Das sechste deutsch-litauische Jugendtreffen

Glöwen (dw) - Noch nie haben sich deutsche und litauische Jugendliche gleich auf Anhieb so gut verstanden wie beim sechsten Treffen der Partnerbistümer Kaisiadorys und Magdeburg. Selbst Cordula aus Berlin hatte keinerlei Schwierigkeiten mit dem "Warmwerden", obwohl sie erst in der zweiten Woche dazugestoßen ist: "Am tollsten fand ich das Lagerfeuer", erzählt sie. In froher und freundschaftlicher Atmosphäre sangen 30 Litauer und 21 Deutsche gemeinsam Lieder in beiden Sprachen und entdeckten dabei eine ganze Reihe von Melodien, die in beiden Ländern bekannt sind.

Eine besondere Prägung bekamen die diesjährigen Besinnungs- und Begegnungstage durch ihr Zusammentreffen mit dem Jahrtausendwende-Projekt des Bundes Deutscher Katholischer Jugend (BDKJ) entlang der Straße der Romanik. Das Partnerschaftstreffen fand auf dem Gelände einer alten Munitionsfabrik, das zu DDR-Zeiten von der NVA genutzt worden war, in Glöwen in der Nähe des romanischen Domes in Havelberg statt. Es war ein Standort des BDKJ-Projektes "Zwischen den Zeiten", das junge Leute zu einem Rückblick auf die vergangenen 1000 Jahre und gleichzeitig auch zur Suche nach Perspektiven für das kommende Jahrtausend einladen wollte. In der ersten Projektwoche, die am 17. Juli begann, richteten die abwechselnd von deutschen und litauischen Referenten gestalteten Katechesen den Blick auf Gestalten der Kirche, die für das zu Ende gehende Jahrtausend prägend waren: Benedikt von Nursia, Franz von Assisi und Thomas Morus hatte das Vorbereitungsteam ausgewählt. In der zweiten Woche wurde das Thema für die Gruppe anschaulich und handgreiflich. Beim Brotbacken und Kräuter-Verarbeiten im Kräutergarten des Christlichen Jugenddorf-Werkes in Havelberg, beim Choralgesang mit dem Kantor des Havelberger Domes und beim Papierschöpfen, Töpfern und Körbeflechten in Glöwen hatten die Jugendlichen Gelegenheit, in das Alltagsleben des Mittelalters "hineinzuschnuppern". Die selbst gebackenen Kräuterbrote erfreuten alle bei dem nach litauischer Sitte vor dem Schlafengehen abgehaltenen Nachtmahl. Die Arbeitsergebnisse der Gesangsgruppe waren bei einer ökumenischen Vesper zu hören, die Weihbischof Feige und der evangelische Dompfarrer von Havelberg am 28. Juli mit den Jugendlichen feierten. Auch die Abschlussveranstaltung des Projektes "Zwischen den Zeiten" am vergangenen Wochenende auf der Huysburg wurde von der Glöwener Gruppe mitgestaltet. Diözesanjugendseelsorger Thomas Kriesel und der litauische Pfarrer Algirdas Jurevicius, die das Partnerschaftstreffen zum wiederholten Male gemeinsam begleitet hatten, leiteten den Sonntagsgottesdienst auf der Huysburg, die Havelberger Sänger trugen das Salve Regina und ein Psalm vor. Zu sehen war auch eine Wäscheleine mit Höhepunkten aus 1000 Jahren litauischer und deutscher Geschichte, die in der zweiten Projektwoche entstand. Beim Durchblättern verschiedener historischer Nachschlagewerke waren die Jugendlichen auf viele Schnittpunkte ihrer Geschichte gestoßen, beispielsweise die Missionsaktivitäten des Deutschen Ritterordens auf litauischem Gebiet.