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Bistum Magdeburg

Kirchenräume erfahrbar machen

SAM-Mitarbeiter erhalten Ausbildung zum Kirchenführer

Merseburg / Magdeburg (ep) - Die Pfarrkirche St. Norbert in Merseburg soll täglich für Besucher zugänglich sein. Das möchten Gemeinde und Pfarrer und haben Walburga Salostewitz (58), Waltraut Uhlemann (57) und Jürgen Bartossek (60) beauftragt, Tag für Tag für eine offene Kirche zu sorgen. Seit 1. August sind die beiden Frauen und ihr Kollege im Rahmen einer Strukturanpassungsmaßnahme (SAM) dafür angestellt, die Kirche morgens auf- und abends wieder zuzuschließen, das Gotteshaus zu beaufsichtigen, Interessierten Rede und Antwort zu stehen, aber sich zum Beispiel auch um den Blumenschmuck zu kümmern oder Informationsmaterial zu erarbeiten.

Seit kurzem nun fahren die drei zudem jeden Montag nach Magdeburg, wo sie an einer einjährigen berufsbegleitenden Ausbildung zum Kirchenführer teilnehmen. Das Geld dafür kommt vom Europäischen Sozialfond, während die SAM-Anstellung in der Gemeinde über das Landesprogramm "Aktiv zur Rente" für Arbeitslose über 55 Jahre mit Mitteln der Arbeitsförderung und des Landes Sachsen-Anhalt finanziert wird. Die Arbeitsämter stellen wie bei jeder SAM zunächst für zwei Jahre eine Grundförderung von rund 1050 Euro pro Monat und Stelle zur Verfügung, ein Landeszuschuss von rund 250 Euro kommt hinzu. Insgesamt soll die Maßnahme fünf Jahre laufen. Trägerin des "Aktiv zur Rente"-Projekts "Kirchen aufschließen - Kirchenräume erfahrbar machen" ist die Qualifizierungs- und Strukturförderungsgesellschaft Genthin.

Die berufsbegleitende Kirchenführer-Ausbildung in Magdeburg soll die insgesamt 18 Teilnehmer aus zehn Gemeinden dazu befähigen, Interessierte - zum Beispiel Schülergruppen - durch das Gotteshaus ihrer Gemeinde zu führen und ihnen den Kirchenbau, seine Ausstattung und die dahinter stehenden Glaubensauffassungen zu erklären, sagt der Inititator des "Aktiv zur Rente"-Projektes , Geschäftsführer Ludger Nagel von der Katholischen Erwachsenenbildung Sachsen-Anhalt. Deshalb gehörten Grundlagen des Glaubens, Kenntnisse der Kirchengeschichte und der Baustilkunde genauso zum vermittelten Lehrstoff Didaktik und Methodik von Kirchenführungen. Nicht zuletzt sollen die Teilnehmer befähigt werden, selbst Initiativen zu entwickeln und auf Interessierte zuzugehen. Dafür sollen die angehenden Kirchenführer rhetorisch geschult werden. Schließlich sei es für viele ungewohnt, über den Glauben zu reden, sagt Nagel. "Wenn es gelingt, die Teilnehmer ein Stück sprachfähiger zu machen, so ist dies eine Investition über die SAM-Zeit der Beteiligten hinaus für ein vielleicht ehrenamtliches Engagement im Alter", hofft der Erwachsenenbildner.

Walburga Salostewitz jeden-falls fand die erste Ausbildungseinheit in Magdeburg sehr interessant. Die Mitstreiter aus den anderen Orten seien meist in ähnlicher Situation wie sie selbst und froh über die gebotene Chance. Als Problem habe sich in der ersten Ausbildungsrunde herausgestellt, womit auch die Merseburger - wenn auch in geringerem Maße - zu kämpfen haben: Es fehlt nicht selten in den Gemeinden an geeigneten Räumen, in denen die SAM-Angestellten zum Beispiel schriftliche Arbeiten verrichten oder sich bei Kälte zeitweise aufhalten können.

Obwohl die Projektteilnehmer nur begrenzt als Kirchenführer gefordert sind (fast alle Gotteshäuser stammen aus dem 19./ 20. Jahrhundert), mangelt es neben der Aufsichtsfunktion nicht an weiteren Aufgaben: Walburga Salostewitz, Waltraut Uhlemann und Jürgen Bartossek haben schon ein Informationsblatt über die Gemeindegeschichte und die St. Norbert-Kirche in deutsch und französisch erarbeitet. Eine russische und eine englische Fassung folgen. Die Gemeindechronik ist inzwischen bis zum Jahr 1999 vervollständigt. Und große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus, so Jürgen Bartossek: Im Sommer will die Gemeinde ein Straßenfest organisieren und dabei nicht zuletzt die Kirche mit ihrer Krypta und der Reliquie des heiligen Norbert in den Blickpunkt der Öffenlichkeit rücken.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 2 des 52. Jahrgangs (im Jahr 2002).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Mittwoch, 09.01.2002

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