Elf Tage buntes Kirchenleben
Ökumenische Kirchenwoche Lübben
Lübben - Gemeindeleben ist mehr als Gottesdienst - das wollten die katholischen und evangelischen Christen aus Lübben nicht nur selbst neu erleben. Gerade ihre Lübbener Mitbürger wollten sie an der Vielfalt des Glaubens teilhaben lassen. Zum Anlass nahmen sie die 850-JahrFeier, die das Spreewaldstädtchen in diesem Jahr begeht.
Was können wir mit der Stadt und für die Stadt tun? - so hatten sich der katholische Pfarrer Christoph Kliemank, seine evangelischen Kollegen Gerrit Wirth und Hans-Christoph Hille und Mitglieder beider Kirchen gefragt. Ergebnis der Überlegungen war eine - verlängerte - Festwoche: Elf Tage, prall gefüllt mit abwechslungsreichen Veranstaltungen. Unter dem Motto "Lasst uns Brücken bauen - Christsein gestern-heute-morgen" spannte sich ein breiter Bogen durch's bunte Kirchenleben. Den Startschuss hatte ein großes Kinderfest am 1. Juli gebildet.
Das, so mussten die Christen feststellen, war allerdings als einziges von den konfessionslosen Lübbenern gut angenommen worden. Vielen der anderen Abendveranstaltungen gelang es nicht - wie erhofft - eine Brü-cke zwischen Kirche und Bürgern zu schlagen. "Vielleicht waren die Schwellenängste zu groß", überlegt Pfarrer Kliemank, "vielleicht haben die Lübbener es auch nicht so verstanden, dass sie eingeladen sind." ...
Darum, wie man seine Stimme erheben und sich in die Gesellschaft einbringen kann, ging es in der Abschlussveranstaltung am 11. Juli ganz konkret. "Christsein aus gutem Grund" - so waren der Vortrag des Cottbuser Generalsuperintendenten Dr. Rolf Wischnath und die anschließende Podiumsdiskussion überschrieben. Wer die Christen sind, was der Inhalt ihres Glaubens ist, und was sie wollen - das entfaltete Wischnath in seinem Referat, wohlwissend, damit ein Idealbild zu zeichnen, "hinter dem die Kirchen auch zurückbleiben". Die Kirchen müssten sich immer wieder selbst an diesem Anspruch überprüfen. Im Blick auf die Ökumene bezeichnete er die Unterschiedlichkeit der Kirchen als Chance zur Anregung und Ergänzung. Doch das genüge nicht. "Ich habe auch den Wunsch, dass wir uns noch näher kommen", sagte er mit einem Blick auf die Abendmahlsgemeinschaft.
Darüber zu diskutieren ludt die Lübbener Superintendentin Ulrike Voigt anschließend ein, besonders vier Vertreter aus der katholischen und evangelischen Kirche: Martin Habermann aus Lübben, Vizepräsident des brandenburgischen Landtages und Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Christine Dinter, katholische Religionslehrerin, Jörg Dunger, Mitglied des Gemeinde- und des Kreiskirchenrates Lübben und Dr. Rolf Wischnath. Viel Persönliches erzählten sie den Zuhörern, beispielsweise, warum der Glaube für ihr Leben unverzichtbar sei, wozu sie Christen ermutigen würden.
Eine stärkere Aktivität der Christen im Alltag mahnte einer der Zuhörer an. ... Wischnath, auch Vorsitzender des Aktionsbündnisses gegen Ausländerhass und Fremdenfeindlichkeit, forderte in diesem Zusammenhang Christen auf, "in demokratischen Institutionen Verantwortung zu übernehmen".
Warum sie sich gerade in ihrer Kirche engagieren, wurden die Gäste gefragt. Christine Dinter begründete ihr Engagement als katholische Religionslehrerin: "Traditionen helfen auszudrücken, was ich empfinde." Ihre religiöse Sprache finde sie in der katholischen Kirche. Es sei gut, dass sich jeder "auf seiner Schiene" engagiere, so Habermann. Wie er bekräftigte auch Wisch-nath, dass er sich über die wachsende Ökumene freue. Diese Pflanze sei zu pflegen. Er sei dankbar, "in einer Zeit zu leben, wo das immer mehr zum Bewusstsein unter Christen wird."
Ein Bewusstsein, dass übrigens am Ende der Festwoche der Lübbener Kirchen steht. Trotzdem es hier schon gute Kontakte zwischen Katholiken und Protestanten gibt, resümiert Pfarrer Kliemank: "Wir sind uns näher gekommen."
Juliane Schmidt (gekürzt)
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 23.07.2000