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Aus der Region

Weitere Hilfe für Familien in Santiago Atitlan

Guatemala

Kinder beim Weben der RKW-BändchenSie verkündeten in den Dörfern der Maya-lndianer als Katecheten die Frohe Botschaft, 26 Männer aus einem Dorf in Guatemala wurden dafür von den Militärs getötet. Ein Schicksal, das Tausende in dem mittelamerikanischen Land teilen mussten - sie wurden verschleppt, gefoltert, verschwanden für immer. Wer in Guatemala das Evangelium aktiv weitergab und sich für die Armen engagierte, der kam schnell in den Ruf, ein Kommunist zu sein. Heute leben die Kinder und Frauen dieser Männer am Rande der Ortschaft San- tiago Atitlan. In manchen Familien sind sogar die Mütter getötet worden. Die Waisen werden nun unter groen Entbehrungen in der Verwandtschaft versorgt. Um den Kindern und den überlebenden Witwen eine Zukunft zu ermöglichen, wurde ein Projekt ins Leben gerufen, dessen erste Früchte Teil der diesjährigen Religiösen Kinderwoche (RKW) sind.

Für jedes Kind, das an der RKW teilnahm, gab es zum Zeichen der Verbundenheit ein Freundschaftsband, gewebt von diesen etwa zwölf bis 17-jährigen guatemaltekischen Jugendlichen. Ein extra für sie engagierter Lehrer brachte ihnen das Weben bei und alle haben jetzt ihren eigenen Webstuhl. Damit war für eine gewisse Zeit für die 26 Familien ein bescheidener Lebensunterhalt abgesichert.

Der Chemnitzer Kaplan Klaus-Michael Tschöpe kennt die Situation in Guatemala recht gut, mehrmals besuchte er das mittelamerikanische Land. Er berichtet, dass die betroffenen 26 Familien am Rande der Gesellschaft leben. "Sie sind so arm, dass sie oft zusehen mussten, wo sie etwas zum Essen herbekommen konnten", berichtet Tschöpe. Hinzu komme eine geistige Armut, da sie völlig zurückgezogen und angstvoll leben. Die Kinder werden oft nicht zur Schule geschickt, ihre Mütter haben einfach Angst, dass sie wie ihre Väter Katecheten werden und ein ähnliches Schicksal erleiden müssen - die Gefahr, in Guatemala sein Eintreten gegen ungerechte Lebensbedingungen mit dem Leben zu bezahlen, ist trotz des vier Jahre zurückliegenden Friedensabkommens noch nicht gebannt. In dieser Situation half das Projekt wenigstens, ein kleines Einkommen zu erarbeiten. Wichtiger ist jedoch der Aspekt, dass diese Familien spüren, das es Menschen gibt, die an ihrem Leben Anteil nehmen.

So gesehen haben die Bestellungen aus Deutschland nicht nur einen materiellen Sinn. In einem Brief an die Kinder der RKW schrieben die guatemaltekischen Altersgenossen und ihre Mütter: "Gemeinsam mit euch, den Kindern, die an der RKW teilnehmen, wollen wir die Botschaft Jesu immer tiefer in unser Herz aufnehmen, damit wir fähig werden, die Liebe des Herzens an andere Menschen weiterzugeben."

Der Bürgerkrieg bedeutete für Guatemala 36 Jahre lang ein Klima von Hass, Gewalt, Angst und Schrecken. Auf bestialische Weise folterte das Militär Menschen zu Tode, Masaker in den Dörfern der Indianer gehörten zur grausamen "Normalität". Von Seiten des Ostblocks war zeitweise das Bestreben vorhanden, Guatemala zu einem zweiten Kuba werden zu lassen. Man bildete sogar Guerilla-Gruppen dafür aus und versorgte sie mit Waffen. Doch die Rebellen wurden in die Berge zurückgedrängt, von wo aus sie jahrzehntelang ihren Kampf weiterführten. Verlierer des Krieges waren wie so oft die Èrmsten der Armen, besonders die Maya lndianer. Jetzt befindet sich das Land in einer Befriedungsphase. Dennoch ändert sich an der Armut wenig. So ist es oft vonnöten, dass die Kinder ihren Beitrag zum öberleben der Familien leisten. Die Regierung hat - auf Druck der Weltöffentlichkeit - Gesetze erlassen, die die Kinderarbeit verbieten. Das führt aber für die Kinder selbst wieder zu neuen Problemen. Beispielsweise arbeiteten bisher einige Kinder in Supermärkten der Hauptstadt, wo sie die gekauften Artikel der Kunden einpackten. Diese Arbeit ist - ähnlich der Webarbeiten der Waisenkinder von Santigo Atitlan - eher leicht und lässt sich auch dann durchführen, wenn die Kinder die Schule besuchen. Andererseits bleibt für Kinder der ärmsten Familien kaum eine Alternative, die menschlicher ist. Sie sehen sich dann gezwungen, für einen Hungerlohn - illegal - auf Plantagen von Grogrundbesitzern zu arbeiten oder Holz in schweren Bündeln aus dem Wald zu schleppen, um es für ein paar Centavos auf dem Markt zu verkaufen.

Das gewebte Täschchen aus GuatemalaKaplan Klaus-Michael Tschöpe ist es wichtig, diese Familien in Guatemala auch in Zukunft nicht allein zu lassen. Daher entschloss er sich zusammen mit der Redaktion des Tag des Herrn, eine gröere Anzahl von Taschen zu bestellen, die beispielsweise zum Aufbewahren von Stiften genutzt werden können. Vorfinanziert wurde die Aktion vom Kindermissionswerk in Aachen. Klaus-Michael Tschöpe ist bewusst, dass es nur der sprichwörtliche Tropfen auf den heien Stein ist, aber: "Dieser neue Auftrag ist für uns eine konkrete Möglichkeit, von Deutschland aus aktiv zu helfen." Aber es gibt auch eine noch tiefere Chance. Die Kinder der ermordeten Katecheten von Santiago Atitlan und ihre Mütter äuerten den Wunsch, dass die Menschen lernen, sich füreinander verantwortlich zu fühlen und die Botschaft Jesu gemeinsam zu verstehen.

Die Täschchen, die in diesen Tagen auf die nach Deutschland gehen, gibt es in zwei Varianten: mit Kindermotiv (wie oben abgebildet) oder mit einem neutralen Motiv. Durch den Kauf der Täschchen unterstützen sie die Familien in Santiago Atitlan und setzen ein Zeichen der Verbundenheit - über Kontinente hinweg. Der gesamte Erlös kommt dem Projekt zugute.

Bestellungen richten sie bitte an folgende Adresse:

Tag des Herrn - Leseraktion

PF 260 128

04139 Leipzig

oder per e-mail an tdh@st-benno.de.

Bitte geben sie ihre Adresse sowie Art des Motivs und die Anzahl der Täschchen an, die sie bestellen möchten. Preis pro Tasche: DM 12,00

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 35 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 27.08.2000

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