Am Grab Laurentius`
Unterwegs in Rom
Sie liegt nahe der Universität "La Sapienza" ("Die Weisheit"), direkt neben dem größten römischen Friedhof Campo Verano. Und sie gehört zu den traditionellen sieben Pilgerkirchen der Ewigen Stadt: Sankt Laurentius vor den Mauern. Der Überlieferung zufolge wurde sie von Kaiser Konstantin über dem Grab des Laurentius errichtet, der auf einem glühenden Rost den Märtyrertod starb. Aber später kam ein anderes, der Maria geweihtes Gotteshaus hinzu, und im Hochmittelalter fügte man die beiden Bauten zusammen. Dennoch (und trotz weiteren sowie der Bombenschäden von 1943) hat San Lorenzo den Charakter einer früh christlichen Basilika bewahrt.
Dazu gehören der schöne Portikus mit antiken Säulen und Mosaiken, ein breites Mittelschiff mit schmalen Seitenschiffen. Die Marmorkanzeln, der Osterleuchter sowie der prächtige (Mosaik-)Fußboden sind Kosmatenarbeiten, also Werke jener zwischen 1150 und 1320 tätigen Künstlerfamilien, in denen der Vorname Cosma häufig war. Aus dieser Zeit stammt auch das Grabmal des Kardinals Fieschi, das freilich 1943 durch Bomben zerstört und aus den Trümmern zusammengeflickt wurde, sowie der Bischofsthron. Noch weiter zurück (nämlich in die früh christliche Epoche) datiert das eindrucksvolle Mosaik am Triumphbogen: Es zeigt Christus, flankiert von Heiligen.
Aber sehenswert ist Sankt Laurentius nicht nur wegen seiner Baugeschichte und seiner uralten Kunstwerke, sondern auch wegen zweier Grabstätten aus neuer und neuester Zeit. In dem tiefer liegenden Teil der alten Basilika befindet sich die Grabkapelle für den 1878 verstorbenen Pius IX. Also für jenen Pontifex, der 1870 auf dem Ersten Vatikanischen Konzil das Dogma der päpstlichen Unfehlbarkeit in Lehrfragen verkündete. Dass Pius IX. demnächst selig gesprochen werden soll, hat Kritik ausgelöst.
Unumstritten ist hingegen die geschichtliche Bedeutung eines anderen, in San Lorenzo beigesetzten Mannes: Alcide De Gasperi. Dieser große italienische Politiker der Nachkriegszeit wurde nach seinem Tod 1954, wie er es gewünscht hatte, hier bestattet. Der renommierte Bildhauer Giacomo Manzu' hat das Grabmal in der Eingangshalle gestaltet - ein Monument, das sowohl die persönliche Bescheidenheit De Gasperis wie auch die ihm gebührende nationale Anerkennung ausdrückt.
Bernhard Hülsebusch
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 25.06.2000