Santa Prassede und Pudenziana
Unterwegs in Rom
Nur einen Katzensprung von der mächtigen Basilika Santa Maria Maggiore entfernt liegen zwei - im wahrsten Sinn des Wortes - Schwesterkirchen: Santa Prassede und Santa Pudenziana. Das hat wie so vieles im christlichen Rom mit einer Legende zu tun: Der Apostel Petrus, so heißt es, habe zeitweise im Haus des Senators Pudens verkehrt und diesen Familienvater samt seinen Töchtern Praxedis und Pudentiana zum Christentum bekehrt und getauft. Zu Ehren der beiden (heiligen) Mädchen errichtete man Gotteshäuser. Zunächst wohl Santa Pudenziana: Eine ,,Hauskirche" - und möglicherweise der erste christliche Kultraum in Rom.
Die heutige Basilika, zu der man von der Via Urbana etwas hinuntersteigen muss, entstand im späten 4. Jahrhundert nach Christus über den Resten von Senator Pudens' Haus. Zwar hat sie mannigfache Veränderungen, besonders im 16. und 19. Jahrhundert erlebt. Doch einige romanische Teile blieben erhalten - so zwei Säulen des Portals und der Glockenturm.
Besondere Beachtung verdient das frühchristliche Apsismosaik, auch wenn es unter der barocken Restaurierung sehr gelitten hat. Es zeigt Christus als Weltenherrscher inmitten einer bewegten antiken Szenerie mit Aposteln und Frauen, darüber eine Stadt sowie ein prächtiger Wolkenhimmel, in dem die vier Evangelistensymbole (Mensch, Löwe, Stier, Adler) aufscheinen. In einer Kapelle des linken Seitenschiffes sieht man einen Tisch, an dem der Apos-tel Petrus die heilige Messe zelebriert haben soll.
Kunsthistorische Bedeutung hat die Capella Caetani, ebenfalls im linken Seitenschiff, die von Francesco da Volterra begonnen und nach 1598 von Carlo Maderna vollendet wurde. Eine Treppe führt von der Kirche in das Oratorium Marianum hinüber in einen Raum, der vermutlich einst zur Küche im Haus des Senators Pudens gehörte. Eine Wandmalerei dort aus dem 9. Jahrhundert verweist erneut auf die legendäre Entstehungsgeschichte: Sie zeigt Petrus zwischen den Heiligen Pudentiana und Praxedis.
Bernhard Hülsebusch
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 02.07.2000