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Kloster Memleben

Sommerserie 2000/4

Die Reste der Klosterkirche MemlebenWo die königliche Pfalz Memleben im Unstruttal genau stand, lässt sich heute nicht mehr mit Sicherheit sagen, sie muss sich jedoch in unmittelbarer Nähe zum Kloster befunden haben - jenem Kloster, das noch heute zahlreiche Freunde der Romanik und Ausflügler anlockt. Zahlreiche Sicherungs- und Sanierungsmaßnahmen haben in den vergangenen Jahren dafür gesorgt, dass das Kloster Memleben für kommende Generationen bewahrt werden kann. Der Besucher betritt zuerst einen kleinen Park, der ihn zur Ruine begleitet. Das Kirchenportal selbst ist vom Hof des benachbarten Hofes zu sehen. Besonderer Anziehungspunkt ist die Krypta, die sich in ihrer alten Schönheit bis heute erhalten hat. Mit der ottonischen Monumentalkirche des 10. Jahrhunderts haben diese Bauten jedoch nichts zu tun, doch davon später.

Memleben ist ein Ort mit langer Geschichte. Erste schriftliche Erwähnungen gibt es um das Jahr 800 im Güterverzeichnis der Abtei Hersfeld. Karl der Große schenkte Hersfeld vom Königsgut "Mimelebo" einige Höfe. Im 9. Jahrhundert gelangen der Ort und seine Umgebung in das Einflussgebiet der Ludolfinger und damit tritt im 10. Jahrhundert der Ludolfinger auf, der bis heute in Memleben präsent ist: König Heinrich der I. Es heißt, dass der Ort sein Lieblingsaufenthalt war. Mehrmals besuchte der deutsche König den Ort im Unstruttal. Im Jahr 936 stirbt Heinrich in Memleben und wird in Quedlinburg begraben. Sechs Jahre später ordnet sein Sohn - Otto I. - den Bau der Marienkirche zum Gedenken an seinen Vater Heinrich an. Maßgeblich beteiligt an dieser Entscheidung war seine Mutter, Königin Mathilde. Auch Otto - der ers-te deutsche Kaiser - stirbt in Memleben und wird 973 im Magdeburger Dom beigesetzt. Seine Eingeweide bestattete man in der Memlebener Marienkirche. Nach Ottos Tod sollen die Fürsten des Reiches gleich in Memleben den Treueeid auf seinen Nachfolger Otto II. geleistet haben. Dieser wiederum stiftet - vermutlich auf Betreiben seiner Frau Theophanu - bei der Marienkirche ein Benediktinerkloster, dieses wird der kaiserlichen und päpstlichen Gewalt unterstellt. Konkret bedeutet dies: Memleben ist den mächtigsten Klöstern des Deutschen Reiches - Fulda und Reichenau - gleichgestellt. Die Gunst der Ottonen endet jedoch mit Heinrich II., der 1014 die reichsfreie Abtei zu einem abhängigen Stift der Hersfelder Abtei verwandelt. Über die Motive dafür vermutet zu Anfang des vorigen Jahrhunderts der Autor Hermann Grössler, dass Heinrich vom Hass gegen die "Lieblingsschöpfung" seiner Vorgänger getrieben wurde. Grösslers Buch "Führer durch das Unstruttal von Artern bis Naumburg" ist in einem Nachdruck an der Kasse des Klosters zu erwerben. Zwar wurden in den Jahren 1220 bis 1240 die Konventsgebäude und die Kirche neu gebaut, doch Grössler beschreibt das Dasein des Klosters als "ärmlich und bedeutungslos". Bevor das Kloster Memleben 1548 durch den sächsischen Kurfürsten Moritz aufgehoben wurde, kam es 1525 im Bauernkrieg zu Plünderungen. Schon zu dieser Zeit leben in Memleben nur noch der Propst und zwei Mönche.

Wieder entdeckt wurde Memleben 1833 vom preußischen Baumeister Karl Friedrich Schinkel. König Friedrich Wilhelm IV. - der Romantiker auf dem preußsischen Königsthron - interessierte sich für das alte Kloster und ließ den Boden im oberen Chor mit Platten auslegen, um so die darunter befindliche Krypta zu schützen. Die einstige ottonische Monumentalkirche war 82 Meter lang und 28 Meter breit, sie war im 10. Jahrhundert einer der größten Kirchenbauten. Leider hat sich dieser Bau nicht erhalten, wenn auch viele bis heute der Meinung sind, dass die begehbaren Ruinen auf die Zeit Ottos zurückgehen. Es wird vermutet, dass die Monumentalkirche einem Feuer zum Opfer fiel. Als Reste gelten das so genannte Kaisertor (heute Wirtschaftszufahrt), das den Südeingang zur Kirche bildete, Mauerreste der Südwand sowie der so genannte "Klotz" im Hof des Gutes. Fälschlicherweise bezeichnet sie auch Hermann Grössler als Reste der Kaiserpfalz, ein Irrtum, der im 17. und 18. Jahrhundert zur gängigen Überzeugung wurde. Erst bei Ausgrabungen im Jahr 1936 kam die wirkliche Größe der ottonischen Marienkirche wieder zum Vorschein. Eine Schautafel im Hof informiert darüber in Text und Bild.

Holger Jakobi

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, März bis Oktober von 10 bis 12 Uhr und von 13 bis 18 Uhr. November bis Februar von 10 bis 16 Uhr. Info unter (03 46 72) 60 2 74

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 31 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 30.07.2000

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