanien und Eichen pflanzte, sah ein Symbol der Hoffnung in diesen kleinen Bäumen, die auch in 100 Jahren noch Schatten und Sauerstoff spenden und vielen Tieren als Unterschlupf dienen könnten. Einige Kinder bemalten Ziegelsteine mit Sinnbildern der Hoffnung. Andere gingen bei einem Geländespiel der Geschichte des Zisterzienserinnen-Klosters nach, das vor 450 Jahren untergegangen war und nun einen hoffnungsfrohen Neubeginn wagt.

Während der Abschlussandacht sagte der Dresdner Bischof Joachim Reinelt den Kindern, dass ihr Anblick ihm Hoffnung gebe: "Ihr seid jung, ihr wollt kein langweiliges Leben führen, sondern dem Leben Pfeffer und Schwung geben". Seine größte Hoffnung liege aber in Christus: "Er hat sein Leben für seine Freunde hingegeben. Wer so etwas tut, der macht auch denen Hoffnung, die sich noch nicht als seine Freunde verstehen", sagte der Bischof. Eine Hoffnung stärkende Glaubenserfahrung habe er selbst erst kürzlich gemacht, als er zu Gast bei Anbetungsschwestern in seinem Bistum war. Es bedrückte ihn zu sehen, dass die Schwestern schon alle sehr alt waren und offenbar keinen Nachwuchs hatten. Deshalb schlug er ihnen vor, gemeinsam dafür zu beten, dass neue Ordensfrauen ihrer Gemeinschaft beitreten. Nach Hause zurückgekehrt, fand er auf seinem Schreibtisch einen Brief von drei Schwestern aus einem westdeutschen Konvent. Sie schrieben ihm, dass sie gerne Anbetungsschwestern werden möchten und fragten, ob es in seinem Bistum eine Gemeinschaft gebe, die sie aufnehmen könnte.

Die Schülerwallfahrt der katholischen Gymnasien Dessau, Dresden, Erfurt, Halle, Heiligenstadt, Magdeburg und Zwickau fand nun schon zum dritten Mal statt. Der Tag wird im Wechsel von den Lehrerkollegien der einzelnen Schulen vorbereitet, in diesem Jahr war das Dresdner Benno-Gymnasium dran.

In den Jahren zuvor hatten sich die Sechstklässler auf dem Petersberg bei Halle und in Heiligenstadt versammelt. Künftig sollen die Wallfahrten immer in Helfta stattfinden.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 26 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 25.06.2000

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