Alter heiliger Berg mit neuem Leben
Wittenberg
Wittenberg (tdh/mn) - Ein acht Meter hohes Kreuz aus Edelstahl ist am 9. Juli auf dem Apollensberg bei Wittenberg geweiht worden. Etwa 400 Christen verschiedener Konfessionen waren bei dem Festakt dabei, mit dem gleichzeitig auch eine Station des Kirchenpfades in der Expo-Korrespondenzregion Dessau-Wittenberg-Bitterfeld eröffnet wurde. Viele Besucher hatten Blumen mitgebracht. Sie steckten die Blüten in eine Girlande aus wildem Hopfen, mit der das Kreuz dann geschmückt wurde.
Der baptistische Pastor Michael Kuhn sagte in seiner Ansprache, dass das Kreuz bei den Nichtchristen nicht unumstritten sein werde. Manche würden darin lediglich ein Symbol des Todes sehen. Die Christen sollten dem ganz bewusst ihr eigenes Verständnis des Kreuzes als Zeichen des Lebens, der Versöhnung und des Friedens entgegensetzen.
Die Initiative für die Errichtung des Kreuzes war von einem eigens gegründeten Förderverein ausgegangen. Es solle ein Zeichen der Hoffnung für alle Menschen der Stadt Wittenberg und des Umkreises setzen und die Begegnung von Christen unterschiedlicher Konfession unter diesem Zeichen fördern, steht in der Vereinssatzung festgeschrieben.
Das Apollensbergkreuz steht auf historischem Boden. Der Heimatforscher Dr. Luitfried Bergmann weiß zu berichten, dass auf dem Berg um 1376 eine in Kreuzform gebaute Kapelle stand, die der Muttergottes geweiht war. Auf Geheiß von Kurfürst Johann Friedrich wurde die Kapelle 1542 wieder abgerissen. Nach dem Zweiten Weltkrieg bis zur Wende war der Berg Sperrgebiet, da dort eine sowjetische Radarstation stand.
Seit einigen Jahren treffen sich Wittenberger Christen hier am fünften Fastensonntag zu einer Andacht. Am 19. Juli lud der Wittenberger Diakon Ulrich Reimann, der Vorsitzende des Fördervereins Apollensbergkreuz, zu einer Wanderung ein, die von Apollensdorf aus zum Kreuz führte.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 30.07.2000