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Aus der Region

Wo warst Du Gott (Predigt Bischof Homeyer)

Concorde-Unglück

... Herr, worauf sollen wir hoffen? In diesem Gottesdienst, in den Stunden seit dem Unglück in Paris und wohl noch für lange Zeit ist in uns das stille Schreien der Toten hörbar. Könnten wir doch jetzt dieses stille Schreien wenigstens mitbeten ...! Könnten wir doch nur mehr tun, als die Trauer der Angehörigen stumm zu teilen! ... Könnten wir doch ungeschehen machen! Herr, worauf sollen wir hoffen?

Wir wollen an der Trauer der Angehörigen nicht vorüber gehen, ... darum sind wir zu Gebet und Eingedenken zusammengekommen. Unsere Betroffenheit hat sich zu bewähren an der Solidarität mit den Trauernden, am Ende auch an der Solidarität mit den Toten. Dann aber, vor den Toten, haben wir auch Rechenschaft zu geben über die drängendsten Fragen: Wo warst du, Gott, in Paris? Hast du teilnahmslos zugeschaut aus der Ferne? Hast du dich abgewandt von unserer Hoffnung? Warum hast du uns verlassen? Worauf sollen wir hoffen?

Dieser Schrei des Vermissens ist der Schrei des Kreuzes. In Paris ist das Kreuz Christi neu aufgerichtet; und wenn - Er ist es! - Gott gegenwärtig ist, dann nur so, selbst verwundet! Dürfen wir uns dann aber selbst als Antwort verweigern, dass unsere Toten in die Arme hineingestorben sind, die Jesus selbst sterbend am Kreuz ausgebreitet hat, damit alle Sterbenden in ihm liebevoll geborgen sind?

So vertrauen wir diesem Kreuz unsere Toten an. Unsere Hoffnung ist Christus: Wir vertrauen, dass er sie "wie es der Wille des Vaters ist" vom Tod zum Leben führt. Wir vertrauen, dass nichts verloren geht, dass der Tod nicht das letzte Wort ist, sondern das Leben - jenes Leben, das "kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat". Nur in dieser "Hoffnung wider alle Hoffnung" bleiben wir mit den Toten solidarisch ...

Ist das Trost? Jedenfalls keine Vertröstung. Denn wir beten für die Toten zum Gott unserer Hoffnung. Dieses Zeugnis der Liebe führt auf den Weg der Hoffnung ... Denn in Paris und in Hannover auf der Expo ist die alte Frage ... neu gestellt: die Frage nach dem guten Leben, die Frage nach einer Vision für den uns anvertrauten Menschen ...

Herr, worauf sollen wir hoffen? Auf dich allein wollen wir harren!

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 32 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 06.08.2000

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