Diakon Bernhard Matko, Hoyerswerda
Vorgestellt
Bei den Studenten galten sie zwar anfangs als Exoten - trotzdem hat sich Bernhard Matko während des zehntägigen "Crash-Kurses" im Erfurter Priesterseminar wohlgefühlt. In der Vorbereitung auf seine Diakonenweihe hat er gerade diese Tage als "fruchtbringend" empfunden - nicht nur, weil er dort abseits vom Alltagsstress war. Als großen Vorteil wertet der Hoyerswerdaer, dass die Professoren den beiden zukünftigen Diakonen dort ganz zur Verfügung standen. Es blieb nicht bei den Vorlesungen zur Sakramentenlehre, Liturgie, Philosophie und vielen anderen Fächern. Die Professoren standen Rede und Antwort, wenn es um Fragen ging, die Bernhard Matko in Familie, Beruf und Gemeinde schon beschäftigt hatten. So blieb das theologische Studium für den 50-Jährigen keine graue Theorie. Er konnte es unmittelbar mit seiner Lebenserfahrung verbinden. Schließlich ist die Gemeindearbeit für Matko nichts Neues.
Seit 27 Jahren ist er Diakonatshelfer. Einen großen Teil dieser Zeit betreut er die Hoyerswerdaer Außenstation in Uhyst - Jahre, die von seiner Entscheidung zur Diakonenweihe nicht wegzudenken sind, denn "Mo-saikstein für Mosaikstein" sei dieser Entschluss gewachsen. "Mit einem Wort kann ich diese Entwicklung nicht beschreiben", erklärt er. "Der erste Gedanke kam bei der Diakonenweihe meines Freundes Johannes Glaubitz 1980." Wenig später wurde er dann von Bischof Bernhard Huhn angesprochen. Matko kannte seine Frau damals zwar schon, war aber noch nicht verheiratet. Darum war seine Antwort: "Ich möchte erst sehen, wie die Familie den Dienst mitträgt." Bis 1996 ließ er sich Zeit für seinen Entschluss. Dann sagte er zu. Seine Frau, die auch berufstätig ist und die 14-jährige Tochter stärken ihm den Rü-cken. Absprachen und gute Koordination helfen, dass das Familienleben nicht zu kurz kommt.
Bernhard Matkos erste "Amtshandlung" nach dem Weihegottesdienst war eine Pfingstvesper, die er noch am Abend in seiner Gemeinde feierte. Viele Gemeindemitglieder waren dazu gekommen. Matko spürt, dass die Gemeinde ihn unterstützt. Wenige Tage später hatte die Kolpingsfamilie den neuen Diakon eingeladen. Matko ist seit 33 Jahren selbst Mitglied im Kolpingverband.
Seine erste Gratulantin nach der Weihe war übrigens ein kleines Mädchen aus Uhyst. Die Eltern lernten Matko und seine Frau vor einigen Jahren kennen. Die Mutter des Mädchen wollte sich taufen lassen. Der Hoyerswerdaer Pfarrer hatte damals die Idee, Familie Matko könnte die junge Frau durch die Zeit vor der Taufe begleiten. Daraus entstand eine gute Freundschaft. Bei den beiden Kindern der Familie sind Bernhard Matko und seine Frau mittlerweile Paten. Ganz besonders freut es den "frisch geba-ckenen" Diakon, dass er in wenigen Monaten das dritte Geschwisterchen in Uhyst taufen darf.
Neben Aufgaben in der Pfarrei und im Gemeindehaus Thomas Morus wird Matko auch weiterhin regelmäßig zur Außenstation nach Uhyst fahren. Und dafür will er sich viel Zeit nehmen. Denn die Gläubigen dort sind oft auf sich gestellt, haben unter der Woche nicht so viele Angebote, wie etwa die Hoyerswerdaer. "Viele ältere Menschen brauchen das Gespräch. Mit den Jahren hat man so das Gefühl dafür bekommen", resümiert Matko. Obwohl er aus dem stark katholisch geprägten Wittichenau stammt, hat sich Bernhard Matko nach seiner Hochzeit in der Hoyerswerdaer Diaspora "gut und sehr schnell" eingelebt. "Ich fahre zwar gerne mal rüber nach Wittichenau, zum Beispiel zum Osterreiten. Aber ich bin froh und glücklich, in Hoyerswerda ein bisschen Diasporaluft zu schnuppern", sagt er und erklärt: "In der Diaspora ist man selbst gefordert, muss Verantwortung übernehmen."
Das tut er übrigens nicht nur in seiner nebenberuflichen Tätigkeit als Diakon, sondern auch im Berufsleben. Seit einigen Jahren leitet der gelernte Dekorationsmaler die Werbeabteilung eines großen Kaufhauses. In der Zeit, die dann noch übrig bleibt, arbeitet Matko - wie Polossek - gerne in seinem Garten. Seine Spezialität: Er züchtet Koniferen.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 09.07.2000