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Bistum Magdeburg

Geht nachts bald das Licht aus?

Bahnhofsmission Magdeburg

Mitarbeiterin Brigitte LehmannMagdeburg (dw) - In der Magdeburger Bahnhofsmission finden Hilfsbedürftige Tag und Nacht Menschen, die ihnen zuhören, erste Hilfe leisten, eine Tasse Kaffee, einen Rat oder für ein paar Stunden einen warmen, trockenen Platz zum Ausruhen geben.

Für viele Menschen war dieser Dienst rund um die Uhr in den letzten Jahren ein Segen, und manche verdanken ihm sogar ihr Leben. Ab 1. September soll die Bahnhofsmission nach dem Willen der beiden Träger, Caritas und Diakonie, nur noch tagsüber geöffnet sein. Das Spendenaufkommen reicht nicht, um die Nachtschichten aufrecht zu erhalten.

Adelheid Bornholdt, die Leiterin der Bahnhofsmission, ist darüber sehr bekümmert. Sie hat die zahlreichen Menschen vor Augen, die in all den Jahren gerade nachts ohne die Einrichtung nicht weiter gewusst hätten. Sie denkt an die Reisenden, deren nächster Anschlusszug erst am nächsten Morgen fährt und für die es - jedenfalls bisher - im Bahnhof keinen geschützten Aufenthaltsraum gibt, an die misshandelten Frauen, die nachts und an Feiertagen bei den Behörden niemanden antreffen, der ihnen einen Platz im Frauenhaus vermitteln könnte und an die Selbstmordgefährdeten, die nach einem nächtlichen Gespräch von ihrem Vorhaben ablassen. Noch hat Frau Bornholdt die stille Hoffnung nicht aufgegeben, dass sich vielleicht doch Dauer-Sponsoren finden könnte, die die Nachtschichten weiterhin möglich machen.

Beim Bahnhof und bei Behörden hat sie schon versucht, zusätzliche Gelder für die gut genutzte Nachtbereitschaft der Bahnhofsmission locker zu machen - vergeblich. Die Bahn schätzt den Dienst von Frau Bornholdt und ihren Mitarbeitern, die immer zur Stelle sind, wenn es irgendwo im Bahnhof "brennt", hat im Zuge der Sparmaßnahmen jedoch keine Finanzmittel zur Verfügung. Beim Arbeitsamt bläst der Einrichtung, deren hauptamtliche Mitarbeiter fast alle in Arbeitsbeschaffungs- oder Strukturanpassungsmaßnahmen gefördert werden, ohnehin in wachsendem Maße der Wind ins Gesicht. Von Jahr zu Jahr wird es für die Leiterin schwieriger, die Stellen bewilligt zu bekommen. Bei ihrem jüngsten Besuch im Arbeitsamt sagte man ihr, dass ABM-Kräfte im Sozialbereich in Magdeburg künftig nur noch an Einrichtungen vermittelt werden sollen, die von ihren Kunden den "Magdeburg-Pass" als Nachweis ihrer Bedürftigkeit verlangen. Eine solche Praxis widerspräche aber dem seelsorglichen Auftrag der Bahnhofsmission und würde zudem die vorbeugende Wirkung ihrer Arbeit ein Stück zunichte machen, ist Adelheid Bornholdt überzeugt. Suizidgefährdete oder Verwirrte zum Beispiel könnten die Mitarbeiter nicht mehr erreichen, wenn sie beim Eintritt auf den Armuts-Nachweis pochen würden.

Wer Dauer-Sponsor der Magdeburger Bahnhofsmission werden möchte, kann sich melden unter Telefon (03 91) 5 49 33 10.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 27 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 02.07.2000

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