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Bistum Dresden-Meißen

Altarweihe in 100-jähriger Kirche

Reichenbach

Der sanierte Altarraum in ReichenbachReichenbach (gb/dw) - Gleich dreimal wird in diesem Sommer in der Reichenbacher St.-Annen-Kirche groß gefeiert: Am 18. Juni gingen hier zwölf Jungen und Mädchen zur Erstkommunion. Vergangenen Sonntag weihte Bischof Rudolf Müller den Altar der umgestalteten Kirche neu. Den Abschluss des Triduums bildet am kommenden Sonntag der 100. Kirchweihtag. Auch dann wird der Görlitzer Bischof wieder dabei sein. "Es gibt hier so viele junge, engagierte Familien. Es ist eine Freude, das zu sehen", sagte er nach dem feierlichen Gottesdienst zur Altarweihe.

Eine Renovierung hatte die St.-Annen-Kirche dringend nötig. Die Bleiglasfenster waren zerlöchert, Altar und Tabernakel passten nicht ins Gesamtbild der Kirche, und die silbernen Kerzenleuchter waren schwarz geworden. Zu Beginn des Jahres hatte das Bischöfliche Ordinariat allen Spar-Beschlüssen zum Trotz die Umgestaltung genehmigt.

Der Altartisch wurde während der Bauarbeiten ein Stück näher in die Mitte des Kirchenschiffs gerückt. Er erhielt wieder seine ursprüngliche Farbgebung in einem erdigen Rotton mit goldener Ornamentik. Die beiden Farbtöne Rotbraun und Gold finden sich im Altarraum an mehreren Stellen wieder, beispielsweise im Podest der Madonnenfigur oder am kostbar wirkenden Kruzifix auf dem Tabernakel.

Bischof Müller stellte in seiner Predigt die doppelte Bedeutung des Altars heraus als Symbol für Christus inmitten der Gemeinde und als Ausdruck der Christen, die sich selbst mit ganzem Herzen und allen Kräften Gott hingeben. Während des Gottesdienstes dankte der Bischof dem Franziskanerpater Basilius Iwanek für seinen Dienst in der Gemeinde. Seit 1996 war er als Seelsorger für Reichenbach und Mengelsdorf zuständig gewesen. Nach Abschluss der Jubiläumsfeierlichkeiten wird er diese Aufgabe aus gesundheitlichen Gründen an Christian Burzek abgeben, den bisherigen Kaplan in der Görlitzer St.-Jakobus-Gemeinde.

Vor 100 Jahren war die Gemeinde zunächst von Jauernick aus betreut worden. Der dortige Pfarrer hatte die Ruinen der Reichenbacher St.-Annen-Kirche im Jahre 1895 ersteigert. Nachdem die Kirche 1899 im neogotischen Stil wieder aufgebaut worden war, fand am 10. Juli 1900 die Wieder-Einweihung statt.

Die Ursprünge des Gotteshauses liegen schon in vorreformatorischer Zeit. Die Ortschronis-ten geben an, dass die Kirche vor den Toren der Stadt gestanden hat und im Hussitenkrieg 1430/31 zusammen mit dem Schloss und den meisten anderen Stadthäusern eingeäschert, anschließend jedoch wieder aufgebaut wurde. Im Jahre 1548 wurde Reichenbach nach heftigem Widerstand aus der Bürgerschaft evangelisch, nachdem bereits 1521 die Erzpriester von Reichenbach, Görlitz und Seidenberg (heute Zawidow) die Einführung der Lehre Luthers beschlossen hatten.

1588 erhielt das Gebäude einen mittelständigen Dachreiter. Beim großen Stadtbrand von 1670, bei dem die große Wehrkirche St. Johannes mit den meis-ten Stadthäusern abbrannte, blieb St. Anna wie durch ein Wunder verschont und diente den Reichenbacher Christen zur Abhaltung sämtlicher Gottesdienste.

Im Jahre 1796 wurde die alte Kirche geschlossen. Die Befreiungskriege machten sie zur Ruine. 1825 musste der schadhafte Turm mit der Barockhaube von 1740 abgerissen werden.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 30 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 23.07.2000

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