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Mit ihrer Kunst im Greizer Park

Gedächtnisaustellung für Elly-Viola Nahmmacher im Greizer Sommerpalais

Plastik Greiz (jak) - Die Künstlerin Elly-Viola Nahmmacher habe eine unerschütterliche Zuversicht ausgezeichnet, dass das was geschehen soll auch wirklich geschieht und all das was gelingen soll, gelingt. Dies betonte ihre langjährige Freundin und Briefpartnerin Gisela Luginbühl aus Basel in der Schweiz. Frau Luginbühl sprach aus Anlass der Eröffnung einer Gedächtnisausstellung für Elly-Viola Nahmmacher am 31. März im Greizer Sommerpalais. Bis zum 4. Juni sind dort zirka 100 Arbeiten - vorwiegend Holzskulpturen und einige Metallarbeiten - der thüringer Künstlerin zu sehen. Ein Großteil der gezeigten Stücke stammen aus dem Nachlass und so sind die Verantwortlichen besonders den Töchtern von Elly-Viola Nahmmacher für ihr Entgegenkommen dankbar. Ein Tenor der Ausstellungseröffnung - gemeinsam von den Angehörigen und Greizer Bürgern getragen - war die Aussage, dass das Werk von Elly-Viola Nahmmacher eine bleibende Heimat in Greiz haben müsse. Gemäß dem Wunsch der Mutter wird ihr Nachlass als Deuerleihgabe an die Stadt Greiz übergeben. Zudem sehe sich die Stadt in besonderer Verantwortung, sich um dieses Erbe besonders zu kümmern.
Gisela Luginbühl betonte weiter, dass Elly-Viola Nahmmacher einen unverlierbaren Platz in der Sakralkunst des 20. Jahrhunderts einnehme. Zwar verstand sie sich nie als Kirchenkünstlerin, der christliche Glaube und die innere Auseinandersetzung mit ihm sind dennoch das Lebensthema der Nahmmacher geworden. Erinnert wurde auch an die Schwierigkeiten, die ihr in der DDR gemacht wurden. Stellvertretend seien hier ihr Ausschluss aus der Akademie der bildenden Künste und die Überwachung durch den Staatssicherheitsdienst genannt. Gisela Luginbühl nannte dies einen Zustand der Vogelfreiheit, der es ihr aber trotz aller Nachteile gestattete, im Einklang mit ihrem Denken zu arbeiten. Andererseits erhielt Elly-Viola Nahmmacher auch Zuspruch, so vom systemkritischen Lyriker Reiner Kunze.
Neben den persönlichen Erinnerungen von Gisela Luginbühl würdigte der Greizer Winfried Arenhövel die Künstlerin. Er betonte, dass das Werk von Elly-Viola Nahmmacher in seiner Vielzahl erst noch erschlossen werden muss. Unter anderm ging Arenhövel auf ihre Beziehungen zum ostthüringischen Greiz ein. Ist es doch die Stadt, in der Elly-Viola Nahmmacher lebte und fast ihr gesamtes umfangreiches Werk schuf. Selbst schreib sie in ihren Erinnerungen an Greiz: "Greiz - kein geografischer Begriff, mehr ein religiöser Vorgang. Da ist ein ehemals fürstlicher Park mit Bäumen - mit Alleen, Zypressen, Linden, ... sehr alter Baumbestand, bei jedem Sturm stürzen die kernfaulen alten Bäume um, dann kommt am anderen Morgen ein kleiner Lieferwagen mit ausgesuchten bizarren Ästen und Stämmen jeder Stärke und Länge in das Gartenatelier am Ende der Carolinenstraße, und da beginnt die bezaubernste Arbeit des Nachdenkens, was in den jeweiligen Baumstücken drin sein könnte ... " Ihre persönlichen Erinnerungen an Greiz, geschrieben in der wohl empfundenen Geborgenheit der Familie, schließen mit dem Satz: "Nur wenn die Linden blühen, umgibt mich ein Hauch von Sehnsucht und Wehmut nach Greiz." Winfried Arenhövel fügte hinzu: "Jetzt, da die Linden zu blühen beginnen, ist Elly-Viola Nahmacher in ihrer Kunst hier im Greizer Park." Weiter wies Winfried Arenhövel darauf hin, dass sich die Werke der Nahmmacher in besonderer Weise zum meditieren und nachdenken eignen. "Weil ihre Arbeiten in zahlreichen Kirchen stehen, wird die Betrachtung über ein bloßes Schauen hin zur Meditation führen", betonte Arenhövel. Weiter sagte er: "Wo sich ein Kunstwerk solcherart erschließt, bleibt es lebendig, hält es den Schöpfer wie auch den Betrachter am Leben."

Seinen Wunsch, dass die Menschen das Nahmmachersche Werk neu entdecken, brachte der Direktor der Staatlichen Bücher- und Kunstsammlung Greiz, Gotthard Brandler zum Ausdruck. Abschließend betonte Brandler den Charakter einer Gedächtnisausstellung, fällt sie doch in die Jahreszeit, in der die Künstlerin am 5. Mai vergangenen Jahres verstarb. Die Ausstellung im Gartensaal des Sommerpalais soll dazu beitragen, das künstlerische Werk und das Leben Elly-Viola Nahmmachers im Gedächtnis zu behalten. Und nicht zuletzt seien alle eingeladen die christlichen Kernworte "Glaube, Hoffnung und Liebe" mit in ihr Leben hinauszunehmen.

Öffnungszeiten bis 4. Juni: Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr (Ostermontag ist die Ausstellung ebenfalls geöffnet)

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 15 des 51. Jahrgangs (im Jahr 2001).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 15.04.2001

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