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Bistum Görlitz

Leben in Fülle

Görlitzer Bistumswallfahrt

Neuzelle - "Die Christen stehen im Ruf, sie seien lebensfremd und lebensverneinend; eine Religion der Schwachen. Aber wir wissen, dass das nicht stimmt." Mit diesen Worten leitete der Berliner Kardinal Georg Sterzinsky seine Predigt anlässlich des Wallfahrtsgottesdienstes der Katholiken im Bistum Görlitz ein. Die Kirche sei für Schwache und Kleine natürlich offen. Sie müssten dort aber nicht resignieren und ihre Hoffnung fahren lassen, sagte der Gast aus Berlin weiter. Im Gegenteil: "Sie sollen Leben empfangen, ein Leben in Fülle erwarten." "Leben in Fülle" - unter diesem Motto stand der ganze Tag mit seinen bunten Angeboten rund um die Stiftskirche - obgleich auch Regen in Fülle vorhanden war.

Der Berliner Erzbischof Sterzinsky hatte die Einladung nach Neuzelle gerne angenommen. Nicht nur, um an die gemeinsamen Wurzeln der Bistümer Görlitz und Berlin in der Diözese Breslau und ihre Verbundenheit miteinander zu erinnern. Sein eigener Lebensweg ist mit Neuzelle eng verbunden: Vor 40 Jahren besuchte er hier das Priesterseminar Bernardinum und feierte in der Stiftskirche viele Gottesdienste.

Im Anschluss an die Messe hatten die Wallfahrer noch Gelegenheit, den Kardinal ein bisschen "auszuhorchen". In einem Podiumsgespräch, gemeinsam mit Bischof Rudolf Müller und einem zweiten Gast, dem Seelsorger der deutschen Katholiken in Breslau, Pater Bernhardin Leisner, nahm er beispielsweise zur Zukunft der Kirche Stellung. Er berichtete vom Berliner Pastoralforum. Im Erzbistum sei geplant, die Seelsorge künftig nicht nur auf Pfarrgemeinden zu konzentrieren. Gegenwärtig werde eine kategorialen Gliederung geplant. Ein Anfang seien etwa regelmäßige Künstlergottesdienste oder Messen für die neu zugezogenen Politiker und ihre Familien. Eine solche Entwicklung, so betonte er auch, könne aber nicht auf die zumeist ländlich geprägten Gebiete im Bistum Görlitz übertragen werden. Bezogen auf ein weiteres Thema, die Stellung von Familien in der Gesellschaft forderte er allerdings die Görlitzer und Berliner in gleicher Weise heraus. Die Familien müssten ermutigt werden, sich selbst zu melden, ihre Ansprüche, etwa beim Ministerium selbst geltend zu machen. Auch Bischof Müller unterstrich: "Wir müssen lernen, uns ins Gespräch zu bringen, den Mund aufzumachen".

Wem zur Mittagszeit der Sinn eher nach unterhaltsamen Angeboten stand, für den war das geistliche Chorkonzert in der Stiftskirche mit dem Görlitzer Domchor unter Leitung von Thomas Seyda das Richtige. Oder die Buchlesung mit Rat Klaus Weyers. Der stellte im Pfarrhaus sein Buch "Mit Pfeffer, Salz und Bienenhonig - Bekömmliche Lebensweisheiten" vor, das gerade im St. Benno-Verlag erschienen ist. Vor der Abschlussandacht kamen dann noch einmal alle zusammen zur Wallfahrtsstunde - oder besser: zur Wallfahrtsshow. Denn mit Unterstützung der Neuhausener Band "Lätare-Kids" präsentierten Gemeinden und Verbände aus allen Ecken des Bistums ihr buntes Glaubensleben. Dabei wurde es nochmal lebendig im Kirchenschiff. Um nur einiges zu nennen: Die Jauernicker Musikanten stifteten zum Schunkeln an, die Schweriner Fußballer marschierten mit ihrem Pfarrer Bronislaw Marecik ein und die Bischöfe mussten sich im Quiz bewähren.

Juliane Schmidt

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 37 des 50. Jahrgangs (im Jahr 2000).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 10.09.2000

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