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Bistum Görlitz

Bischof Müller: Hier ist mein Ferienparadies

Oberbärenburg

Bischof Müller vor dem Hexenhäuschen"Ein bisschen ist es wie im Märchenwald", sagt Bischof Rudolf Müller. Bekleidet mit einer grauen Hose und einem weißen Shirt, die Schirmmütze auf dem Kopf, steht er auf einem kleinen Stückchen gepflegtem Rasen, das umgeben ist von hunderten von Edeltannen und Blaufichten. "Hier ist mein Ferienparadies. Hier kann ich meinen Urlaub so machen, wie ich es mir vorstellen", sagt er und setzt sich auf die Bank vor einer kleinen Laube, die er "das Hexenhäuschen" nennt.

Das Gelände gehört zu einem katholischen Erholungsheim in Oberbärenburg im Osterzgebirge, das von Grauen Schwestern geleitet wird. Bischof Müller hat die "Waldhütte" kurz nach der Wende eher zufällig kennengelernt und war sofort angetan. "Das gefällt mir hier. Ich komme wieder", sagte er damals zum Abschied und hat sein Versprechen wahr gemacht. Zum achten Mal war er in diesem Jahr in der Waldhütte im Urlaub.

Oberbärenburg - das ist für den Bischof der Ort, an dem er zur Ruhe kommen kann. "Ich bin nicht mehr der Jüngste, im nächsten Jahr werde ich 70." Da stehe ihm der Sinn nicht nach Abenteuerurlaub, gesteht er. Hinzu kommt sein anstrengender bischöflicher Alltag, in dem es nichts Regelmäßiges gibt: "Zwei Drittel des Jahres bin ich im Bistum oder im Auftrag der Bischofskonferenz unterwegs. Hier im Urlaub kann ich diesen Alltag wieder ausbalancieren." Hilfe ist ihm dabei die geregelte Tagesordnung der Schwestern, an die der Bischof sich hält. Während viele sich in den Ferien mal so richtig ausschlafen wollen, beginnt der Tag für ihn früh, um 7 Uhr geht er mit den Schwestern in die Kapelle, eine halbe Stunde später ist heilige Messe. "Ich tue das gern. Es ist mein Dankeschön dafür, dass die Schwestern mich ziemlich verwöhnen, wenn ich hier bin", gesteht er.

Die Waldhütte Oberbärenburg - das war vor allem zu DDR-Zeiten ein beliebter Urlaubs- und Erholungsort für katholische Christen. Im Gästebuch finden sich zahlreiche bekannte Namen: Neben dem Leipziger Propst Ernst Pfeiffer oder dem langjährigen Regens von Neuzelle, Paul Ramatschi, haben Kapitelsvikar Ferdinand Piontek und die Bischöfe Bernhard Schräder und Heinrich Theißing sich hier verewigt. Häufig war Bischof Gerhard Schaffran zu Gast, vor allem zum Skilaufen im Winter. Einer großzügigen Spende von ihm sind übrigens auch die vielen Blaufichten und Edeltanne zu verdanken, mit denen die Schwestern das Gelände Anfang der 80er Jahre umgestalteten. 1920 haben die Grauen Schwestern das Haus von einer adeligen Familie als Stiftung zur Erholung für Ordensfrauen erhalten. Seit den 40er Jahren gibt es hier einen eigenen Konvent. Heute verfügt die Waldhütte über elf Gästebetten, die aber nur selten voll ausgelastet sind.

Zurück zu Bischof Müller: Wie verbingt er seine Urlaubstage? Zunächst bietet sich natürlich das Wandern an, "endlich mal wieder in Bewegung kommen". Schöne und einsame Wanderwege hat er inzwischen im Osterzgebirge erkundet. So ganz kommt er natürlich aus seinem Dienst als Bischof auch während der Ferien nicht heraus. Wenn andere Gäste im Haus sind, isst er mit ihnen oder nimmt sie mit auf eine Wanderung. So manche Urlaubsbekanntschaft habe sich hier entwickelt.

Urlaub, dass sei für ihn auch die Zeit, dass zu tun, wozu er sonst nicht kommt: "Manchmal verkrieche ich mich einfach an meinen Lieblingsplatz." Zwischen den Tannen und Fichten hat er eine Ecke, dort stellt er sich einen Stuhl hin und liest einen Krimi. "Und ich kann auch alle meine Postschulden abarbeiten." In diesem Jahr war der Berg besonders hoch, denn kurz vor seinem Urlaub feierte er Geburtstag und den Priester- und Bischofsweihetag. "Da hat mich das schlechte Wetter in diesem Jahr nicht gestört."

Dankbar ist der Bischof, dass er seinen Urlaub ungestört verbringen kann. Das Bistum weiß er in guten Händen, denn im Dienst ist der Generalvikar, "der mich auch so gut wie möglich abschottet". Und manche Termine, für die ein Bischof unentbehrlich ist, übernimmt der Görlitzer Alt-Bischof Bernhard Huhn für ihn. So gelinge es ihm, wirklich abzuschalten: "Die echten Probleme nimmt man zwar mit, weil man sie sowieso tief in seinem Herzen hat." Aber die ganzen kleinlichen Auseinandersetzungen und Streitereien, mit denen es ein Bischof in seinem Alltag manchmal auch zu tun hat, "die kann ich hier vergessen".

Reichlich drei Wochen ist Bischof Müller in diesem Jahr wieder in Oberbärenburg gewesen. Wenn nichts dazwischen kommt, wird er auch im nächsten Jahr seinem Ferienparadies treu bleiben. Einen anderen Ort brauche er nicht, um einen Traumurlaub zu verbringen. Doch einen Wunsch hat er: "Dass ich einmal, wenn ich den Urlaub antrete, sagen kann, ich haben alles geschafft, was ich schaffen wollte". Die Erfüllung dieses Wunsches aber wird wohl für einen Bischof ein Traum bleiben.

Matthias Holluba

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 33 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 13.08.2000

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