Katholiken feierten Jahrestag der Kirchen-Grundsteinlegung
Klein Oschersleben
Klein Oschersleben (tdh) - Heute, da die Christen unabhängig geworden seien vom Gebet um eine gute Ernte im Bördeland, sei es Zeit, neu zu verstehen, "dass wir Geschöpfe und nicht Schöpfer sind", schrieb Pfarrer Joachim Petasch in die Festschrift, die zum 100-jährigen Bestehen der Klein Oscherslebener St.-Marien-Kirche erschienen ist.
Am 24. Juni 1900 war der Grundstein des Gotteshauses gelegt worden. Für die katholische Gemeinde war dieses Jubiläum Anlass, einen festlichen Gottesdienst mit dem Magdeburger Weihbischof Gerhard Feige, mit Generalvikar Theodor Stolpe und Pfarrern aus den Nachbargemeinden zu feiern. Beim anschließenden Beisammensein im Pfarrsaal wurden Erinnerungen ausgetauscht, die auch durch eine kleine Ausstellung mit Fotos und Dokumenten genährt wurden.
Manches historische Detail ist auch in der Jubiläums-Festschrift festgehalten. Von den anfänglich heftigen Spannungen mit den evangelischen Christen des Ortes ist dort beispielsweise zu lesen, von der katholischen Schule, die wie bei vielen katholischen Gemeindegründungen des vergangenen Jahrhunderts noch vor dem Kirchbau Priorität hatte, vom Auf und Ab des katholischen Vereinslebens, von den Bemühungen, nach dem Krieg Flüchtlinge und Vertriebene zu integrieren und den Einflüssen atheistischer Erziehung und Politik.
Der Geistliche Rat Heinrich Kohle, der in den 60er Jahren Pfarrvikar in Klein Oschersleben war, und der ehemalige Wehrmachts-Jagdflieger Franz F. Winter, dessen Flugzeug im April 1945 über dem Bördedorf abgeschossen wurde, bereicherten das Fest mit ihren persönlichen Erinnerungen.
Zu der St.-Marien-Gemeinde, die im vorigen Jahrhundert von zugewanderten Schnittern und Industriearbeitern aus dem Eichsfeld, aus Oberschlesien und der Börde gegründet worden war, gehören heute noch 229 Gläubige in Klein Oschersleben, Groß Germersleben und Peseckendorf.
Bei den Sonntagsgottesdiensten, die in Klein Oschersleben seit 1985 vom Hadmerslebener Pfarrer geleitet werden, feiern etwa 30 bis 40 Gemeindemitglieder mit.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 23.07.2000