Jetzt 4 Wochen kostenfrei Tag des Herrn lesen!
Bistum Erfurt

Moderne Kunst in Erfurter Kirchen

Projekt "Klangschatten"

Erfurt (mh) - Ein roter Teppich empfängt den Besucher im Erfurter Dom. Im Kreuzgang stehen drei riesige Kelche - auf dem Kopf und mit weißen Binden umwickelt. Und in der benachbarten Severikirche "atmen" zwei große rote Scheiben. Acht Künstler haben in diesen Tagen ihre Werke in fünf Erfurter Innenstadtkirchen aufgebaut. "KlangSchatten" heißt das Ausstellungsprojekt, das am 15. August offiziell im Beisein von Bischof Joachim Wanke eröffnet wird und bis zum 3. Oktober dauert.

"KlangSchatten" soll eine Anregung sein, sich in der heutigen Zeit mit der Bedeutung alter sakraler Räume zu beschäftigen, sagt Dr. Markus Wimmer, Direktor der Deutschen Gesellschaft für christliche Kunst und Kurator der Ausstellung. Auch der moderne Mensch habe Sehnsucht nach Ruhe und nach entsprechenden Räumen. "Die Kirchen verfügen über die Räume, aber die Menschen nutzen sie immer weniger", sagt Wimmer weiter. Die Installation zeitgenössischer Kunstwerke soll anregen, die alten Räume wieder neu wahrzunehmen und die Fragen der Menschen von heute in die historischen Gebäude hineinzunehmen.

Erste Ideen für das Projekt gehen auf das Jahr 1998 zurück, berichtet Hubertus Staudacher vom Katholischen Forum im Land Thüringen, das wie das Bischöfliche Bauamt zu den Veranstaltern gehört. Damals wollte man dem Thema "Kirche und Kunst" im Zusammenhang mit dem Kulturstadtjahr Weimar eine Ausstellung widmen, was allerdings in so kurzer Zeit nicht mehr realisiert werden konnte und damals wohl auch in der Fülle der Angebote "untergegangen" wäre. So bot sich für das Projekt das Jahr 2000 an - eine herausragende Jahreszahl und für katholische Christen außerdem ein "Heiliges Jahr". "KlangSchatten", so betont auch Staudacher, solle helfen die "Räume der Stille", über die die Kirche verfügt, wieder neu erfahrbar und erlebbar zu machen.

Natürlich verschweigen die Veranstalter nicht, dass es auch Vorbehalte gibt: Moderne Kunst in altehrwürdigen Kirchenräumen, das ist nicht jedermanns Geschmack. Aber, sagt Ordinariatsrat Wolfgang Lukassek, Leiter des Bauamtes, die Begegnung zwischen Kirche und moderner Kunst, zwischen Gemeinde und zeitgenössischen Künstlern ist notwendig. "Es muss ein Dialog stattfinden und den wollen wir mit der Ausstellung befördern." Außerdem habe es Vorbereitungsgespräche gegeben und auch während das Projekt läuft, sind Veranstaltungen geplant. So ist am 19. September (19 Uhr) in der Kunsthalle Erfurt eine Podiumsdiskussion geplant. Und zur Bistumswallfahrt (17. September) werden spezielle Führungen angeboten. Dennoch: Der Umgang mit zeitgenössischer Kunst sei ein existentieller Akt, der in der Begegnung zwischen Betrachter und Künstler geschieht, unterstreicht Markus Wimmer. Fortbildungsmaßnahmen nützten nichts. "Ob die Vorbehalte mit der Zeit abgebaut werden, muss offen bleiben."

Mehr Informationen über das Projekt Klangschatten (u. a. die Veranstaltungen) finden sie im Internet auf der Internetseite des Bistums Erfurt.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 32 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 06.08.2000

Aktuelle Empfehlung

Der TAG DES HERRN als E-Paper - Jetzt entdecken!

Aktuelle Buchtipps