Förderverein auf Wallfahrt vorgestellt
Gut Glüsig
Glüsig (mh) - Seit fast einem Jahr ist Gerhard Feige Weihbischof im Bistum Magdeburg. Und doch gibt es für ihn noch immer "Ersterlebnisse", gesteht er. Die Wallfahrt zur heiligen Mutter Anna nach Glüsig am ersten Augustsonntag, bei der er den Gottesdienst feierte, gehörte dazu.
Die Glüsig-Wallfahrt geht auf eine fast 600-jährige Tradition zurück. In den letzten Jahren verzeichnet sie wieder wachsendes Interesse. Ein Grund dafür ist das neben der Wallfahrtskapelle gelegene Gut Glüsig, ein Arbeits- und Wohnprojekt, das der Caritasverband Magdeburg 1992 gegründet hat. Die diesjährige Wallfahrt wurde deshalb auch genutzt, um die Gründung eines Fördervereins für Gut Glüsig vorzustellen und um Mitglieder zu werben.
Die rund 750 Wallfahrer rief Weihbischof Feige in der Predigt auf, "nicht irgendwie, sondern bewusst und leidenschaftlich" Christ zu sein. "Nur so haben wir die Chance, in der Welt etwas zu bewegen und die Botschaft weiterzutragen." Das sei umso wichtiger, da die Menschen im Osten Deutschlands nicht so areligiös seien, wie es auf den ersten Blick scheine. Da gebe es nicht nur das "eifrige Studium von Horoskopen" oder den Glauben an außerirdische Lebenwesen, "sondern auch echte Fragen, dort, wo die Menschen nicht mehr weiter wissen". Als Beispiel nannte der Weihbischof die Kreuze an den Straßen, die nicht nur an die Unfallopfer erinnern, sondern auch "Zeichen der Sehnsucht" seien. "Wir sehen die Welt, wie sie ist, aber wir tragen einen Funken Hoffnung in uns, dass das nicht alles ist." Diesen Funke gelte es weiterzugeben.
Ein Höhepunkt der Wallfahrt war die Anwesenheit einer Gruppe von Zisterzienserinnen aus dem Kloster Helfta, die damit eine alte Tradition wieder belebten: "Nach 190 Jahren setzen Zisterzienserinnen ihren Fuß wieder hierher", freute sich Hans Könecke vom Caritasverband Magdeburg, denn auch Kapelle und Gut Glüsig gehören zu einem ehemaligen Zisterzienserinnenkloster.
Die Verbindung zwischen Gottesdienst und praktizierter Nächstenliebe, das ist für Hans Könecke das Besondere an Glüssig. Und so stellten er und Pfarrer Bernd Schacht aus Haldensleben den interessierten Wallfahrern den neu gegründeten Förderverein für Gut Glüsig vor, für den Weihbischof Feige die Schirmherrschaft übernommen hat. Gut Glüsig, das ist ein ökologischer Landwirtschaftsbetrieb, in dem benachteiligte Menschen, besonders Langzeitarbeitslose, arbeiten beziehungsweise sich qualifizieren können. Außerdem besteht für junge Leute die Möglichkeit, einen landwirtschaftlichen Beruf zu erlernen oder ein Freiwilliges Ökologisches Jahr zu absolvieren.
Um anstehende Vorhaben besser verwirklichen zu können, habe man sich jetzt zur Gründung des Fördervereins entschlossen. Seine in der Satzung formulierten Anliegen sind der Erhalt des Gutes als Zeugnis der Geschichte und Kultur, die Unterstützung von Gottesdiensten und kulturellen Veranstaltungen, Erhalt und Restaurierung der Anlage sowie die Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen der katholischen Kirche. Dabei stehen ganz konkret in der nächsten Zeit einige Bauvorhaben an: Das Gutsgebäude soll innen und außen saniert, die Außenanlagen gestaltet und das "Schäferhaus" zur Jugendbegegnungsstätte umgebaut werden.
Informationen zur Mitgliedschaft im Förderverein:
Gut Glüsig, Dorfstr. 109, 39343 Ackendorf, OT Glüsig; Tel. (03 92 02) 63 48.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 20.08.2000