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Bistum Dresden-Meißen

Lebendige Kirche aber hohe Kriminalität

Papua-Neuguinea

Dresden (tg) - Wenn auf Papua-Neuguinea Gottesdienst gefeiert wird, sind die Kirchen voll. Zwischen 70 und 100 Prozent der katholischen Christen besuchen die Messe, berichtete Erzbischof Hans Schwemmer jetzt auf einer Veranstaltung des Kathedralforums in Dresden. Und doch stellen die Zustände in dem Inselstaat nördlich von Australien den Nuntius, der auch für die Salomonen zuständig ist, vor ungeahnte Schwierigkeiten.

Schon die sozialen Probleme sind gravierend: Seit der Unabhängigkeit 1975 hat sich die wirtschaftliche Situation rapide verschlechtert. Papua-Neuguinea mit seinen rund vier Millionen Einwohnern hat heute eine Arbeitslosenrate von fast 60 Prozent. Betroffen sind vor allem junge Leute. "Das ist der schwierigste Punkt für das Land bei der Bewältigung der Zukunft", sagt Schwemmer.

Zudem steht der Inselstaat bei der Kriminalitätsrate an der Weltspitze. Selbst Diplomaten wagen sich nur noch mit Polizeischutz aus dem Haus. Stammeskämpfe hat es auch früher schon gegeben. "Nur damals kämpften die Leute mit Speeren gegeneinander. Da gab es vielleicht zwei Tote. Heute besitzen sie Schnellfeuergewehre - und da gibt es bei einem Zusammenstoß gleich 60 Tote."

Erzbischof Hans Schwemmer ist gebürtiger Oberpfälzer. Nach dem Studium trat er 1979 in den diplomatischen Dienst des Vatikans. 1983 leitete er die Apostolische Nuntiatur in Brüssel, 1986 in Buenos Aires. 1997 schließlich kam er nach Papua-Neuguinea. Die beiden Bereiche, in denen Staat und Kirche in diesem Land zusammen arbeiten, sind das Gesundheitswesen und die Bildung. Etwa die Hälfte der Gesundheitseinrichtungen gehören der katholischen Kirche; von den Bildungs- und Erziehungseinrichtungen 34 Prozent. Die Regelung ist so, dass die Kirche die Gebäude zur Verfügung stellt, der Staat das Personal bezahlt. Doch Korruption und vor allem Missmanagement führen dazu, dass die Beschäftigten oft monatelang auf ihre Gehälter warten müssen.

Trotz aller sozialen Schwierigkeiten sei die Kirche in Papua-Neuguinea sehr lebendig, meint der Nuntius. Als einen "positiven Faktor" betrachtet der Erzbischof die Inkulturation. "Traditionelle Tänze und Gesänge sind gut in die Gottesdienste integriert." Andere Gewohnheiten wiederum bereiten dem Erzbischof Kopfzerbrechen. Eines davon nennt er das "Big-Man-Syndrom": Wer ein gewisses Ansehen genießt, muss dies auch mit bestimmten Statussymbolen demonstrieren. Dazu gehört unter anderem, viele Frauen zu haben. Selbst katholische Politiker lebten polygam, erzählt Schwemmer. "Hier haben wir noch einiges zu korrigieren." Auch dass katholische Priester versuchen, in der "Big-Man"-Hierarchie noch eine Stufe höher zu steigen, indem sie in die Politik gehen, ist ein Problem. Zwei Priester seien inzwischen sogar zu Gouverneuren gewählt worden. Schwemmer:"Hier hilft auf Dauer nur geduldiges Bewusstmachen, dass die Verbindung von politischer Macht und seelsorgerlichem Wirken nicht im Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils ist."

Auf den Salomonen mit ihren knapp 400 000 Einwohnern liegt der Anteil katholischer Christen bei lediglich 19 Prozent. Im Frühjahr 1999 begannen Auseinandersetzungen zwischen ethnischen Gruppen. Anlass war die zwangsweise Rück-Umsiedlung von rund 25 000 Bewohnern der Insel Malaita, die im Laufe der Zeit auf der Insel Guadalcanal ansässig geworden waren. Die Vertriebenen bildeten prompt eine Guerilla-Truppe. Anfang Juni brach der Bürgerkrieg aus. Im Moment herrsche gespannte Ruhe, sagt Schwemmer. "Bleibt zu hoffen, dass durch den mäßigenden Einfluss der Kirche Besserung eintritt."

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 28 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 09.07.2000

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