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Bistum Magdeburg

"Zwischen den Zeiten"

Huysburg

Kinder aus dem Bistum MagdeburgDingelstedt (mt) - Die Zelte sind durchweicht, die Wege dazwischen ein Brei aus Schlamm und Gras. Hunderte Füße müssen über die Wiese an den alten Gemäuern der Huysburg gewalzt sein. Von der Feuerstelle steigen kümmerliche Rauchsäulen in den traurig-grauen Himmel. Es hat aufgehört zu regnen.

"Wann wird's mal wieder richtig Sommer" müsste eigentlich jemand singen. Doch das "Mittelalter-Lager" ist verwaist. Vor dem Küchenhaus etwas abseits wirbeln dagegen Menschen umher. Leute, die Essen zubereiten, Anweisungen erhalten und erteilen, telefonieren, organisieren. Leute, die erzählen können von einer Projekt-Woche "Zwischen den Zeiten", die an diesem Samstag ihren Abschluss im Zeltlager finden sollte. 160 Kinder aus dem Bistum Magdeburg im Alter zwischen sechs und 14 Jahren campierten auf der Huysburg, lernten unter Federführung des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) Leben und Bräuche der Menschen vor 1000 Jahren kennen. Pfadfinder und Katholische Junge Gemeinde (KJG) halfen bei Vorbereitung und Ausführung.

"Letzte Nacht sind wir weggeschwommen. Wir mussten heute früh alle Kinder mit Bussen in eine Mehrzweckhalle nach Dingelstedt bringen. Schlafsäcke und Luftmatratzen waren klatschnass", berichtet Monika Krebs vom Leitungsteam über das jähe Ende des Rittertreibens. Sie sieht geschafft aus, etwas traurig und doch zufrieden. Eine spannende und lustige Woche liegt hinter ihr.

Heute abend sollte der Höhepunkt sein. Jugendliche aus zwei anderen Camps in Eckerode und der Altmark sollten dazu kommen und auf einem "Markt der Möglichkeiten" das präsentieren, womit sie sich während der Projektwoche zum Jahrtausendwechsel beschäftigt hatten. "Ein großes Bühnenprograrnm sollte stattfinden, wir hatten Bands eingeladen. Nun muss alles ausfallen. Leider", sagt Monika Krebs.

Im Vorrats- und Betreuerzelt herrscht gedämpfte Stimmung. Auch das große Rittermahl ist ins Wasser gefallen. Doch das Wetter konnte die gute Laune nicht völlig vertreiben. Dafür war die vergangene Woche zu lustig. Matthias Karsten aus Sangerhausen reißt zum Beweis seine nicht mehr ganz weiße Küchenjacke auf und deutet auf die bunten Buchstaben seines T-Shirts: "Katastrophen-Matz" - ein Spitzname für den Spaßvogel der fünfköpfigen Küchen-Truppe.

"Zehn Workshops gab es für die Kinder - die Küche war Nummer dreizehn", sagt er und lacht. "Nur einmal haben wir früh verschlafen", aber dafür hätten die Kinder als Entschädigung mehr als einmal außer der Reihe kleine Snacks erhalten. Knüppelkuchen am Lagerfeuer, nächtliches Brotbacken.

"Ich habe das Gefühl, dass es den Kindern gefallen hat. Für uns Helfer jedenfalls war es eine gute Woche", so Karsten. Regina Müller nickt und blickt kurz auf von ihrem Topf, in den sie die geschälten Kartoffeln legt. "Das Schöne für mich war auch, dass man mal wieder viele Leute gesehen hat", sagt sie. Und Gelegenheit für Begegnungen gab es für Kinder und Betreuer reichlich. Beim Kennenlernen alter Handwerksberufe, beim Ofenbauen, Korbflechten, Schafwollewaschen und -filzen, Wappenbasteln, beim Singen und beim Gottesdienst. Weihbischof Gerhard Feige feierte zur Eröffnung die Messe unter freiem Himmel. So wie der steinerne Altar auf der Huysburg fast inmitten der Zelte steht, so hatte auch Gott seinen Platz inmitten der 160 Kinder.

Vor zwei Jahren beschloss der BDKJ das Projekt "Zwischen den Zeiten" . "Wir wollten zum Jahrtausendwechsel etwas Besonderes machen. Und das sollte nicht zu Silvester stattfinden", erläutert Monika Krebs. Die Huysburg als ein zentraler Ort bot sich als Lagerplatz an, um "Zwischen den Zeiten" zu wandeln, in die Gewänder der Menschen vergangener Jahrhunderte zu schlüpfen und ein Gefühl für Vergänglichkeit und verflossene Zeit zu bekommen.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 33 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 13.08.2000

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