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Hochmeister Friedrichs vergebliches Hoffen auf Hilfe

Sommerserie 2000/6

Schloss Rochlitz an der Zwickauer MuldeUm der drohenden Kriegsgefahr mit Polen zu begegnen verließ Hochmeister Friedrich von Sachsen seine Residenz Königsberg und ließ sich 1507 im sächsischen Rochlitz nieder. Von hier aus hoffte Friedrich, Unterstützung für den Ordensstaat in Preußen zu erlangen. Vergeblich, niemand im Reich und da-rüber hinaus interessierte sich mehr sonderlich für das Territorium, das vom Deutschen Orden zuerst teils blutig chris-tianisiert und dann friedlich kultiviert wurde. Nach der verlorenen Schlacht bei Tannenberg gegen die vereinigten litauischen und polnischen Heere (1411) erholte sich der Ordensstaat nicht mehr. Immer wieder geriet er in die Zange des aufstrebenden polnischen Königreiches. Schließlich leistete Friedrichs Nachfolger - Albrecht von Brandenburg - den Lehnseid auf den polnischen König und Preußen wurde ein weltliches Herzogtum. Damit endete die Ordensgeschichte in dem Territorium, das für die Entwicklung des Deutschen Ordens so ungemein wichtig war. Begonnen hatte alles 1226 mit einem Hilferuf des polnischen Herzogs Konrad von Masowien, der von den heidnischen Prußen bedrängt wurde. Damals residierte Hochmeister Hermann von Salza - übrigens ein Thüringer - im Heiligen Land, genauer in der ersten Residenz Akkon. Salza zögerte lange - und erst als Konrad von Masowien seine Anrechte auf das Kulmer Land und das spätere Preußen aufgab - schickte er den Ritter Hermann Balk mit fünf Brüdern in das Land an der Ostsee. Zuvor waren dem Orden vom Papst weitestgehende Rechte für das künftige Ordensgebiet zugesichert worden, so die vollkommene Autonomie ohne die Oberherrschaft des Kaisers. Am 7. Februar 1249 wurde der Frieden geschlossen, die Prußen nahmen die Taufe an und verpflichteten sich zu einem christlichen Leben, weiter mussten sie 21 Kirchen bauen und dem Orden im Kriegsfalle beistehen. Im Gegenzug dazu erhielten sie Besitz- und Erbrechte.

Wie stark die Akzeptanz des Ordens zu dieser Zeit war, zeigt sich an der breiten Unterstützung, so zog 1254/55 König Ottokar von Böhmen für den Orden nach Norden und eroberte das Samland, wo Ottokar die Stadt Königsberg gründete. Friedrich von Sachsen wollte sicher an diesen alten Idealismus anknüpfen, doch dafür war es längst zu spät. Auch im Inneren des Ordensstaates wollten nur noch wenige eine Erneuerung der alten Herrschaft, die aber doch alles erreichte, was Preußen lebensfähig machte. Ulrich Grasser (OT) schreibt dazu in seiner Broschüre "Der Deutsche Orden einst und jetzt": "Weite Flächen der Urwälder und Sümpfe wurden nach wohl durchdachten Plänen gerodet. Ohne die Dörfer der einheimischen Prußen zu schädigen, erbauten die Ordensbrüder über 90 Städte und rund 1500 Dörfer. Dadurch wurde ein lebenskräftiger Bauernstand geschaffen. Der Orden sorgte darüber hinaus für den Aufbau eines starken bodenständigen Gewerbes ... " Wichtig war auch die kulturelle Entwicklung des Landes, Kirchen wurden gebaut, Schulen gegründet, Bücher geschrieben. Nach dem Verlust des Heiligen Landes wurde nach einigen Jahren in Venedig schließlich der Hochmeistersitz ins Ordensland verlegt, an der Nogat entstand die Marienburg, eine der größten Burganlagen überhaupt.

Grabplatte des Komturs Conrad von BellersheymZu einem neuen langsamen Aufschwung nach der Säkularisierung des Ordenslandes und der Reformation kam es erst im kaiserlichen ÷sterreich. So wurde im 19. Jahrhundert durch den südtiroler Ordenspriester Peter Rieger ein Schwesternzweig gegründet, der heute beispielsweise in Tschechien und Slowenien eine Renaissance erlebt. Mit dem Ende der österreichisch-ungarischen Monarchie 1918 wurde der Orden in eine rein geistliche Gemeinschaft umgewandelt, in der Priester, Brüder und Schwestern leben. Laien engagieren sich im so genannten Familareninstitut, eine Art dritter Orden, der seine Ursprünge im Mittelalter hat und erst im vergangenen Jahrhundert wieder belebt wurde. Trotz aller zeitbedingten Widersprüchlichkeit in der Geschichte vereint die Mitglieder des Deutschen Ordens bis heute eines, das ritterliche Handeln für den Menschen aus der Liebe zu Jesus Christus heraus. So wurde beispielsweise die Hospitalarbeit seit der Gründung im Jahr 1190 niemals aufgegeben.

Im sächsischen Rochlitz erinnert an die drei Jahre, in denen Hochmeister Friedrich bis zu seinem Tod im Jahr 1510 die Burg bewohnte, nur noch die alte Bausubstanz. Dazu gehört vor allem die spätgotische Kapelle, die während der ÷ffnungszeiten des Museums zugänglich ist. Wer sich aber mal so einen richtigen Deutschordensritter ansehen möchte, der kann es in der Wechselburger Stiftskirche tun. Dort befindet sich die Grabplatte des Komturs Conrad von Bellersheym. Wechselburg - das heutige Benediktinerkloster - gehörte bis zur Reformation dem Deutschen Orden. Noch heute ist das schwarze Kreuz auf weißem Grund im Wappen des Ortes zu finden und in der Stiftskirche erinnern zwei Schlusssteine an die inzwischen über 800-jährige Ordensgeschichte.

Holger Jakobi

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 34 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 20.08.2000

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