Besucherflaute schon vor der Eröffnung
Youth Camp 2000
Am Sonntag (9. Juli, 10 Uhr) ist es so weit: Mit einem ökumenischen Gottesdienst wird das Youth Camp in Hildesheim eröffnet - ein Projekt im Rahmen der Weltausstellung Expo 2000 in Hannover.
Sie schwankt, die Stimmung des Vorbereitungsteams des Youth Camp 2000, des internationalen ökumenischen Jugendtreffens in Hildesheim: zwischen Hoffnung und Ärger. Eines aber ist klar: In diesen Tagen fällt der Startschuss für das Unternehmen, das gemeinsam vom Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und der Arbeitsgemeinschaft der evangelischen Jugend (aej) in Zusammenarbeit mit der Stadt Hildesheim, dem Bistum Hildesheim und der evangelischen Landeskirche Hannovers veranstaltet wird. Zur offiziellen Eröffnung werden Bischöfin Margot Käßmann und Bischof Josef Homeyer erwartet.
Schon im Vorfeld gab es gravierende Sorgen: Am Nachmittag des Gründonnerstages brannte eine Tennishalle ab, die eigentlich als Futterscheune für das Camp dienen sollte. Und wenige Tage vor Eröffnung standen die Organisatoren vor einem echten Problem, denn es lag trotz mündlicher Zusagen keine schriftliche Genehmigung für den Aufbau des über elf Meter hohen Kirchenzeltes vor. Kaplan Christian Göbel, der sich, zusammen mit dem evangelischen Pastor Ralph-Ruprecht Bartels und unterstützt von Schwester Rut-Maria von den Hildesheimer Vinzentinerinnen, für das Programm des spirituellen Zentrums verantwortlich zeigt, hatte somit keinen Arbeitsplatz. Inzwischen ist die Genehmigung mit einigen Auflagen, die wohl erfüllt werden können, erteilt.
Dennoch gibt es im Zusammenhang mit dem Camp noch einige Fragezeichen, vor allem verbunden mit den stagnierenden Teilnehmerzahlen: "Wir liegen damit voll im Trend der Expo", sagt Martin Tenge, der Jugendseelsorger des Bistums Hildesheim und Vorsitzender des Trägervereins des Youth Camp 2000. Die Weltausstellung in Hannover war ja der ursprüngliche Anlass, das ökumenische Jugendlager in Hildesheim zu planen. "Wir haben uns mit unseren Überlegungen an die Vorgaben Hannovers gehalten", sagt Tenge. Vor dem Hintergrund der Erfahrungen anderer Weltausstellungen habe die Expo insgesamt 40 000 Übernachtungen von Jugendlichen pro Nacht geplant. "Und mit dieser Vorausgabe sind wir an die Arbeit gegangen", berichtet Tenge, um einen Beitrag für diesen Bedarf zu liefern.
Die Nachfrage entspricht aber nicht dem, was die Expo-Gesellschaft erwartet hatte: Bisher sind im Youth Camp 2000 Anmeldungen für insgesamt 19 000 Übernachtungen eingegangen. "Das sind 360 belegte Betten pro Tag", erläutert Klaus Pohl, der Geschäftsführer des Trägervereins. Kostendeckend werde es erst, wenn durchschnittlich 800 Jugendliche die Nacht in der Zeltstadt verbringen. Untergebracht werden können bis zu 1000 Jugendliche pro Nacht.
Natürlich wirkt sich die Stagnation der Anmeldezahlen auch auf das finanzielle Konzept aus. Insgesamt sind 1,9 Millionen Mark für das Projekt veranschlagt. Die Gehälter für hauptamtliche Mitarbeiter sind dabei nicht eingerechnet, sie werden von den beiden Kirchen übernommen.
Und noch etwas haben beide Kirchen übernommen: Bürgschaften für den Fall, dass das Finanzkonzept nicht aufgeht. "Das ist eine echte Unterstützung für uns, die zeigt, wie wichtig beiden Kirchen dieses Projekt ist", betont Martin Tenge. Nicht nur aus dieser Wertschätzung schöpft der 39-jährige Diözesanjugendseelsorger seine Zuversicht, dass das Youth Camp trotz aller Widrigkeiten ein besonderes Ereignis im Heiligen Jahr wird. "Wir bieten etwas", sagt er, "wir schaffen ein Quartier für Christen aus aller Welt, das mehr ist als eine bloße Übernachtungsmöglichkeit." Spaß und Abwechslung, aber auch Besinnliches gibt es zum Platz für den Schlafsack einfach dazu. Über 700 Einzelveranstaltungen - Kulturelles, Sportliches, Spirituelles - liste das Programm mittlerweile auf. "Wir müssen", sagt Tenge, "jetzt noch einmal aktiv in die Werbung gehen und selbstbewusst aufzeigen, was wir bieten."
Rüdiger Wala Infos unter: www.youthcamp2000.de
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 09.07.2000