Priesteramtskandidat Marko Vogler
Vorgestellt
Ursprünglich wollte Marko Vogler nur seine Freisemester (drittes Studienjahr) in Rom verbringen. Doch aus dem geplanten Intermezzo ist ein längerer Aufenthalt geworden: Schon zwei Jahre lebt der Priesteramtskandidat in der Stadt am Tiber, und es werden mindestens drei, wenn nicht mehr Jahre werden.
Marko Vogler stammt aus Althaldensleben. "Meine Eltern und meine beiden Schwestern leben dort. Wir sind eine richtige Oll'ner (Althaldenslebner) Familie", sagt der 26jährige, der zunächst in der Wendezeit den Beruf des Werkzeugmachers zu lernen begann, die Ausbildung aber abbrach und von 1991 bis 94 im Kolleg Norbertinum Abitur machte. Im Herbst 1994 fing der damals 20jährige in Erfurt an, Theologie zu studieren. In der Mitte des zweiten Studienjahres stand dann für ihn wie für seine Kommilitonen auch die Frage: Wo verbringe ich die beiden Freisemester?
"Da ich mich schon im Norbertinum für Russland, aber auch für Rom und Italien interessierte, entschied ich mich, ein Jahr nach Russland zu gehen, um dort in der Gemeinde mitzuarbeiten und gleichzeitig Zivildienst zu leisten", erzählt Vogler. Als alle Vorbereitungen dafür abgeschlossen waren, kam das Angebot, nach Rom zu gehen. Zu spät. Neun Monate arbeitete der inzwischen 22-jährige bei Pfarrer Bernhard Scholz (einem Berliner Priester) in Slawgorod (300 bis 400 Kilometer südwestlich von Nowosibirsk an der Grenze zu Kasachstan) in der Seelsorge mit, übernahm Katechesen, half bei der Gottesdienstgestaltung und hielt auch die erste "Beerdigung seines Lebens", weil der Pfarrer verreist war. Zwei weitere Monate war Vogler dann in Tal'menka (südlich von Nowosibirsk) bei Pfarrer Thomas Höhle (ebenfalls Berliner Priester).
Gegen Ende der Zeit in Russ-land erfuhr Marko Vogler, dass Professor Erwin Gatz vom Collegio teutonico in Rom für ein weiteres Jahr einen Studenten für die wissenschaftliche Mitarbeit suchte und damit die Möglichkeit bestand, auch in Rom studieren zu können - eine Chance, die Vogler in Absprache mit Bischof Leo Nowak nutzte. "Weil an der Gregoriana ein ähnliches Prüfungssystem wie in Erfurt besteht, konnte ich in Rom weiterstudieren", sagt Vogler.
Untergebracht ist der Priesteramtskandidat in der Ewigen Stadt im Kollegium Germanicum et Hungaricum, dem Seminar für Theologiestudenten und promovierende Priester aus dem deutschsprachigen Raum. Hier leben und arbeiten Theologen aus Österreich, der Schweiz, den Benelux-Staaten, aus Slowenien, Nordrumänien und Ungarn. An der Päpstlichen Universität Gregoriana hingegen, an der Vogler studiert, sind alle Kontinente vertreten, erzählt der Haldenslebner. Zudem seien nicht nur römisch-, sondern auch griechisch-katholische Studenten dabei. Und vom Germanicum her gebe es Kontakte zum Beispiel zum Kolleg des armenischen katholischen Ritus gleich gegenüber. Marko Vogler freut sich über die Möglichkeit, an der Gregoriana neben der Theologie auch ein wenig Kunst studieren zu können. "Im vergangenen Jahr gab es zum Beispiel eine Vorlesung über das Jüngste Gericht Michelangelos", erzählt er. Überhaupt seien es nicht zuletzt die vielen Kunstwerke, die ihn an der Stadt faszinierten, so der junge Mann, der musikalisch vor allem auf Johann Sebstian Bach steht: "80 Prozent meiner CD's sind von Bach."
Nach Kontakten unter den Deutschen in Rom gefragt, erzählt der Theologiestudent vom deutschsprachigen ökumenischen Gesprächskreis, an dem er selbst regelmäßig teilnimmt. Im Studium interessiert sich Marko Vogler vor allem für kirchenhistorische und dogmatische Fragen etwa der Trinitätslehre, also der Beziehung zwischen den göttlichen Personen. "Wenn ich nach der Weihe promovieren sollte, würde ich gern Spiritualität studieren", erzählt der Priesteramtskandidat weiter. "Das findet man in Deutschland kaum und ist gerade für unsere Gegend wichtig", so der junge Mann, der sich selbst durch das Leben im Germanicum als jesuitisch geprägt bezeichnet und als weitere interessante geistliche Richtungen die karmelitische Spiritualität, aber auch die Mystik und die geistlichen Impulse Nikolaus von der Flue nennt.
"Wenn nichts dazwischen kommt, werde ich nächstes Jahr zum Diakon geweiht", sagt Vogler. "Früher waren Diakon- und Priesterweihe immer hier am Germanicum. Und auch heute will man möglichst alle hier weihen. Ich möchte aber mindestens die Priesterweihe in Magdeburg empfangen. Zu Hause ist das schließlich ein Ereignis für das ganze Bistum."
Eckhard Pohl
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 27.08.2000